Ist es euch schon einmal passiert in einem Roman Jemanden zu treffen, den ihr auf Anhieb so mochtet, dass ihr ihn oder sie am liebsten in euren Freundeskreis aufgenommen hättet? Oder gar in eure Familie wünschen würdet? Jemanden zu treffen, der eure Meinungen, eure Ansichten, eure Einstellungen teilt? Eine Art Seelenverwandten? Mir ist das auch noch nicht passiert, bis ich letzte Woche Alicia kennen gelernt habe und das Gefühl hatte, einem Spiegel meines Ichs aus früheren Jahren begegnet zu sein. Ich muss allerdings gestehen so zu sein ist nicht nur positiv.
" `Nein.´ Papa seufzte.`Du kriegst keinen Hund. Du kriegst ein Geschwisterchen.´
Mein Herz: POH!
Mein Mund: `Hä? Wozu soll das denn gut sein?"
Alicia taucht als selbstbewusstes, fröhliches junges Mädchen in meinem Leben auf. Sie ist nicht immer einer Meinung mit den Erwachsenen, weiß was sie will und verfolgt ihre Ziele sehr ehrgeizig. Dass diese nicht mit den Maßstäben der Erwachsenen konform sind, sei einmal außen vor gestellt. Sie ist ein wenig vorwitzig, könnte ein bisschen weniger egoistisch sein und sagt was sie denkt. Die letzt genannte Eigenschaft ernst zu nehmen, fällt manchmal etwas schwer, aber die Erfahrung lehrt Alicias Umfeld dies doch besser zu tun.
Ihr Leben dreht sich um Themen, die andere 16-jährige auch beschäftigen. Liebe, Klamotten und Schule. Während sich ihre Freundinnen jedoch damit auseinandersetzen, welchen Ausbildungs- oder Studienweg sie später einmal einschlagen werden, will Alicia im Hier und Jetzt leben. Das Leben spüren. Den Kick von Neuem erleben und eigenverantwortlich handeln. Sie ist es leid den Schienen zu folgen und springt vom Zug des alltäglichen, um eigene Erfahrungen zu machen. Sie ist abenteuerlustig, immer in Bewegung.
"Einmal in der Achten habe ich auf einer Fete so heftig mit einem Jungen rum gemacht, dass ihm die Brille runter geflogen ist, aber das war nur um zu sehen, wie das so geht. Eine ziemlich vergeudete Viertelstunde meines Lebens, wenn ich ehrlich sein soll."
Durch den eigensinnigen Entschluss die Schule zu verlassen, gerät sie in immer tiefere Konflikte mit ihrer Mutter. Es ist dieses typische Generationen Ding, wo die jüngere Generation davon ausgeht schon alles über die Welt zu wissen und deswegen erwachsen zu handeln, und die ältere Generation in der Angst lebt die Jüngere könne auf die schiefe Bahn geraten. Zum Glück gibt es in Alicias Fall eine Oma, die sich ihrer annimmt. Die Verständnis zeigt, die ihr Freiraum lässt und dennoch einen klaren Rahmen vorgibt, an dem sich explosive Mädchen wie Alicia orientieren können. Außerdem gibt es da noch diesen Jungen, der unglaublich hübsch ist. Niemand interessiert sich so sehr für Alicias Belange, ihre Träume und Schwärmereien wie ihre Oma. Doch dann stirbt sie ...
"Ich weiß nicht, wie ich das Vermissen ertragen soll."
Die Schwedin Lisa Bjarbö hat mich mit ihrem, mit der Nils-Holgersson-Plakette ausgezeichneten Roman "Alles, was ich sage, ist wahr" nicht nur bis ins Letzte begeistern, sondern auch sehr berühren können. Ohne Schnörkel, ohne große Worte, ohne Belehrungen oder dem Wunsch den Leser in irgendeine Richtung zu drängen.Sehr authentisch und ehrlich erzählt sie die Geschichte eines Mädchens, das seinen eigenen Weg gehen möchte und bereit ist Erfahrungen zu sammeln. Eine Geschichte über das Leben, Träume und die Liebe. Über Akzeptanz und Mitgefühl.
Mit ihrer Art zu schreiben, ist es ihr gelungen sehr dicht an mich heran zu kommen, mir unter die Haut zu fahren und mich zu berühren. Es ist mir noch nie so schwer gefallen von einer Protagonistin Abschied zu nehmen...
"Das heißt nicht, dass ich akzeptiere, dass du weg bist."
Buchinfo:
Beltz & Gelberg (Februar 2014)
253 Seiten
13,95 €
Übersetzerin: Maike Dörries
Oh, das klingt nach Gänsehautroman. Mich spricht das Buch total an. Ich mag schon den Stil, wenn ich nur die Zitate lesen. Schnell notierte! Danke für deine Rezi <3
AntwortenLöschenLG,
Damaris
Liebe Damaris,
Löschenoh ja!! Lies es unbedingt!! Ist definitiv auch ein Damaris-Buch. Du wirst Alicia bestimmt genau so mögen wie ich :)
Liebe Grüße Nanni