Rabbit Hayes ist krank. Todkrank. Ihr bleiben nur noch neun Tage, bis der Krebs sie endgültig besiegt hat. Neun Tage, um sich von Familie und Freunden zu verabschieden. Neun Tage, um ein letztes Mal die Hand ihrer Tochter zu halten.
Rabbit ist nicht allein. Sie schart eine große Familie um sich, hat eine allerbeste Freundin. Menschen, die ihr zugetan sind. Die ihre letzten Stunden mit der Kranken genießen. Menschen, die ihr eigenes Leben führen und doch für Rabbit da sind.
Die Irin Anna McPartlin trifft mit ihrer Geschichte den literarischen Zeitgeist. Geschichten um und mit todkranken Menschen sind "in". Klingt für mich immer ein bisschen verrückt, aber hier und da ist es doch nachvollziehbar. Denn es ist nicht die Krankheit und der nahende Tod, weswegen diese Geschichten so gern gelesen werden. Sondern das Schöne von dem die Protagonisten trotz allem begleitet werden. Von der Liebe, die ihnen entgegen gebracht wird, und den wunderbaren Erinnerungen, mit denen sie ihre Freunde und Familie zurück lassen.
"Die letzten Tage der Rabbit Hayes" hebt sich dennoch ein klein wenig von vielen dieser derzeit auf dem Markt erscheinenden Geschichten ab, denn hier steht nicht die Krankheit im Vordergrund sondern Rabbit, ihr Umfeld und deren Geschichten. Denn trotz all der Trauer und Schmerz, die der Verlust mit sich bringt, geht das Leben weiter. In Rabbits Familie gibt es einiges, was geklärt werden muss. Zu wem zieht ihre Tochter Juliet? Wie schafft es die Familie die beiden Brüder wieder enger in den Familienkreis einzubinden? Wie geht man damit um, dass Rabbits Neffe Ryan zum ersten Mal einem Mädchen ins Höschen gefasst hat? Und wer kontrolliert demnächst die Wutausbrüche von Großmutter Molly? Geschichten, die zu Herzen gehen und so nah am echten Leben sind, dass der Leser sich sehr mit all den Charakteren verbunden fühlt.
Gelesen wird dieser berührende Roman von Nina Petri, die für ihre Leistungen als Schauspielerin schon vielfach ausgezeichnet wurde. Mit ihrer warmen und sanften Stimme bringt sie genau die Herzlichkeit auf den Punkt, die dem Roman inne wohnt. Gerne habe ich ihr gelauscht, gemeinsam mit ihr, Rabbit, ihrer Familie, ihren Freunden, Rabbits letzte Tage verlebt, in denen man still und leise Abscheid nimmt von Rabbit, die wie ein Blatt im Herbst ganz sanft verschwindet und die Hoffnung hinterlässt, dass immer wieder die Sonne scheinen wird.
Hörbuchinfo:
Random House Audio (März 2015)
384 Minuten
gekürzte Lesung
5 CDs
14,99 €
Originalverlag: Rowohlt
Ich habe auch den Eindruck, dass solche Bücher aktuell sehr "in" sind, ausgelöst wohl vor allem durch "Das Schicksal ist ein mieser Verräter".
AntwortenLöschenDass es hier mal mehr um das Umfeld geht, finde ich interessant. Das ist wirklich mal eine etwas andere Herangehensweise.