Seit ich ihren Roman "Fern wie Sommerwind" gelesen habe, zählt Patrycja Spychalski zu meinen Lieblingsautorinnen.
Ihre Geschichten sind so lebensecht, dass beim Leser das Gefühl aufkommt die Charaktere persönlich zu kennen. In all ihren bisher veröffentlichten Romanen gibt es Punkte, in denen sie mir aus der Seele spricht.
Vor kurzem erschien ihr neuster Roman "Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" im cbt Verlag.
Ich freue mich sehr, dass mir die sympathische Berliner Autorin für mein Interview Rede und Antwort gestanden hat. Vielen Dank, liebe Patty.
Foto: P. Spychalski |
Wie kommst du auf
deine Geschichten? Wo holst du deine Ideen her?
Meine
Geschichten schreibe ich meistens aus einer Sehnsucht heraus. Der Sehnsucht
nach einem aufregenden Leben, nach mehr Rock´n´Roll, nach mehr Romantik, was
auch immer.
Sylvia
Plath hat mal einen schönen Satz geschrieben: "Warum kann ich
nicht verschiedene Leben anprobieren wie Kleider, um zu sehen, was mir am
besten steht und zu mir passt?"
Das
finde ich sehr schön ausgedrückt und ich glaube, so geht es sehr vielen
Menschen. Diese verschiedenen Leben lassen sich in Form von Geschichten sehr
gut ausprobieren, zumindest ein wenig.
Das
ist jedenfalls ein großer Antrieb für mich, meine Bücher zu schreiben.
Gibt es für dich erst
die Geschichte oder erst die Charaktere?
Auf
jeden Fall ist da am Anfang immer die Protagonistin. Die schleicht sich einfach
bei mir ein und begleitet mich eine Weile durch den Alltag. Ich versuche in
dieser Zeit ganz besonders auf die Dinge um mich herum zu achten und sie mit
den Augen der Figur zu sehen. Ich habe ja nach der Schule eine
Schauspielausbildung gemacht, da gehörte es zu jeder Stückarbeit, dass man erst
mal die Rolle findet, sich hineinfühlt. So ähnlich mache ich es mit meinen
Buchfiguren. Ich sitze dann z.B. in der S-Bahn, beobachte die Menschen und
Frage mich, was Frieda, Nora, Kim oder Laura jetzt über sie denken würden. Und
so langsam fügt sich dann ein Bild zusammen.
Wie intensiv setzt du
dich mit ihnen auseinander?
Ich
versuche mir zumindest im Kopf ein ziemlich genaues Bild von ihnen zu machen.
Einige Sachen notiere ich mir auch, wie sie z.B. aussehen, welche Klamotten sie
tragen. Aber es gibt dann auch eine Phase, da machen sich die Figuren
selbstständig. Bei meinem Roman „Bevor die Nacht geht“ war das sehr extrem. Da
sind die beiden Protagonisten plötzlich eine ganz andere Strecke gelaufen, als
ich mir das ursprünglich gedacht hatte und haben auch
ganz andere Sachen gesagt. Da war ich zunächst baff, aber im nächsten Moment
auch sehr dankbar darüber, dass sie mir einige Arbeit abgenommen haben.
Foto: P. Spychalski |
Welche deiner
Protagonisten liegen dir am meisten am Herzen?
Natürlich
Frieda, weil sie meine Erste war. Das war etwas ganz besonderes. Und natürlich,
viele haben es ja schon geahnt, habe ich Frieda auch einiges von mir auf den
Leib geschrieben. Sie ist einfach die Figur, die am nächsten an mir dran ist.
Aber meine heimlich liebste Figur ist Kim aus „Bevor die Nacht geht“. Sie ist
einfach so, wie ich gerne wäre. Aufgeschlossen, mutig, spontan, ein bißchen
crazy, naiv und geerdet, aus dem Bauch heraus. Ich wäre auf jeden Fall auch
gerne so aus dem Bauch heraus. Wenn ich so wäre wie Kim, müsste ich jedenfalls
keine Bücher schreiben.
Ist es dir schwer
gefallen nach zwei Romanen mit den beiden Abschied von ihnen zu nehmen?
Du
meinst jetzt Frieda und Jeffer, stimmt’s?
Ja
und nein.
Es
ist immer ein wenig traurig, wenn ein Buch zu Ende geschrieben ist. Auf der
einen Seite bin ich dann erleichtert, dass ich meine Deadline geschafft habe,
auf der anderen Seite ist da aber auch ein Loch. Ich weiß dann mehrere Tage
lang nicht so recht, was ich eigentlich mit mir anfangen soll. Meistens fange
ich dann an zu putzen oder Muffins zu backen oder so ein Quatsch, irgendwas das
mich ablenkt.
Bei
Frieda und Jeffer kam aber noch dazu, dass ich wirklich das Gefühl hatte, die
jetzt in die Welt entlassen zu müssen. Also in eine Welt außerhalb der Bücher.
Ich hatte mich genug mit ihnen abgemüht, die sollen jetzt echt mal ihr Ding
machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Frieda jetzt erst mal die Welt
bereist und da noch ganz andere Menschen kennenlernt, welche die viel
spannender sind als Jeffer oder Milo, dass die beiden aber ein guter Anfang
waren, um jetzt richtig durchzustarten.
Warum ist Musik für
dich so ein wichtiger Begleiter in deinen Geschichten?
Ich finde einfach, Musik ist die schönste und intensivste Kunst von
allen. Besonders großartig finde ich, dass bei Live-Musik der Künstler und sein
Publikum zeitgleich vor Ort sind und gemeinsam etwas erleben. Es muss ein
überwältigendes Gefühl sein, einen Song fertig zu spielen und dann den Applaus
zu ernten, die Pfiffe, die Schreie.
Wenn ich es mir aussuchen dürfte, wäre ich gerne Musikerin. Eine
Singer/Songwriterin oder Mitglied in einer Rockband.
Aber leider bin ich weder mit einer guten Stimme gesegnet, noch mit
viel musikalischem Talent. Dafür renne ich ständig zu Konzerten und himmle so
ziemlich jeden mit einer Gitarre an. Und deshalb liegt es mir auch am Herzen
Musik in meine Bücher einzubauen, weil sie ja auch viel über eine Figur verrät.
Musik ist immer ein gutes Thema und hat großes Identifikationspotenzial.
In "Bevor die
Nacht geht" ziehen wir mit Kim durch Berlin. Eine sehr schöne Reise, die
ich sehr genossen habe, und die mich wirklich neugierig gemacht hat. In
"Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" geht's aufs Land. Auch
das wird von dir, trotz anfänglicher Umgewöhnungsschwierigkeiten, positiv
dargestellt. Wo fühlst du persönlich dich wohler? Und warum ist es trotzdem
wichtig für dich verschiedene Perspektiven darzustellen? Nicht nur, was die
Stadt-Land-Frage betrifft, sondern auch in anderen Aspekten des Lebens?
(Anmerkung: wird, wie ich finde, gerade ich "Auf eine wie dich ..."
sehr deutlich. Thema Toleranz?)
Foto: P. Spychalski |
Also ich persönlich fühle mich in der großen Stadt wohler. Ich lebe
seit meinem 8ten Lebensjahr in Berlin und die Stadt ist echt meine liebste.
Nicht weil sie so superhip ist (wobei das manchmal auch toll ist), aber vor
allem, weil ich hier viel erlebt habe, viele Freunde und Familie habe, mich in
Cafes heimisch fühle oder an geheimen Orten. Das Setting für „Bevor die Nacht
geht“ war natürlich bewusst so gewählt, ich wollte Berlin einfach eine
Liebeserklärung machen.
Bei Laura und Irina hingegen wollte ich gerne ein ruhiges,
naturverbundenes Setting. Das passt einfach besser zu der Geschichte.
Und verschiedene Perspektiven einzunehmen ist mir wichtig, damit ich
mich beim Schreiben nicht langweile. Ich muss mich ja selbst ein wenig
herausfordern. Aber auch, weil ich finde, dass es wertvoll und wichtig ist die
unterschiedlichen Perspektiven einzunehmen, generell, fürs Leben.
Ich finde den Titel
deines neusten Romans "Auf eine wie dich habe ich lang gewartet"
sehr, sehr passend. Durftest du ihn selbst auswählen? Wenn nicht, bist du
zufrieden damit?
Ha! „Auf eine wie dich habe ich lange gewartet“ ist sogar tatsächlich
mein Titel. Genauso „Ich würde dich so gerne küssen“. (Ich habe wohl eine
Vorliebe für besonders lange Titel)
Die anderen Titel sind im Brainstorming mit dem Verlag entstanden und
sind für mich auch voll in Ordnung, wobei es natürlich immer schöner ist, wenn
es der ganz eigene Titel ist.
Ich finde, dass deine
Figuren immer einen starken Identifikationscharakter haben. Wie wichtig ist dir
das?
Natürlich ist das wichtig für das Lesegefühl. Ich will mich ja auch
immer gerne mit einer Figur identifizieren, wenn ich ein Buch lese. Es ist
natürlich aber auch schön, wenn einem die Figur erst mal fremd ist und man erst
langsam einen Zugang bekommt, und vielleicht etwas Neues bei sich entdeckt.
(Das ist wahrscheinlich noch toller)
Kim war bei vielen eine Figur, die sie erst mal schräg fanden und zum
Schluss hin richtig gern hatten. Das hat mich auch sehr gefreut.
Was glaubst mit wem
sich deine Leser in "Auf eine wie dich..." mehr identifizieren? Laura
oder Irina?
Ich glaube mit Laura. Laura ist einfach ein Mädchen wie du und ich. Sie
ist die bessere Identifikationsfigur. Irina ist aber natürlich interessanter.
Das war früher in der Schauspielschule auch so, ich wollte damals
lieber die „bösen“ Rollen spielen, weil die einfach mehr Ecken und Kanten haben
und das ist aufregender.
Am Ende eines
Interviews frage ich immer gern nach den drei Lieblingsbüchern der befragten
Autoren. Von dir wüsste ich gerne auch noch deine drei liebsten Songs :)
Lieblingsbücher:
Kafka
am Strand- Haruki Murakami
Die
Glasglocke- Sylvia Plath
Der
Idiot- Fjodor Dostojewski
Lieblingssongs:
Whole
lotta love- Led Zeppelin
Better
Man- Paolo Nutini
The
End- The Doors
Bücher von Patrycja Spychalski:
"Ich würde dich so gerne küssen" (2012)
"Der eine Kuss von dir" (2014)
"Fern wie Sommerwind" (2013)
"Bevor die Nacht geht" (2014)
VERLOSUNG:
Gewinne ein Exemplar des Romans "Fern wie Sommerwind".
Die Verlosung hat bereits statt gefunden. Der Gewinner wurde benachrichtigt.
Herzlichen Glückwunsch.
Vielen Dank für Eure Teilnahme.
Herzlichen Glückwunsch.
Vielen Dank für Eure Teilnahme.
“Let It Be“ von den Beatles
AntwortenLöschen“Wish You Were Here“ von Pink Floyd
“Mädchen aus Ostberlin“ & “Sie spielte Cello“ von Udo Lindenberg
Alle genannten Lieder erinnern mich an bestimmte bedeutsame Lebensereignisse, das erste an meine 1. Liebe!
Liebe Petra,
Löscheneine sehr schöne Playlist :)
Viele liebe Grüße
Nanni
Na Hallo,
AntwortenLöschenschönes Interview, da versuche ich mal mein Glück, aber da ich ein grosser Musikfan bin, ist es schwer, nur drei Songe auszuwählen, aber ich entscheide aus dem Bauch, meine drei Songs sind:
- "Lasse reden" von den Ärzten
(weil ich finde, die Leute reden einfach zu viel)
- "Flügel und Schwert" von Haudegen
(nicht nur eine tolle Band, sondern auch gute Texte, in denen die Menschen zusammenstehen sollen)
- "Am Fenster" von City
(auch eine grossartige Band und ein schöner tiefgründiger Text)
Alles Liebe,
Katja
Hallo Katja,
Löschen"am Fenster" liebe ich auch sehr!! Und Haudegen schreibt wirklich tolle Texte.
Viele liebe Grüße
Nanni
Guten Morgen,
AntwortenLöschenvielen herzlichen Dank für dieses tolle Interview. Hat mich sehr gefreut die Autorin etwas kennen zu lernen. Ihr neustes Werk liegt auch schon hier neben mir und ich bin sehr gespannt. Habe bisher noch gar nichts von ihr gelesen.
Meine 3 Songs zu finden war gar nicht so einfach, aber dann auch gar nicht so schwer. Auf jeden Fall habe ich gerade ein wenig in Erinnerungen geschwelgt. Herrlich! :) Auch dafür danke ich dir sehr.
Zu meinen absoluten Lieblingsliedern gehört auf jeden Fall:
- "Music" von John Myles (Musik ist und bleibt einfach eine große Liebe, das Lied finde ich magisch!)
- "Abenteuerland" von Pur (DAS Lied meiner Kindheit. Ein großes Herzenslied mit tollem Text! Es erinnert mich immer an sehr viele tolle Konzerte von Pur mit der ganzen Familie.)
- "Waltzing Matilda" (ein australisches Volkslied, erinnert mich an meine erste große Liebe, denn er hat das immer gesungen, hat so eine tiefe Reibeisenstimme. Das war immer herrlich und ich hatte jedes Mal Gänsehaut, wenn ich es gehört habe.)
Sodele, das ist mal ein kleiner Einblick in den Soundtrack meines Lebens.
Liebe Grüße, Verena.
Liebe Verena,
LöschenPUR hatte ich schon völlig verdrängt, bis ich neulich "Sing meinen Song" auf VOX geschaut habe. Da war Hartmut Engler und er ist einfach so ein sympathischer und authentischer Mensch! Außerdem wurden noch mal einige Texte von PUR vorgestellt und ich dachte: "auch wenn die Melodie nicht immer meins ist, die Texte sind einfach total großartig". Und als Daniel Wirtz dann "Immer wenn sie diesen Tango hört" gesungen hat, habe ich echt ein Tränchen verdrückt :D
Viele liebe Grüße
Nanni
Ich mag das Interview auch und möchte unbedingt was von der Autorin lesen, wenn du sie so gerne magst.
AntwortenLöschenSoundtrack meines Lebens... hmmm, du weißt ja, ich bin nicht so der Musikmensch, aber:
1) Blue (dab ba dee) - Eiffel 65 (War gerade in, als ich mit meinem ersten Freund zusammen war)
2) Emanuela - Fettes Brot (erinnert mich an eine schöne Studentenzeit
3) Himmelblau - Ärzte (Du weißt, wieso <3 )
Liebe Tine,
Löschen"Himmelblau" ♥
"blue" weckt bei mir auch immer direkt so ein Jugendgefühl, obwohl ich es nicht so mag :D
Fettes Brot sind ja eh saucool!!
Viele liebe Grüße
Nanni
Hallo ! Vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
AntwortenLöschenHier meine Lieder:
Gregor Meyle: Keine ist wie du
Clueso: Du bleibst
Kosheen- Catch
Sehr Special :-)
Vg
Hallo und vielen Dank für das tolle Interview und die Verlosung!
AntwortenLöschenBei mir würden in der Playlist folgende Songs stehen:
1. Coldplay - Speed of Sound
2. Jessie J - Who you are
3. Christina Perri - A Thousand Years
Viele liebe Grüße
Katja
kavo0003@web.de
Ein tolles Interview mit einer tollen Autorin, die für mich auch von Anfang an zu den liebsten deutschsprachigen Autorinnen gehört. <3
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