07.03.11

Magnolienschlaf - Eva Baronsky


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INHALT:
(Quelle: aufbau)
Ein kleines altes Haus am Rande der Großstadt und zwei Frauen, wie sie verschiedener nicht sein könnten: Wilhelmine und Jelisaweta trennt so viel mehr als 68 Lebensjahre. Jelisaweta ist 23 und für ein paar Wochen aus Smolensk nach Deutschland gekommen, um Wilhelmine zu pflegen, die seit einem Unfall an ihr Bett gefesselt ist. Doch was als scheinbar ideales Arrangement beginnt, gerät bald außer Kontrolle und wird zu einem Kleinkrieg, in dessen Verlauf die beiden Frauen sich auf grausam-weibliche Weise attackieren. Am Ende wird jede auf die Frage zurückgeworfen, was man mit sich anfängt, nachdem man der Wahrheit ins Auge gesehen hat. Denn Schuld wartet nicht auf Kläger, Sühne braucht keinen Richter, und der Krieg ist nicht vorbei, nicht für die Greisin und nicht für das Mädchen. Der Krieg hat gerade erst angefangen.

ZUR AUTORIN:

(Quelle: aufbau)
Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren ersten Roman »Herr Mozart wacht auf« (2010) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe. Im Frühjahr 2011 erscheint ihr zweiter Roman »Magnolienschlaf«.

EIGENE MEINUNG:
„Magnolienschlaf“ besticht nicht nur durch ein zart, schlichtes, aber schönes Cover, sondern auch durch eine Autorin mit einer wunderschönen, klaren, schnörkellosen Schreibe, die dem Leser ans Herz geht. Was ich bei einem Thema wie diesem, welches viel Gefühl benötigt, um die richtige Wirkung beim Leser entfalten zu können, genau richtig finde. Ihre wunderbare Schreibe rückt die Lebensgeschichten und Familiengeheimnisse der beiden Frauen ins richtige Licht.

In der Geschichte wird deutlich, wie stark und nachhaltig der zweite Weltkrieg Menschen über Generationen hinweg beeinflusst. Wilhelmine war während der Kriegsjahre eine junge Frau und hat die Gefahren und den Irrsinn des Kriegs am eigenen Leib zu spüren bekommen. Das ist so in ihr drin geblieben, dass die alte Angst und der Hass gegen Russen wieder in ihr aufflammen, als sie bemerkt, dass Jelisaweta aus Russland kommt. Diese kann das nicht nachvollziehen. Anfangs ist ihr noch nicht einmal klar, warum Wilhelmine sie plötzlich nicht mehr mag und stempelt ihre Angriffe, die sogar tätlich sind, als Bosartigkeit ab. Als sie bemerkt, dass es ihre Herkunft ist, die Wilhelmines Abneigung gegen sie aufkeimen lässt, wird es noch schlimmer, weil sie den Hass auf Rassismus schiebt. Ein Kleinkrieg zwischen den beiden beginnt, der von der Struktur her, aber dem Krieg ähnelt, den Wilhelmine durchgemacht hat. Er nimmt erst eine Wendung, als eine von beiden ernsthaft verletzt wird.

Die Autorin macht in ihrem Roman deutlich, weshalb es überhaupt zum zweiten Weltkrieg gekommen ist. Weil es verdrehte Bilder der Kulturen gab. Weil man sich eine Meinung gebildet hatte, oder andrehen lassen hat, die nicht der Realität entsprach. Durch Verallgemeinerung und schlechte Aufklärung.

Wie nachhaltig der Krieg auch noch die Generationen trifft, die während dieser Zeit noch nicht geboren waren, wird am Schicksal der jungen Russin verdeutlicht.

Eva Baronsky spinnt zwei Fäden, die vom gleichen tragischen Zeitgeschehen, dem zweiten Weltkrieg ausgehen, und durch dieses Ereignis doch ganz zart, jeder auf seine eigene Art und Weise, miteinander verwebt sind. Geschickt spannt sie den Leser auf die Folter, in dem sie ihm nur hin und wieder ein Häppchen zuwirft, das ein kleiner HInweis darauf ist, welches tragische Erlebnis ihren jeweiligen Lebensweg beeinflusst haben könnte. Das hat zur Folge, dass man das Buch Seite für Seite verschlingt, um endlich hinter die Geheimnisse der beiden Frauen zu kommen. Allerdings zieht sich das meiner Meinung nach an manchen Stellen doch etwas in die Länge, was angesichts der wenigen Seiten des Buches aber nicht weiter schlimm ist, da man immer noch schnell durch kommt.

Aus der eigenen Familie weiß ich, wie lange Angst und Hass zehren können. Ihr Leben lang hatte meine Ur-Großtante Angst vor französischen Landsleuten, weil ihr Bruder in Frankreich gefallen ist, obwohl jetzt ja nun niemand mehr etwas dafür kann. Ihr zu erklären, dass dort keine blutrünstigen und kriegerischen Menschen leben, war eine schwierige Sache.
Ich mochte die beiden Protagonistinnen Jelisaweta und Wilhelmine sehr gern. Die Autorin stellt sehr gut die Probleme der beiden dar, denen sie aufgrund ihrer Generation begegnen. Wie z.B. Jelisawetas unglückliche Liebe in der Heimat. Am besten gefiel mir aber wie gut sie die Gedankengänge der 91-jährigen Wilhelmine beleuchtet hat. Dadurch kann der Leser viel Verständnis für die alte Dame aufbringen, was allerdings noch mehr Abneigung gegen deren Nichte Karin hervorruft, die für die Bedürfnisse der bettlägerigen Alten kein Gespür hat.

FAZIT:
„Magnolienschlaf“ ist ein Buch, das auf einfühlsame, aber deutliche Weise, aufzeigt, welche Kreise ein Krieg zieht, der aus so sinnlosen Gründen entstanden ist und doch die am härtesten trifft, die am wenigsten dafür können.
  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
  • Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 1 (28. Februar 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3351033389
  • ISBN-13: 978-3351033385

Meinen herzlichsten Dank an den aufbau Verlag und die Büchereulen für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

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