Lang ist der Weg von einer Idee zum Projekt.
Schon eine ganze Weile überlege ich, wie ich ein Interview gestalten kann, dass durch Wiederholung der selben Fragen eine Konstante bietet, und für Literaturbegeisterte aller Sparten gleichermaßen interessant und beantwortbar ist. Bisher sind auf Fantasie und Träumerei lediglich Autor*Innen zu Wort gekommen, nun möchte ich, dass auch Blogger*Innen, Buchhändler*Innen, Verlagsmitarbeiter*Innen etc. für einen interessanten Meinungsaustausch auf meinem Blog sorgen.
7 auf einen Streich - ein Literatur Interview ist geboren.
Und ich freue mich ganz besonders, dass die Fragen der ersten Ausgabe von meiner lieben Freundin und Bloggerkollegin Tine beantwortet wurden.
Tine ist Jahrgang '85 und bloggt seit über 5 Jahren. Seit einem Anbieterwechsel 2013 ist ihr Blog Lesemomente auf WordPress zu finden und zeigt sich dort in schlichter Schönheit. Dass die gebürtige Nordfriesin nicht nur leidenschaftlich gerne liest und bloggt, sondern in ihrer Freizeit auch viel fotografiert, sieht man der ansprechenden Gestaltung des Blogs und ihrer Beiträge auf den ersten Blick an. Sie ist Pädagogin von ganzem Herzen, was sich häufig in ihrer Auswahl an sozialkritischen Jugendbüchern spiegelt. Sie liest eigentlich querbeet, nennt als Lieblingsgenres aber Jugendbuch und Fantasy. Ihre Meinung äußert sie in kurzen, knackigen Rezis, die neben Berichten zu literarischen Themen, einem wöchentlichen Sonntagsgeplauder und einem jährlichen Beitrag zum Deutschen Jugendliteraturpreis, regelmäßig auf Lesemomente zu finden sind.
Header des Blogs Lesemomente (Bildrechte: C. Johannsen) |
1.
Welche*r Autor*in deiner Kindheit hat dich am meisten
beeinflusst?
Puh,
das ist schwierig. Ich habe in meiner Kindheit so viel gelesen, dass ich keine
Rücksicht auf Lieblingsautoren nehmen konnte. Dann hätten einfach nicht genügend
Bücher zur Auswahl gestanden. ;)
Ich
hatte aber viele Bücher (und vor allem auch Kassetten) von Astrid Lindgren:
„Die Kinder von Bullerbü“, „Michel aus Lönneberga“, „Pippi Langstrumpf“. So war
zum Beispiel auch „Die Brüder Löwenherz“ das erste Buch, bei dem ich beim Lesen
weinen musste – und ich traue mich bis jetzt nicht, es noch ein Mal zu lesen.
2.
Welches Buch empfiehlst / verschenkst du am
häufigsten??
Grundsätzlich
verschenke ich gar nicht so viele Bücher, merke ich gerade. Welche Bücher ich aber
sehr viel empfehle und teilweise auch schon verschenkt habe, sind „Gut gegen Nordwind“ von Daniel
Glattauer, „Gute Geister“ von Kathryn
Stockett und „Der große Trip: TausendMeilen durch die Wildnis zu mir selbst“ von Cheryl Strayed. Alles drei sind
Bücher, die viel mit mir gemacht haben. Deswegen glaube ich, dass sie auch
andere Menschen bewegen und unterhalten können.
Abgesehen
davon finde ich es total spannend, ganz verschiedenen Leuten Bücher zu
empfehlen. Man macht mir mit der Frage „Ich möchte gerne ein Buch zu diesem und
jenem Thema lesen. Hast du eine Idee?“ eine riesige Freude.
3.
Was macht für dich den Reiz am Lesen aus?
Zum
einen schätze ich am Lesen, dass ich einfach mal abtauchen und die Welt
ausschalten kann. Ich bin dann wirklich weg, vergesse Sorgen, Ängste und den
Alltagsstress (zumindest bei einem guten Buch) und tauche nach einiger Lesezeit
erholt und befriedigt wieder auf.
Zum
anderen glaube ich, dass beim Lesen auch die eigenen Emotionen auf ganz
besondere Weise kanalisiert werden. Oha! Manchmal fällt es einem leichter, mit
einer geliebten Romanfigur zu weinen und Mitleid zu haben, als mit einem selbst.
Teilweise genieße ich es richtig, am Ende eines Buches ein paar Tränen zu
verdrücken. Ich denke, dass man dadurch eigene Anspannung und eventuell Trauer
lösen kann.
4.
Was erwartest du von einem „guten“ Buch?
Eben
genau das, was ich zu der vorherigen Frage schon geschrieben habe: Ich erwarte,
dass mich ein gutes Buch so gut unterhält, dass ich vom Alltag abgelenkt bin.
Ich erwarte, dass ich mit den Charakteren mitfühlen kann: lachen, weinen,
trauern und Spaß haben.
Ich
erwarte, dass ich Abenteuer miterleben kann – und das ganz sicher und
ungefährlich von meinem Lesesessel aus. Denn wer möchte schon wirklich gegen
Orks und dunkle Zauberer kämpfen?
Manchmal
erwarte ich von einem guten Buch auch, dass es mich selbst ein Stückchen
verändert, mich in Gedanken weiterbringt und neue Ideen in mir auslöst. Das
gilt aber nicht für alle Bücher, sondern kommt ganz auf meine Stimmung an.
5.
Gedöns, Dingsbums, Trallafitti – welche Worte nerven
dich in Rezensionen am meisten?
Ich
mag das Wort „Schreibe“ nicht. Irgendwie klingt es immer, als wäre es kein
richtiges Wort. „Schreibweise“ finde ich aber auch nicht immer passend. Ansonsten
fällt mir gerade nichts Besonderes ein. In meinen eigenen Rezensionen nervt es
mich, dass ich das Adjektiv „leichtlesig“ so oft verwende. Also: Wenn jemand
einen guten Ersatz dafür hat: Immer her damit!
6.
Welche deiner Lesegewohnheiten würdest du gerne
ändern, schaffst es aber nicht?
Die
Frage ist leicht: Ich würde es so gerne schaffen, das Handy beim Lesen zur
Seite zu legen. Warum das für mich so schwer ist, weiß ich nicht. Ständig gucke
ich darauf. Scrolle mich durch WhatsApp und Facebook, obwohl doch nichts Neues
passiert. Warum eigentlich? Vielleicht gibt diese Frage hier doch noch ein Mal
den nötigen Anstoß, um das Handy zumindest sonntags für ein paar Stunden mal
ganz weit weg zu legen.
7.
Literaturszene, Lesegewohnheiten und Buchtrends sind
dynamische Komponenten. Welche Entwicklung empfindest du in diesen Bereichen
(einem dieser Bereiche) als besonders positiv?
Was
für eine Frage zum Schluss … ! Zur Literaturszene und ihrer Entwicklung kann
ich gar nicht so viel zu sagen, da ich diese nicht vielfältig genug verfolge.
Die ganzen Diskussionen zum Thema Buchblogs vs. Feuilleton interessieren mich
ehrlich gesagt nicht wirklich, da sie mein eigenes Leseverhalten nicht
beeinflussen.
Ich
bin wirklich dankbar dafür, dass die Fantasyliteratur durch die „ Herr der
Ringe“-Filme so einen Aufschwung erhalten hat und von einer breiten Masse
gelesen wird. So gibt es für mich mehr Auswahl.
Und
ganz besonderes freue ich mich, dass ich in Jugendbüchern endlich weniger
Liebesdreiecksgeschichten lesen muss. DAS war nämlich ein ganz furchtbarer
Trend.
<3 <3 <3
AntwortenLöschenIch freue mich, dass ich den Anfang machen durfte. :)
<3
LöschenDas ist ja eine interessante Idee und die Fragen sind auch toll ausgewählt! Ich bin schon gespannt, wen du da so alles interviewst in der nächsten Zeit.
AntwortenLöschenFreut mich, dass es dir gefällt :)
LöschenIch habe Samstag mit Tine telefoniert und ihr erzählt, dass der Beitrag viele Besucher hatte, aber leider immer so wenig kommentiert wird. Wir waren uns beide einig, dass du bestimmt noch kommentierst, worüber wir uns sehr freuen :)
Oh, na, da freu ich mich ja, wenn ich so einen "Ruf" habe. *gg*
LöschenUnd mir ist eingefallen, dass ich ja auch hierzu noch etwas schreiben wollte: "Manchmal fällt es einem leichter, mit einer geliebten Romanfigur zu weinen und Mitleid zu haben, als mit einem selbst. Teilweise genieße ich es richtig, am Ende eines Buches ein paar Tränen zu verdrücken. Ich denke, dass man dadurch eigene Anspannung und eventuell Trauer lösen kann"
Das kann ich so voll und ganz unterschreiben! Ich bin bei Romanen und TV-Serien viel näher am Wasser gebaut als sonst, was ich immer etwas seltsam gefunden habe. Aber bei mir ist es auch so, dass ich es manchmal genieße, wenn am Ende eines Buches ein paar Tränchen fließen - und ich habe tatsächlich den Eindruck, dass das gewissermaßen eine reinigende Wirkung hat.
Die Fragen 5 und 6 haben mir besonders gut gefallen! Es macht Spaß, über eine mögliche eigene Antwort nachzudenken.
AntwortenLöschenFreue mich auf mehr.
Grüßchen
Aly mit den drei KuhKatzen
Liebe Aly,
Löschenvielen Dank für deinen netten Kommentar :)
Freut mich, dass dir das Interviewformat bzw. die Fragen gefallen.
LG Nanni