Eigentlich hatte sie andere Pläne. Ein selbstbestimmtes Leben, Reisen, vielleicht eine Karriere als Schriftstellerin. Doch als sich Ingrid in ihren Literaturprofessor Gil Coleman verliebt und von ihm schwanger wird, wirft sie für ihn all dies über Bord. Gil liebt seine junge Frau, und dennoch betrügt er sie, lässt sie viel zu oft mit den Kindern in dem kleinen Ort an der englischen Küste allein. In ihren schlaflosen Nächten beginnt sie, Gil heimlich Briefe zu schreiben. Statt ihm ihre innersten Gedanken anzuvertrauen, steckt sie ihre Briefe in die Bücher seiner Bibliothek und verschwindet schließlich auf rätselhafte Weise. Zwölf Jahre später glaubt Gil, seine Frau wieder gesehen zu haben - und ihre gemeinsame Tochter Flora, hin und her gerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung, beginnt nach Antworten zu suchen, ohne zu ahnen, dass sie nur die Bücher ihres Vaters aufschlagen müsste, um sie zu erhalten ...
(Text & Cover: © PIPER; Foto: © N. Eppner)
Als Ingrid mit dem Studium beginnt, ahnt sie nicht, dass sie dort den Mann kennenlernen wird, den sie später einmal heiraten, dem sie Kinder schenken und dem sie ihr Leben opfern wird. Denn eigentlich hatte sie nicht vor sich so schnell an ein Haus und eine Familie zu binden, aber manchmal kommt es eben anders, als geplant.
Eines Tages verschwindet Ingrid. Einige halten sie für Tod, andere glauben, dass sie irgendwann wiederkommen wird. Ihre Tochter Flora hofft letzteres, hat sie doch gesehen, wie ihre Mutter damals den Garten verließ. Das schien ihr nicht nach einem Abschied für immer. Doch der Vater sagt, dass man beide Möglichkeiten im Kopf haben müsse, um nicht in falscher Hoffnung zu leben.
Nan, Floras große Schwester hat die Rolle der Mutter übernommen. Der Versorgerin, derjenigen, die sich um alles kümmert, und damit ist sie in den Status hineingerutscht, den ihre Mutter nicht aushalten konnte und den sie ihrer Tochter niemals gewünscht hatte.
Zwölf Jahre später glaubt der Vater Ingrid gesehen zu haben. Dies hat einen Unfall zur Folge, der seine Kinder zurück nach Hause führt, wo die Wahrheit über seine Ehe mit Ingrid, über die Gefühle, die tatsächlich in ihr schwelten, offensichtlich und doch verborgen zwischen den Seiten seiner Bücher steckt.
Man kann den Menschen immer nur vor den Kopf gucken. Jeder trägt seine kleinen Geheimnisse, seine kleinen verborgenen Wahrheiten mit sich herum, die für andere oft im Verborgenen bleiben. Zwischen Ingrid und Gil gab es ganz viel unausgesprochenes, ganz viele Sorgen, Nöte und vor allem Wünsche, die vom jeweils anderen nicht erfüllt wurden.
Ingrid wollte nicht das Leben, was sie durch Gil geführt hat, hat es für ihn aber doch in Kauf genommen. Im Gegenzug hat er sie sehr geliebt, aber auch sehr häufig betrogen. Claire Fuller bringt diese Zwiespälte, die in den Köpfen der Ehepartner herrschen sehr glaubwürdig aufs Papier.
Die Rollen, in die sich die beiden Ehepartner hineingezwängt, gegenseitig gedrückt und gerettet haben, werden auf ihre Töchter übertragen. Nan MUSS die Rolle der Mutter übernehmen, organisiert immer für alle mit und kann nicht davon weg, sich um alles Sorgen zu machen und Flora leidet unter der Bindungsschwäche des Vaters.
"Eine englische Ehe" ist nicht der herausragende Roman, den ich erwartet hatte. Meiner Meinung nach passt der Originaltitel "Swimming Lessons" aber auch besser, als die deutsche Übersetzung. Ist weniger irreführend. Claire Fuller zeichnet das Psychogramm einer gescheiterten Ehe und was aus einem Menschen unter Einfluss eines oder mehrerer anderer Menschen werden kann. Schwammig mit viel Freiraum für Gedanken, nutzt ein eher ruhiges Erzähltempo und eine schöne Sprache. Ich hätte mir jedoch etwas mehr Grundspannung gewünscht.
Buchinfo:
PIPER (März 2017)
368 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
22,00 €
ÜBERSETZUNG: Susanne Höbel
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Ursprünglich wollte ich das Buch ja sehr gern lesen, aber dann habe ich es irgendwie doch nie gekauft und nach dieser Rezension habe ich es nun von der Wunschliste geschmissen. Gibt ja noch viele andere tolle Bücher :)
AntwortenLöschenIch hatte das Buch unlängst in der Hand, weil wir es in der Arbeit (zusammen mit anderen) als Leseexemplar hatten. Jetzt bin ich doch ganz froh, dass ich nicht danach, sondern zu einem anderen Buch gegriffen habe.
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