Aristoteles
Thibodeau ist die 12-jährige Ich-Erzählerin des Romans „Eine
Therapie für Aristoteles“. Eigentlich ist sie die Verfasserin des
Buches, denn mit Hilfe des Ratgebers „Einen Roman schreiben in 30
Tagen“ wird sie zur Schriftstellerin werden, um die Familie zu
ernähren, und was bietet sich als Themengrundlage besser an, als die
eigene Geschichte?
In Aris Familie geht
es ziemlich turbulent zu. Vater Joe ist vor 8 Jahren verstorben.
Mutter Diane ist chaotisch, geht leicht in die Luft und immer kurz
davor ihren Job zu verlieren. Der 8-jährige Max ist ein schwieriges
Kind. Hochsensibel. Explosiv. Und Aris? Die sollte sich eigentlich um
die Probleme kümmern, die ein Mädchen ihres Alters beschäftigen.
In Wirklichkeit dreht sich ihr Leben aber täglich darum, die Familie
zusammen- und auf Spur zu halten.
Jedes
Familienmitglied hat das Gefühl, dass Joe, der Vater fehlt. Dass
prinzipiell ein Vater fehlt und dass mit ihm alles einfacher, alles
besser wäre. Die drei haben es wirklich nicht leicht. Sie müssen
sich durchkämpfen und Überlebensstrategien entwickeln. Das gelingt
ihnen nur mittelmäßig, doch in einem sind sie ganz gut: im Familie
sein. Denn egal, was passiert, was wieder einmal schief geht – sie
sind füreinander da.
„Eine Therapie für
Aristoteles“ ist eins der Bücher, die während des gesamten
Leseaktes unterschiedliche Gefühle und Meinungen hervorrufen. Wie
kann es sein, dass eine 12-jährige so (alt-)klug ist und das
Kommando im Familiensystem übernimmt? Dass sie in diesem Ton ihre
eigene Geschichte erzählt und den Blickwinkel eines Erwachsenen
einnimmt? Kann man dies als künstlerische Freiheit gelten lassen
oder sorgt die Autorin damit für einen unrealistischen Kontext?
Es ist ein bisschen
was von allem und das macht das Buch so besonders. Es polarisiert auf
eine eigene, vielleicht etwas skurrile Art und Weise, es wirbelt
seine Leser durcheinander und fügt sie wieder zusammen, es fordert
sie auf mitzudenken und es berührt, denn keine 12-jährige sollte
das Gefühl haben in die Rolle eines Erwachsenen schlüpfen zu
müssen.
Buchinfo:
DuMont
(Februar 2015)
352
Seiten
Hardcover
mit Schutzumschlag
19,99
€
Originaltitel:
How To Write A Novel
Übersetzung:
Eva Kemper
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Liebe Nanni,
AntwortenLöschenich lese dieses Buch momentan und teile die meisten deiner Eindrücke bisher. Es liest sich schön, wäre da im Hinterkopf nicht immer die kleine Stimme, die ständig "Und das soll eine 12 jährige schreiben?" murrt. Ich bin aufs Ende gespannt. Schöne zusammengefasst!
Grüßerl,
Shanty