Vom Umschlag der Kurzgeschichten und Essay Sammlung "Das Gegenteil der Einsamkeit" schaut eine hübsche und sehr sympathische junge Frau. Die Autorin dieses Buches, die sehr viel Energie und Ehrgeiz in ihre Schreibereien gesteckt hat. Dies und noch einige andere Charaktereigenschaften der jungen Frau erfahren wir von Anna Fadiman, einer Literaturprofessorin, bei der Marina studiert hat und von der sie viel Unterstützung erfahren hat. Marina selbst kann uns das nicht mitteilen. Sie ist 2012 wenige Tage nach ihrem Yale-Abschluss ums Leben gekommen.
Natürlich beurteile ich einen Roman nicht nach dem Lebensweg der Autorin oder des Autors, sondern einzig danach, ob er mir gefällt oder nicht. Dennoch habe ich immer im Hintergrund, dass die Stimme, die aus jedem einzelnen Satz so kräftig zu mir spricht, einem Mädchen gehörte, das voller Tatendrang steckte und so viel Energie darein setzte den Traum von einem Leben als Schriftstellerin zu verwirklichen. Und ich bin mir sehr sicher, dass sie es hätte schaffen können.
"Marina würde nicht wollen, dass man sich an sie erinnert, weil sie tot ist. Sie würde wollen, dass man sich an sie erinnert, weil sie gut ist."
Ihr Schreibe ist sehr ausgereift für eine junge Autorin. Marina befasste sich schon seit ihrer Kindheit gern mit Worten, schrieb gern. Das sie Erfahrung im Umgang mit Buchstaben und deren Aneinanderreihungen zu ganzen Geschichten hat, spürt der Leser von Anfang an. Ich selbst lese lieber ein Buch mit zusammenhängendem Inhalt, als Kurzgeschichten, da ich es schwer finde sich nur kurz auf eine Handlung und Personen einzulassen und dann schon wieder die Bekanntschaft mit anderen machen zu müssen. In "Das Gegenteil von Einsamkeit" hatte ich damit überhaupt nicht zu kämpfen. In jede Geschichte floss ich mühelos hinein, fühlte mich dort wohl und bekam schon schnell einen Bezug zu den alltäglichen Problemen, mit denen die junge Autorin sich im jeweiligen Text auseinandersetzt.
Texte, die voller Lebensfreude sind. Die sprühen vor Energie und Kraft, wie sie die Jugend hat, die noch alles vor sich hat. Marine Keegan wird als ehrgeizig beschrieben. Als Mädchen mit Plänen und einem Gefühl, das es ein ganzes Leben zu erobern gilt. Liest man ihre Geschichten, dann nimmt man ihr das sofort ab. Ich glaube nicht, dass es leere Phrasen sind, wie bei so vielen anderen, die sich groß tun, was sie im Leben alles erreichen möchten.
Marina gibt ihren Protagonisten eine Stimme voller Kraft, Lebensfreude und Lebendigkeit. Eine Stimme, die sich auch Zeit für alltägliche Probleme nimmt, für Dinge, die oftmals klein wirken, aber doch von großer Bedeutung sein können. Sie schreibt von Hoffnung und der Erfüllung von Wünschen und dass man das Ziel vor Augen halten soll, auch wenn nicht immer der einfachste Weg dahin führt.
Und auch wenn ich beim Lesen das Gefühl hatte von viel positiver Grundstimmung durchströmt worden zu sein, blicke ich traurig auf das Buch zurück, denn es wird das einzige literarische Werk einer jungen Autorin mit viel Talent bleiben. Nur zu gern würde ich weitere Werke von ihr lesen. Aber eins ist gewiss, "Das Gegenteil von Einsamkeit" sorgt dafür, dass viele an ihrer Lebensfreude teilhaben können und sie nicht nur im Herzen ihrer Eltern, Familie und Freunde einen festen Platz eingenommen hat.
Buchinfo:
S. Fischer (2015)
288 Seiten
288 Seiten
18,99 €
Originaltitel: The Opposite Of Lonelines
Übersetzung: Brigitte Jakobeit
Dieses Buch möchte ich auch unbedingt noch lesen. Es ist so traurig, dass sie leider keine Gelegenheit mehr haben wird, zu sehen wie gern ihr Buch gelesen wird. Ich bin sehr gespannt auf ihr Werk.
AntwortenLöschenLiebe Grüße an dich, danke für die schöne, gefühlvolle Rezension ♥
Alles Liebe
Sandra
Liebe Sandra,
Löschenvielen Dank für deinen lieben Kommentar :)
Ja, das macht mich auch sehr traurig. Und meiner Meinung nach hat sie wirklich Talent. Aber wie schön ist es für die Eltern zu sehen, dass ihre Tochter auch jetzt noch so vielen Menschen Freude schenkt.
Liebe Grüße
Nanni