06.09.13

Das Geheimnis des Walfischknochens - Tanja Heitmann

Klappentext:


Beekensiel an der Nordsee, 1939. Der elfjährige Arjen lernt in den Dünen den Ausreißer Ruben kennen, der abenteuerliche Geschichten von einem Walfischknochen erzählt. Dieser soll Schicksale bestimmen können ... Es ist der Beginn einer einzigartigen Freundschaft – bis ein Sommertag alles verändert.

Jahrzehnte später reist Greta Rosenboom mit ihrem Großvater auf die Insel seiner Kindheit. Sie ahnt nicht, dass die windumtosten Strände Beekensiels eine alte Schuld bergen – und ein Geheimnis, das auch ihr Leben verändern wird …


Autorin:

(Quelle: blanvalet)
Tanja Heitmann wurde 1975 in Hannover geboren und arbeitet in einer Literaturagentur. Sie veröffentlichte bereits mehrere Romane, unter anderem den sensationellen Erfolg Morgenrot, der monatelang auf den Bestsellerlisten stand. Mit Das Geheimnis des Walfischknochensschreibt Tanja Heitmann ihre erste Familiensaga vor der stimmungsvollen Kulisse der Nordsee, dem Ort ihrer ganz persönlichen Sehnsucht.


Eigene Meinung:


Tanja Heitmann war mir als Autorin bisher nur im Bereich Jugendfantasy bzw. Romantasy im Bereich Young Adult bekannt. Mit Spannung habe ich ihren ersten Roman für Erwachsene Leser beobachtet, der auf den ersten Blick durch seinen schönen Schutzumschlag ins Auge sticht. Und obwohl ich mit der See eher negative Erlebnisse verbinde, konnte mich die Autorin mit diesem atmosphärischen Roman zwischen den Wellen der Nordsee und den Sanddünen einer kleinen Insel, wirklich begeistern.

Mit Hilfe des Relikts könne man sein eigenes Schicksal bestimmen. Was für eine verlockende Vorstellung. Für einen zwölfjährigen Herumtreiber genauso wie für eine junge Frau, die endlich in ihrem Leben ankommen wollte.“

Greta Rosenboom entflieht nach der Trennung von ihrem Freund Erik, dessen wahres Gesicht ihr erst nach einigen Jahren voller hinter Glanz und Schein verstecktem Gehabe, auffällt, zu ihrer Familie in den Norden. Ihr Großvater Arjen hat Geburtstag. In all der Hektik ihres überstürzten und sehr aufregenden Aufbruchs aus der Schweiz, hat sie jedoch sein Geschenk vergessen. Also bleibt ihr nichts anderes übrig als zu improvisieren. Sie schenkt ihm gemeinsame Zeit. Erst als sie nach Beekensiel reisen, der Insel, auf der Arjen aufgewachsen ist, und dort eine Reise in seine Vergangenheit unternehmen, bemerkt sie, wie kostbar dieses Geschenk tatsächlich ist.

Denn nun berichtet der Großvater von den Träumen und Ängsten seiner Jugend und davon, wie er zu dem Menschen geworden ist, der er heute ist. Beeinflusst durch einen jungen Herumtreiber namens Ruben. Einem Jungen, der Arjen gezeigt hat, was wahre Freundschaft ist, wie stark ein einzelner Mensch sein kann und was Schicksal bedeuten kann.

„Es muss an diesem Gerede über das Schicksal liegen, dass sich die Vergangenheit zum Greifen nah anfühlt, suchte Greta nach einer Erklärung. Als wäre das Gestern lediglich durch eine dünne Membran von der Gegenwart abgetrennt, und es brauchte nicht mehr als einen geheimen Trick, um sie zu überwinden.“

Erzählt wird abwechselnd aus Gegenwart und Vergangenheit. Ein sehr schönes Stilmittel, das den Leser nur so über die mehr als 400 Seiten hinweg fliegen lässt. Auch sprachlich und erzählerisch ist der Autorin der Sprung vom Jugend- in den Erwachsenenbereich wirklich gelungen.

Für mich ist dieser Roman ein kleines Stück eigenes Gefühl, er trifft mich sehr persönlich, denn ich selbst hatte ein wunderbares Verhältnis zu meinem Großvater. Ich wünschte, ich hätte noch einmal die Möglichkeit ihm Zeit zu schenken und mir all seine Geschichten anzuhören. Es ist nicht nur ein schöner Zeitvertreib, sondern hilft dabei sich selbst wahrzunehmen. Es gehört zur eigenen Identifikation, was auch an den Protagonisten Greta und Mattes deutlich wird. Sie haben immer wieder Schwierigkeiten damit mit sich selbst ins Reine zu kommen, ihre Träume und Wünsche zu bemerken und so auch die Liebe anderer zu lassen zu können. Doch Arjens Vergangenheit voller Geheimnisse und die gemeinsame Reise durch diesen Lebensabschnitt helfen auch ihnen dabei...

„Er hat einen Raum in mir geöffnet, von dem ich nicht einmal geahnt habe, dass er existierte. Jemanden auf diese Weise zu lieben verändert den Blick auf einen selbst und auf die Welt.“

Fazit:



„Das Geheimnis des Walfischknochens“ ist ein sehr authentischer und gefühlvoller Roman über Freundschaft, Identität und das Schicksal, dessen Weg wir in manchen Fällen selbst bestimmen können, das häufig aber schon lange seine eigenen Fäden gesponnen hat. Tanja Heitmann hat einen Roman geschrieben, der mir sehr viel Freude bereitet hat, da ich die Protagonisten einfach unheimlich gern mochte, der mich aber auch auf einer persönlichen Ebene berührt, für jede Menge Gänsehaut und am Ende sogar für zwei, drei kleine Tränchen gesorgt hat.  

Buchinfo:


blanvalet (August 2013)
480 Seiten
19,99 €

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