10.05.11

Für niemand - Tobias Elsäßer



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„Du wirst frei sein. Ohne Angst. Ohne Erinnerung. Ist schließlich dein Leben. Wenn man schon nicht gefragt wird, ob man geboren werden will, ist es nur fair, dass man das Ende selber bestimmen darf.“
Drei Jugendliche, drei Schicksale. Sie stellen sich die gleichen Fragen:
Was bereust du?
Was siehst du bei Nacht?
Was suchst du?
Nur eines verbindet sie: die Suche nach dem Ausweg.

ZUM AUTOR:
Tobias Elsäßer wurde 1973 in Stuttgart geboren und hat sowohl eine Gesangs- als auch eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Er selbst sagt über sich: „Ich fühle mich ein bisschen wie ein Gemischtwarenladen, in dem es Musik, Bücher und jede Menge Träume zu kaufen gibt.“
„Für niemand“ ist bereits sein fünfter Jugendroman.
EIGENE MEINUNG:
Ich schließe den Buchdeckel und bin zutiefst berührt. Gänsehaut hat sich auf meinen Armen gebildet und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Nach einem etwas schwierigen Einstieg in „Für niemand“, ist es dem Autor gelungen mich mehr und mehr in den Bann der Geschichte zu ziehen. Eine Geschichte, die tief in die Seele junger Menschen blickt und ein Thema anspricht, über das man nicht gern öffentlich redet: Selbstmord. Dabei gibt es so viele Jugendliche, die Suizid Gedanken in sich tragen. Manch einer hat so schlimme Dinge erlebt, dass er ein Leben damit kaum aushalten kann. Andere sehnen sich nach Aufmerksamkeit. Wieder andere haben Angst vor Ablehnung, Ausgrenzung. Probleme, die allesamt ernst zu nehmen sind. In Deutschland nimmt sich ca. alle 47 Minuten ein Mensch das Leben.
In Tobias Elsäßers Roman gibt es vier Hauptpersonen. Nidal, Sammy, Marie und Yoshua. Es wird abwechselnd aus der Perspektive eines der Protagonisten erzählt, was anfangs etwas verwirrend ist, die Geschichte aber nach und nach auf einen gemeinsamen Punkt treibt.
Yoshua hat für ein Schulprojekt ein Computerprogramm entwickelt, mit dem er sich in private Chaträume einhacken kann. Er landet in einem Chat zwischen drei Jugendlichen, die ihren Suizid planen. Schnell wird dem Leser klar, dass es sich dabei um Sammy, Marie und Nidal handelt, die im Netz natürlich Nicknamen tragen. Ich musste ein wenig rätseln, bis ich wusste wer der drei Sailor, wer Train und wer Whisper ist. Dies treibt die Spannung hoch, denn der Leser bekommt sowohl Häppchen aus dem „echten“ Leben der Protagonisten vorgeworfen, als auch davon wie sie selbst ihr Leben sehen und Unbekannten, denen sie nicht real gegenüberstehen, ihre Situation beschreiben.
Dabei beleuchtet der Autor gefühlvoll, wie schwierig es ist, Menschen zu helfen, die den Gedanken an Suizid mit sich herum tragen, wie wenig ihre Familien oder Mitmenschen oft über sie wissen, und in welcher Hoffnungslosigkeit sich viele Betroffene befinden.
Ich musste oft daran denken, wie viele Spekulationen nach einem Selbstmord angestellt werden. „Warum hat der/die sich denn umgebracht?? Dem gings doch gut.“ Doch wer weiß wirklich wie es im Inneren eines Menschen aussieht, oder welche Erfahrungen er machen musste, über die er sich nicht traut zu reden. Wie wichtig ist dabei der Rückhalt der Familie, der Freunde? Kann man Suizid abwenden? Fragen über Fragen, die nur sehr schwer zu beantworten sind.
Tobias Elsäßer gelingt es, Charaktere zu kreieren, die sich aus unterschiedlichsten Gründen mit Selbstmordgedanken beschäftigen. Dadurch beleuchtet er nicht nur verschiedene Seiten des Suizids, sondern versucht dem Leser näher zu bringen, wie vielen Jugendliche ticken, was ihnen wirklich wichtig ist und wie unterschiedlich die Sicht der Dinge individueller Personen sind. Dies ist ihm sehr gut gelungen, denn oft dachte ich: „ Ja so könnte es wirklich sein.“
Ich hatte nicht das Gefühl einfach einen Roman zu lesen, sondern mitten in der Geschichte zu sein. Wie Yoshua hatte ich das Bedürfnis zu helfen. Das Leben der Protagonisten zu retten.
FAZIT: „Für niemand“ ist ein Buch, das bewegt, das Gefühle aufrührt, das Gedanken durcheinander wirbelt. Das hinterfragt, mitnimmt und sich fest einbrennt. Das Lesern auf gefühlvolle und eindringliche Art und Weise eine Sicht aufs Leben vermittelt. Und uns dazu anhält die Augen etwas mehr zu öffnen für Schwierigkeiten, Gefühle und Tabuthemen. Denn kein Problem wird dadurch gelöst dass man es tot schweigt.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle Altersklassen.

Kuh 45
  • Broschiert: 154 Seiten
  • Verlag: Sauerländer; Auflage: 1., Auflage (1. März 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 9783794170906
  • ISBN-13: 978-3794170906
  • 12,95 €
Meinen herzlichen Dank an den Sauerländer Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

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