16.05.13

Quasikristalle - Eva Menasse


Quasikristalle
KLAPPENTEXT:

(Quelle: KiWi)
Was wissen wir wirklich über uns selbst? Und was vom anderen? 
In dreizehn Kapiteln zerlegt Eva Menasse die Biografie einer Frau in ihre unterschiedlichen Aspekte, zeigt sie als Mutter und Tochter, als Freundin, Mieterin und Patientin, als flüchtige Bekannte und treulose Ehefrau. Aus diesem Mosaik tritt auf magische Weise ein kühner Roman hervor, der wie nebenbei die Fragen nach Wahrnehmung und Wahrheit stellt.
Zu Beginn ist Xane Molin vierzehn Jahre alt und erlebt mit ihrer besten Freundin einen dramatischen Sommer. Am Ende ist sie Großmutter und versucht, für den Rest des Lebenswegs das Steuer noch einmal herumzureißen. Dazwischen nähern wir uns ihr aus verschiedensten Blickwinkeln: Da ist ihr Vermieter, der sie misstrauisch beobachtet und eigene Geheimnisse hat, da ist der Überlebende eines Bürgerkriegs, der sich in sie verliebt, da ist die ungestüme Jugendfreundin, die Xane nach Jahrzehnten plötzlich nicht mehr zu ertragen glaubt.
Eva Menasse hat einen unbestechlichen Blick für Frauen in der Gesellschaft, ihre menschlichen Schwächen und das, was man an ihnen lieben muss. Furchtlos und subtil erzählt sie von einer aberwitzigen Auschwitz-Exkursion, vom Arbeitsalltag einer Kinderwunschärztin oder von den Mutproben der pubertierenden Tochter in der Patchwork-Familie ihrer Heldin. Ein energisches Buch, poetisch, komisch und bestürzend, dessen Titel der Naturwissenschaft entliehen ist. Erst kürzlich wurde entdeckt, dass es nicht nur Kristalle mit klar symmetrischer Struktur, sondern auch gebrochene und scheinbar unregelmäßige gibt. Genauso verhält es sich mit dem Lebensweg: Er ist verschlungen und schwer berechenbar und nur aus der Ferne als Ganzes erkennbar.
AUTORIN:
(Quelle: KiWi)

Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin beim österreichischen Nachrichtenmagazin Profil. Sie wurde Redakteurin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und begleitete den Prozess um den Holocaust-Leugner David Irving in London. Nach einem Aufenthalt in Prag arbeitete sie als Kulturkorrespondentin in Wien. Sie lebt seit 2003 als Publizistin und freie Schriftstellerin in Berlin. Ihr Debütroman »Vienna« sowie ihr Erzählungsband »Lässliche Todsünden« waren bei Kritik und Lesern ein großer Erfolg.
EIGENE MEINUNG:
"Quasikristalle" ist die fiktive Biografie einer Frau, deren spannendsten und bedeutendsten Lebensgeschichten wie kleine Kristalle zusammengefügt werden zu einem ganzen Komplex. Diese Biografie wird aus den verschiedensten Blickwinkeln dargestellt und zeigt "Xane" beginnend in ihrer Kindheit /Jugend und begleitet sie auf ihrem kompletten Lebensweg bis hin zum Dasein als Großmutter. Außerdem begegnen wir Menschen, die für ihr Leben Bedeutung haben. Mal mehr, mal weniger.
Das große Thema des Romans ist die Frage nach dem, wer ich wirklich bin? Und nicht nur wer ich in der Gegenwart bin, sondern vor allem wie bin ich zu dem geworden, der ich nun bin. Im Detail erfährt der Leser in diesem präzise skizzierten Roman, wie ein Mensch zu dem wird, was er ist. Wie ihn einzelne Erlebnisse prägen, manchmal seinen Lebensweg auf ganz neue Bahnen lenken, ihn verändern, oder aber auch erst das zum Vorschein holen, was schon lange unter der Oberfläche schlummert. Aber auch darüber, wie stark der Mensch schon davon beeinflusst ist, was Eltern, Großeltern etc. erlebt haben. Gedanken, Werte, Erlebnisse, Gene, die sie jedem einzelnen mit auf den Weg geben. Auch das alles sind Kristalle, die den Mensch zusammengesetzt zu dem machen, was er ist: eine individuelle Persönlichkeit, jedoch geprägt von äußeren Einflüssen und inneren Gegebenheiten.
Autorin Eva Menasse hat schon Erfahrung im Schreiben von Erzählungen, denn im Grunde sind es einzelne Erzählungen, aus denen sich dieser Roman zusammensetzt. Kristalle, die einen Roman ergeben, den ich gerne gelesen habe. Poetisch, aber häufig ohne Leichtigkeit, angemessen tiefgründig zieht sie mich immer wieder in den Bann der Protagonistin deren Sympathien von meiner Seite aus so unbeständig waren wie ein Aprilwetter. Und doch geht eine gewisse Faszination von "Xane" aus. Von Roxane, die schon immer wusste die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und deren Ahnen der Schonungslosigkeit der Autorin ausgesetzt waren und damit so realistisch wirken, als wäre sie keine fiktive Person, sondern ein Mensch wie du und ich.
FAZIT:
"Quasikristalle" ist das, was der Titel verspricht: ein Roman aus vielen verschiedenen Kristallen, die uns zeigen, wie viele Elemente dazu beutragen einen Menschen zu einem Individuum zu machen. Poetisch und teifgründig, eine Empfehlung für alle jene, die sich für die kleinen Kristalle eines Lebens interessieren.
BUCHINFO:
Kiepenheuer & Witsch (Februar 2013)
432 Seiten
19,99 €
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