Ein Haus auf dem Land. Das hast du dir immer gewünscht, Jule. Dazu ein wilder Garten, durch den eure Kinder rennen. So hast du dir das Glück vorgestellt. Doch die Kinder sind nie gekommen. Und dein Mann hat jetzt eine Affäre in der Stadt. Ihr Name ist Hellen, und Hellen denkt viel an dich. Vielleicht ein bisschen zu viel. Oft fragt sie sich, warum du und dein Mann noch immer zusammen seid. Wie zwei Menschen es so lange miteinander aushalten können, wenn ihre gemeinsamen Träume doch längst geplatzt sind. Aber von alldem hast du keine Ahnung, Jule. Du weißt nicht von Hellen und nicht von ihren Fragen. Noch nicht. Noch sitzt du da, in deinem hübschen Garten, und überlegst, ob das, was du hast, vielleicht doch reichen könnte, um glücklich zu sein.(Text & Cover: Eisele Verlag, Foto: N. Eppner)
Das leise Platzen unserer Träume ist eine besondere Geschichte, die ich so nicht hinter der Beschreibung, dass zwei Frauen sich einen Mann teilen, erwartet hätte. Und obwohl David die Schnittstelle zwischen den beiden Frauen ist, ist er gar nicht so wichtig. Weder für den Verlauf der Geschichte, noch fürs Leben. Eva Lohmann schreibt sich tief unter meine Haut. Schaut in die Schatten, in die Tiefe, ehrlich, roh, verletzlich und verständnisvoll. Fein, genau wie ich es mag.
Jule und Hellen, zwei Frauen mit unterschiedlichen Lebensweg und Träumen. Jule, mit David verheiratet, auf dem Land lebend, wo sie sich den Traum eines großen Hauses mit Garten erfüllt und sich doch nicht so erfüllt fühlt, wie sie es gehofft hatte. Etwas fehlt ihr. Ein Kind hat sie sich gewünscht und David auch. Doch jetzt ist einfach Stille zwischen ihnen, die kurz von einer Katze und dann wieder von nichts gefüllt wird.
Hellen lebt in der Stadt. Sie hat Zwillinge, auf die sie und ihr Mann lange gehofft haben und mit denen sie nun doch alleine dasteht. Sie schläft mit David. Wenn die Kinder auftauchen, muss er verschwinden. Sie führt, wie David, zwei Leben. In einem wird sie begehrt, im anderen ist sie müde, erschöpft, gequält von Ängsten und Strategien, um die Versorgung der Zwillinge zu gewährleisten.
In Gedanken spricht sie mit Jule. In Gedanken sind sie verbunden. Zwei Frauen, die ihren Träumen nachjagen und mit einer Realität konfrontiert wurden, die so nicht geplant war. Etwas, das vielmehr Verbindung schafft, als die Beziehung zum selben Mann.
"Alles, was sie empfanden, war jenes Verständnis, das Menschen erst dann füreinander aufbringen können, wenn das Leben die eigenen Träume schon ein paarmal zerschossen hat." (S. 212)
Sie rührt mich sehr, diese Verbundenheit zwischen Frauen, die ich mir viel mehr wünsche im Leben. Verständnis und Zugewandtheit, statt Abneigung und Neid. Irgendwie sitzen wir im selben Boot mit unseren Wünschen, die mal von kränkelnden Strukturen, mal von Menschen, mal vom Schicksal zerschlagen werden. Es ist nicht leicht für uns mit all diesen Erwartungen, all den Tatsachen, denen wir uns beugen müssen.
Und trotzdem kann es gut sein, wenn wir füreinander da sind. Viel mehr aufeinander achten. Nicht perfekt, aber okay. Und okay kann schon ganz schön glücklich machen.
Buchinfo:
224 Seiten
Hardcover 22,- €
Rezensionen + Fotos: Copyright 2023, Nanni Eppner
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