Bei Nathan wurde
eine leichte Form von Asperger diagnostiziert. Emotionen anderer zu
spüren und Intuitiv handeln ist für ihn eine echte Herausforderung.
Deshalb hat er begonnen die Handlungsformen und Ausdrucksweisen
seiner Mitmenschen zu studieren und seine Interaktionen auf dabei
erlerntes abzustimmen.
Auf Olivia, in deren
Gegenwart er Gefühle hat, die er sich bisher nicht erklären kann,
macht er den Eindruck, als könne er Gedanken lesen. Dass er weit
davon entfernt ist und seine Witze nicht immer witzig gemeint sind,
bemerkt sie nicht. Seine Fähigkeit seine Mitmenschen aufgrund deren
Körpersprache einschätzen zu können, möchte sie sich zu Nutze
machen und mit seiner Hilfe in den Kreis der erlesenen
Mitschülerinnen, der High-Society des Schulhofs, aufzusteigen.
Doch dann muss
Olivia auf unschöne Art erfahren, dass es nicht wichtig ist, ob man
angesagte Klamotten trägt, sondern nur, wer man wirklich ist.
Obwohl ich großer
Fan der TV-Serie „The Big Bang Theory“ bin, in der es mit Sheldon
Cooper eine ähnliche Figur wie Nathan gibt, sehe ich Protagonisten
mit Asperger Syndrom immer etwas kritisch, denn die durch
Situationskomik entstehenden Witze, gehen doch auf Kosten der durch
Asperger veränderte Weltanschauung. Auf der anderen Seite denke ich
jedoch, dass es auch eine Form der Aufklärung ist, uns offener
werden lässt gegenüber Mitmenschen, die sich nicht der Norm
entsprechend verhalten.
Nathan weiß schon
von Kindesbeinen an, dass er anders ist, als seine Mitmenschen.
Anders, als seine Familienmitglieder und anders, als seine
Klassenkameraden. Umso weniger versteht er, dass Olivia sich wünscht
normal zu sein, denn erstens kennt er niemanden, der so toll zeichnen
kann, wie sie, und zweitens ist sie genau richtig, so wie sie ist.
Der Einstieg in den
Roman ist mir nicht so ganz leicht gefallen, denn die Schreibe der
Autorin wirkt auf mich etwas eilig und damit auch eher oberflächlich.
Auch mit Nathans Art musste ich mich erst vertraut machen, denn
dafür, dass er so wenig Kontakt zu seinen eigenen Gefühlen hat,
wirkt er sehr reflektiert.
Ich brauchte ein
paar Seiten, um mit Nathan, dem Erzählton und der Geschichte an sich
warm zu werden. Ähnlich wie Protagonistin Olivia, habe auch ich ein
bisschen gebraucht, bis ich das Wundervolle unter der Oberfläche
erkannt habe. Erst als Autorin Sally Partridge ernstere Töne
anschlägt und ich dabei zusehen muss, wie Olivia in ihr Verderben
treibt, fühle ich mich mit dem Roman verbunden, der unter der
Oberfläche seines bunten Covers, die Geschichte eines besonderen
Menschen verbirgt.
„Zwei Herzen im
Goldfischglas“ ist ein berührender Jugendroman, der die zarte
Liebesgeschichte zweier junger Menschen erzählt, die sich von der
breiten Masse ihrer Mitmenschen abheben. Eine Geschichte, die zeigt,
dass es sich immer lohnt tiefer zu blicken und sich eine eigene
Meinung zu bilden, bevor man einer vorgeformten Ansicht
hinterherrennt und dadurch glückliche Momente verpasst, die nur
durch Individualität machbar sind.
Buchinfo:
cbj
(Mai 2016)
320
Seiten
Taschenbuch
9,99
€
Originaltitel:
The Girl who chased Otters
Übersetzung:
Edith Beleites
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Ehrlich gesagt hatte ich das Buch gar nicht im Auge, doch das klingt wirklich spannend... Merke ich mir definitiv!
AntwortenLöschenIch war auch ganz überrascht, wie wenige Rezensionen es dazu bisher gibt, denn es ist wirklich lesenswert und in den USA recht erfolgreich.
LöschenVielleicht liegt es ein bisschen daran, dass man sich unter Titel und Cover evtl. etwas anderes vorstellt, als es wirklich ist.
Liebe Grüße
Nanni