13.03.20

Der Salzpfad | Raynor Winn



Raynor und Moth, seit 32 Jahren ein Paar, verlieren durch zwei Schicksalsschläge in kürzester Zeit beinahe alles. Sie geben ihre Farm in Wales auf und machen sich, nur mit dem Allernötigsten ausgerüstet, auf den Weg: zu einer rund 1000 Kilometer langen Wanderung auf dem längsten und wildesten Küstenweg Englands, dem South West Coast Path. Von Somerset über Devon und Cornwall nach Dorset, mit einem Budget von nur 50 Euro pro Woche.
Sie kämpfen mit Vorurteilen, Ablehnung und der Sorge, dass das Geld für den nächsten Tag nicht mehr reicht. Und zugleich entdecken sie auf ihrer großen Wanderung das Glück: herzliche Begegnungen, ihre neu erstarkte Liebe und die Fähigkeit, Kraft aus der Natur zu schöpfen. Allen Prophezeihungen zum Trotz führt sie der mehrmonatige Trip zurück ins Leben und öffnet die Tür zu einer neuen Zukunft.
»Damals hatte ich keine Ahnung, dass der South West Coast Path erbarmungslos war, dass wir fast so viele Höhenmeter bewältigen würden, als würden wir viermal auf den Mount Everest klettern, dass wir über Tausend Kilometer auf einem Weg wandern würden, der zum Teil nur dreißig Zentimeter breit war.« - Raynor Winn
(Text & Cover: ©DuMont Reisen; Foto: ©N. Eppner)


Vor einigen Jahren habe ich das Wandern für mich entdeckt. Die Heilsamkeit des Wanderns. Bis dato habe ich mich fast ausschließlich auf meinen Vierbeinern fortbewegt, aber ist die befreiende Wirkung des Wanderns durchgedrungen, kann frau sich ihrer nicht mehr verwehren. Zu Menschen, denen es ähnlich geht, hege ich sofort Sympathien. Ich mag ihre Geschichten, ihre Erfahrungsberichte, ihre Beschreibungen der Landschaft. Ich mag, was gehen mit ihnen macht.

So bin ich auf "Der Salzpfad" gestoßen, habe es mir von einer lieben Freundin zu Weihnachten gewünscht, und - weil sie weiß wie wirkungsvoll und verbindend nicht nur wandern, sondern auch Bücher sein können - von ihr geschenkt bekommen.

Zunächst vorbereitet auf eine Wander-, eine Naturgeschichte, war ich nicht gefasst auf die emotionalen Ereignisse, mit denen Raynor Winn mich konfrontierte. Das Leben der Winns ist ein Scherbenhaufen. Durch eine Fehlinvestition verlieren sie alles. Ihre geliebt Farm, die damit verbundenen Einnahmen, ihr Zuhause, ihre Zukunft. Sie sind obdach- und mittellos. Als ob das nicht ausreichen würde, bekommt Moth die Diagnose an einer Krankheit erkrankt zu sein, die einen tödlichen Verlauf nehmen wird. Die Welt der Winns bricht zusammen.

Sie entschließen sich den South West Coast Path zu laufen. Rund 1000 Kilometer. Mehr Höhenmeter, als die Besteigung des Mount Everest zu bieten hat. Raynor und Moth sind nicht extrem gut trainiert, mittleren Alters, teilweise erkrankt und haben ein Wochenbudget von 50 €. Für das sympathische Paar fühlt es sich trotzdem richtig an.

Die Wanderung ist durchzogen von Höhen und Tiefen. Nicht nur landschaftlich, sondern auch gesundheitlich und vor allem emotional. Die Sorge um Moth, die Sorge ums Geld, um die eigene Zukunft. 

"Der Salzpfad" ist ein großartiger Reisebericht voller Emotionen. Die Winns wachsen mir schnell ans Herz und am liebsten würde ich meine Wandersachen packen und mitlaufen. Die vielen Regengüsse und Unwetter, denen sie ausgesetzt sind, bremsen meinen Enthusiasmus allerdings ordentlich aus. Es ist eine große Freude die beiden zu begleiten. Wie sie Erfahrungen sammeln im übernachten in der Wildnis, beim Schafe scheren, beim experimentieren mit Nudelgerichten und bei einer Verwechslung, die für manche Annehmlichkeiten sorgt.

Trotz aller Widrigkeiten verlieren die beiden nicht ihren Humor, der auch in die Schreibe des Buches einfließt, wodurch das Lesen eine gewisse Leichtigkeit bekommt. Dennoch bleibe ich niemals an der Oberfläche. Werde von Emotionen, Trauer und Wut, aber auch Erleichterung, Hoffnung und einer unerschütterlichen Liebe zueinander mitgerissen. Eine Leseempfehlung!


Buchinfo:

DuMont Reisen (2019)
336 Seiten
Paperback 14,99 €
ÜBERSETZUNG: Heide Horn und Christa Prummer-Lehmair


Rezensionen: © 2020, Nanni Eppner

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