Alles beginnt mit
dem Tod eines einzelnen Mannes. August Leander, der in diesem Moment
nichts anderes möchte, als seine Leidenschaft, die Schauspielerei,
auszuüben. Mit seinem letzten, dramatischen Abgang, scheint er
jedoch eine ganze Abfolge aus Schicksalswegen in Gang zu setzen.
Eine unerwartet
starke Epidemie bricht aus. Befällt Menschen überall auf der Welt.
Sorgt für Tod, Angst und den Zusammenbruch der Zivilisation. Nur ein
paar wenige überleben. Trotzen der Krankheit, ziehen durchs Land mit
der Erinnerung an eine bessere Zeit. Halten sich fest an der Kunst
des Theaters, an Musik und Schauspielerei. Den Kampf ums überleben
immer im Nacken.
„Was
beim Zusammenbruch verloren ging: So gut wie alles, so gut wie alle,
aber es ist immer noch so viel Schönheit geblieben.“
Schon eine ganze
Weile bin ich um das Buch herum geschlichen, bevor ich mich getraut
habe es mir näher anzuschauen. Ganz oberflächlich habe ich mich vom
Cover, das leider überhaupt nicht meinen Geschmack trifft,
abschrecken lassen, ohne zu wissen welch spannende Arbeit Autorin
Emily St. John Mandel zwischen die Buchseiten steckt. Nie hätte ich
mit einer solch komplexen Geschichte gerechnet. Überraschende
Begeisterung durch überraschende Handlungen.
„Die
Hölle ist die Abwesenheit von Menschen, nach denen man sich sehnt.“
Nichts ist
vorhersehbar. Kein Gedankengang, kein Vorgehen der Protagonisten ist
berechenbar. Emily St. John Mandel, die mit „Das Licht der letzten
Tage“ bereits ihren vierten Roman veröffentlicht hat, besticht mit
einer Story, die sich nur schwer beschreiben lässt. Handlungen auf
verschiedenen Ebenen, die durch eine sanfte, detailliert und gut
gearbeitete Struktur miteinander verwoben sind, ineinander greifen
wie ein gut geölte Zahnräder, ergeben nach und nach eine sehr
lesenswerte Geschichte. Wie die Steine einer soliden Mauer sind auch
die Handlungen Stein für Stein aufeinander gesetzt, bis sie nach und
nach zu einem soliden Grundgerüst werden. Auch einzeln einen Nutzen,
aber erst als Gefüge von der Bedeutung, die den Leser so begeistert
und fesselt.
„'Das
ist doch absurd', beharrte Elizabeth. 'Sollen wir etwa glauben, dass
die Zivilisation untergegangen ist?'
'Na
ja', meinte Clark. 'Sie war doch schon immer ein bisschen
zerbrechlich, findest du nicht?' “
In dieses bedeutsame
Gefüge setzt sie Figuren, die dem Spiel des Schicksals ausgeliefert
sind. Deren Charakterzüge mit den Erlebnissen der Pandemie
einhergehen, sich entsprechend ihrer Erfahrungen entwickeln. Ganz oft
bekam ich Gänsehaut bei den Erinnerungen an die Zeit vor der
Katastrophe, aber noch viel mehr, wenn die Mitglieder der Symphonie
durch die verlassene Welt ziehen und dort kleine Fragmente einer
einst dagewesenen Zivilisation entdecken. Persönliche Gegenstände,
die Momente großer Intimität auslösen und sowohl Figuren wie Leser
verletzlich machen. Mit einer perfekten Kombination aus
unvorhersehbarer Spannung, einem aus einschneidenden Schicksalsfäden
gewobenen Handlungsgefüge und Momenten, die unter die Haut gehen,
ist „Das Licht der letzten Tage“ ein Roman, der mich Kapitel für
Kapitel begeistern konnte.
Buchinfo:
Piper (September 2015)
416 Seiten
Paperback
14,99 €
Originaltitel: Station Eleven
Übersetzung: Wibke Kuhn
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Oh, das Buch tummelt sich bereits auf meiner vorläufigen Wunschliste - da werd ich durch deine Rezension doch gleich mal darin bestätigt, dass es auf die "dauerhafte" Wunschliste wandern darf. :-)
AntwortenLöschenOh du hast ein Schichten Wunschlisten System?
LöschenHihi, ja. Die vorläufige Wunschliste habe ich, weil ich mich meist über Bücher, auf die ich mal irgendwo aufmerksam geworden bin, gern noch etwas genauer informiere (und in die Leseprobe reinlese). Und auch deshalb, weil ich viele Bücher zwar gern lesen, aber nicht unbedingt kaufen mag - und da ist die vorläufige Liste quasi der Zwischenspeicher, bevor ich Zeit habe zu recherchieren, ob es sie in der Bücherei gibt und wenn ja, in welcher Zweigstelle.
Löschen"Das Licht der letzten Tage" ist wirklich eine ganz außergewöhnliche Geschichte. Die Idee und die Umsetzung haben es wirklich in sich. Mir hat das Buch auch richtig gut gefallen. Und wie ich deinen Zeilen entnehme, hattest du auch einen intensiven Lesegenuss :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Kay
Lieber Kay,
Löschenoh ja, den hatte ich! Zumal ich nicht mit solch einer Geschichte gerechnet hätte. Ich hab vor einiger Zeit "White Horse" gelesen, das auch ein Endzeitroman ist, aber eben doch von der herkömmlichen Sorte.
St. John Mandel unterscheidet sich ja doch stark von anderen durch den Aufbau ihrer Geschichte und dadurch, dass auch ohne Action eine extreme Spannung aufbaut.
Liebe Grüße
Nanni