Der neue wunderbare Roman der Autorin des Weltbestsellers »Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry«.
Mister Frank hat eine besondere Gabe: Er spürt, welche Musik die Menschen brauchen, um glücklich zu werden. In Franks kleinem Plattenladen in einer vergessenen Ecke der Stadt treffen sich Nachbarn, Kunden und die anderen Ladenbesitzer der Straße. Da taucht eines Tages die Frau in Grün vor Franks Schaufenster auf. Sie ist blass und schön, zerbrechlich und stark zugleich. Doch sosehr er sich auch bemüht, Frank kann einfach nicht hören, welche Musik in ihr klingt …
(Text & Cover: © Fischerverlage; Foto: © N. Eppner)
Rachel Joyce hat in mir genau das ausgelöst, was Mister Franks Kunden erleben, wenn er ihnen Musik empfiehlt: sie hat die richtigen Töne getroffen, die Melodie in mir geweckt, die darauf wartete abgeholt zu werden.
Eigentlich war ich dem Lesen von Wohlfühlbüchern etwas überdrüssig. Da ich Musik und ihre Eigenschaft Gefühle einzusammeln und Erinnerungen zu wecken aber sehr schätze, habe ich die Empfehlung angenommen und "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie" gelesen. Verschlungen. Aufgesogen.
Mister Frank ist eine ganz besondere Persönlichkeit. Er schaut hinter die Fassade seiner Mitmenschen und entdeckt dort, welche Töne, welche Melodien, welche Musikstücke in ihrem Leben fehlen. Von Klassik über Jazz bis hin zu Rock kann das alles sein. Melodien, die Gefühle auslösen. Die helfen wieder klar zu sehen. Die Last von Schultern nehmen und Hoffnung geben.
"[...] wenn er vor einem Kunden saß und ihm wirklich zuhörte, vernahm er Musik. [...] Nur ein paar Töne. Wenn es hoch kam, eine kleine Melodie." (S. 28)
Musik ist wie eine Heimat, die uns erdet, wenn wir die Orientierung verloren haben. Sie hilft, die Stille in uns zu spüren, aber auch diese auszuhalten und zu überwinden. Sie beschwört Gefühle und Erinnerungen herauf, auch wenn diese schon weit zurückliegen. Musik kann uns helfen zu fliegen und uns auffangen, wenn wir fallen.
Mister Frank ist gar nicht so außergewöhnlich wie er auf den ersten Blick scheint. Er hat ein umfangreiches Musikwissen, aber das ist nur die Hälfte von dem, was ihn so liebenswert macht. Mister Frank nimmt sich Zeit für seine Mitmenschen. Er hört genau hin, er schaut sie an, nimmt sie wahr. Möchte unter die Oberfläche schauen.
In unserer schnelllebigen Zeit (die Mister Frank übrigens nicht für gut heißt. CDs!! Püh!) ist es vielen zu anstrengend einen Moment innezuhalten, in die Tiefe zu sehen und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen. Das führt zu zwischenmenschlichen Problemen aufgrund von Missverständnissen und fehlender Aussprache. Kommunikation ist das was uns verloren geht.
"Die Stille ist der Ort, wo sich die Magie ereignet." (S. 50)
Diese Erfahrung muss auch Frank machen, als Ilse Brauchmann in sein Leben fällt. Es ist sofort um ihn geschehen, doch aus Erfahrung weiß er, dass die Liebe schmerzhaft sein kann. Er traut sich wenig zu, verstrickt sich in Fehlverhalten, trifft im Gespräch nicht den richtigen Ton und hangelt sich von Missverständnis zu Missverständnis. Und Ilse Brauchmann? Der geht es nicht anders.
"Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie" ist einfach nur schön. Es ist liebevoll und herzlich. Es hat mich zum Lachen gebracht, aber auch zum Weinen. Aus Freude, aus Glück, voller Hoffnung und Erinnerungsschmerz. Ich möchte nun unbedingt viele liebgewonnene Musikstücke hören, denen ich lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe, spüre aber auch das Verlangen nach Vivaldi, Bach und Beethoven.
Eine ganz große Leseempfehlung für "Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie".
Buchinfo:
S. Fischerverlage (2017)
384 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
19,99 €
ÜBERSETZUNG: Maria Andreas
Weitere Rezensionen:
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Ich bin so unschlüssig, ob der Roman was für mich wäre. "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" mochte ich ganz gern, obwohl ich bei dem Buch einige Kritikpunkte hatte. "Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte" habe ich dagegen abgebrochen. Nun bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich noch mehr von der Autorin lesen möchte, obwohl die Idee dieses Buchs sehr schön klingt.
AntwortenLöschenIch mochte Harold Fry auch ganz gerne, war mir danach aber trotzdem sicher, dass ich kein weiteres Buch dieser Art lesen muss. Dann wurde mir Mister Frank von der Pressemitarbeiterin des Verlags empfohlen und ich bin sehr froh mich rangetraut zu haben. Wenn man nur ein kleines bisschen dieses Gefühl kennt, einen Song zu hören und an einen bestimmten Moment zu denken oder sich gebettet und aufgefangen zu fühlen, dann ist dies genau der richtige Roman. Ich finde ihn auch etwas spannender geschrieben, als Harold Fry.
LöschenHuhu!
AntwortenLöschenDas Buch möchte ich auch unbedingt noch lesen! :-) Von der Autorin hört man ja viel Gutes, und auch deine Rezension macht richtig Lust auf das Buch. Sehr schön geschrieben!
Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.
LG,
Mikka
Hallo,
Löschenes ist wirklich richtig toll. Sehr warmherzig, liebevoll und klug.
Vielen Dank für deine Verlinkung :)
Liebe Grüße,
Nanni