"Ich glaube, dass die Welt sich noch mal ändern wird und dann Gut über Böse siegt [...]" so beginnt ein Song von Die Toten Hosen aus dem Jahr 1993. Ein Song, den ich immer wieder gerne höre, nicht nur weil er so eine mitreißende Melodie hat, sondern auch weil er Hoffnung vermittelt. Hoffnung auf eine bessere, friedlichere Welt. Eine Hoffnung, die auch Tanya Stewner in sich zu tragen scheint und in ihrem neusten Roman "Der Sommer in dem die Zeit stehen blieb" an ihre Leser vermitteln möchte.
An ihrem Lieblingsplatz auf einer einsamen Lichtung trifft Juli auf einen Jungen. So schön, dass sie kaum glauben kann, dass er sich für sie interessiert. Zu nett und tiefgründig, um aus Julis Gegend zu sein, denn dort trifft sie so häufig auf Oberflächlichkeit. Sogar im eigenen Elternhaus. Anjano ist der klügste, witzigste Mensch, dem sie jemals begegnet ist. Kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt. Doch es gibt etwas das zwischen ihnen steht: die Zeit. Denn Anjano ist aus der Zukunft und wenn er sich auf Juli einlässt wird ihre Liebe Einfluss auf das Weltgeschehen haben. Gibt es eine Möglichkeit dies zu einem Vorteil zu nutzen und die Umwelt und Menschen in eine Richtung zu führen, die für alle nur positiv enden kann?
"Der Sommer in dem die Zeit stehen blieb" sticht aus dem Rahmen eines nach wie vor beliebten Genres raus. Im Gegensatz zu den vielen Dystopien, die in den letzten Jahren auf den Markt kamen, handelt es sich bei Tanya Stewners neustem Roman um eine Utopie. Und obwohl ich selbst lieber von Drama, Leiden und Verderben lese, würde ich mir für meine reale Welt, für meine Mitmenschen und die Umwelt ein bisschen mehr Frieden, Verständnis und Gesundheit wünschen.
Dies ist auch der Gedanke, den "Der Sommer in dem die Zeit stehen blieb" beim Leser auslöst. Der Roman ist so rosarot wie sein Cover und leuchtet ebenso hell wie das Licht um Juli und Anjano, die auf dem Cover dargestellt sind. Meine Befürchtung, dass mir die Handlung, die ein wenig vor sich hinplätschert zu seicht wird, hat sich nicht bestätigt, denn es gefällt mir mich in einer Welt zu bewegen, die meine Hoffnung aufnimmt und einen positiven Werdegang einschlägt.
Tanya Stewner rüttelt an den Gedanken der Leser. Sie holt aus dem Tiefschlaf des alltäglichen, des machtlosen, weckt den Wunsch nach einer Verbesserung und den Drang danach, selbst etwas zu tun und nicht zu warten, bis es von allein besser wird, denn das wird einfach nicht passieren. Die erfolgreiche Kinder- und Jugendbuch Autorin, die das jüngere Publikum schon über viele Jahre mit ihrer Liliane Susewind-Reihe unterhält, traut sich was. Sie traut sich versteckte Gedanken anzusprechen und sich Themen zu widmen, die man lieber verdrängt. Das mochte ich schon an ihrem Roman "Das Lied der Träumerin". Sie wird ganz sicher nicht nur auf lobende Stimmen treffen, ist aber mutig genug trotzdem ihre Meinung auszusprechen und damit diejenigen zum Nachdenken zu bringen, die sich nicht in Oberflächlichkeit vergraben. Ich wünsche mir, dass sie diese Art zu schreiben beibehält und freue mich auf weitere nachdenklich stimmende Bücher von ihr.
Buchinfo:
Fischer KJB (2015)
320 Seiten
14,99 €
Meine Rezension zu "Das Lied der Träumerin"
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