26.11.24

Und morgen wieder schön | Marie Sand





Als Amanda mit ihrem Skizzenbuch im Rockbund in Paris ankommt, will sie nur eins: Karl Lagerfeld treffen und für ihn die Frisuren zeichnen. Aber so einfach wie Amanda, die aus dem kleinen Eifeler Friseurladen ihrer Mutter geflüchtet ist, sich das vorstellt, scheint es nicht zu werden. Der Weg ist steinig und lang – und doch avanciert sie als talentierte Friseurin zum Liebling der High Society der

1970er-Jahre, als sie Françoise Hardy den schrägen Pony verpasst und damit den Look einer ganzen Generation prägt. Auf der Höhe des Erfolgs aber erkrankt ihre Freundin an Brustkrebs.
Amanda begreift, was der Verlust der Haare unter der Chemotherapie mit Frauen macht. Damit trifft sie eine Entscheidung, von der sie später sagen wird: „Ich hätte etwas in meinem Leben versäumt, hätte ich diese Arbeit nicht getan.“
(Text & Cover: Droemer Knaur; Foto: N. Eppner)

Amanda zieht es vom beschaulichen Friseursalon der Mutter in die große, weite Welt. Nach Frankreich. Paris. Stadt der Möglichkeiten für all diejenigen, die sich nach Schönheit sehnen und diejenigen, die mit Schönheit ihr Geld verdienen. Wie Karl Lagerfeld z.B. Er ist Amandas großes Vorbild. Sie orientiert sich an ihm, versucht ihm nachzueifern und bei ihm vorstellig zu werden, um den Traum von der Star-Coiffeurin wahr werden zu lassen. Schnell kommt die Ernüchterung. Lagerfeld ist nicht gewillt sie unter ihre Fittiche zu nehmen. 

Statt mit ihm ins Rampenlicht zu treten, findet sie in der Dunkelheit des Untergrunds eine beste Freundin. Die verrückte Catherine, die eifrig ihren Weg geht. Amanda muss erkennen, dass es gar nicht unbedingt der Schatten eines berühmten Menschen ist, durch den sie ins Licht treten kann, sondern dass sie erst dann so richtig zu strahlen beginnt, wenn sie ihre eigenen Ideen, ihren eigenen Stil einsetzt.

Diese Chance bekommt sie zum ersten Mal bei Françoise Hardy. Plötzlich ist sie berühmt, bekannt und doch ist es etwas anderes, das ihr Herz rührt: die Schönheit der Frauen hervorzuheben, die ihre Haare verloren haben. Diejenigen, die an Krebs erkranken und in der Chemotherapie ihre Haare opfern. Die Frauen, die neben ihrer Gesundheit auch noch ihre Schönheit einbüßen und damit auch einen Teil ihrer Identität.

Amandas berührende Geschichte beruht auf einer wahren Biografie. Mit sanften Klängen, einer dem bewegenden Thema angepassten Poesie, schreibt Marie Sand vom Verlust der Identität, von Träumen, Sehnsüchten und davon, wie es ist dem Herzen zu folgen. Ist der Weg noch so steinig - gehen wir ihn aus tiefstem Herzen, erfüllt er uns auf eine ganz besondere Art. 

Mich hat das Buch auch persönlich berührt. Wir reden immer davon wie unwichtig das eigene Aussehen doch ist und das sollte es auch eigentlich sein. Doch als meine Mama an Krebs erkrankte, als sie an Schläuchen hing und immer mehr von ihrem Körper verschwand, da war ich so unendlich dankbar dafür, dass die Chemo ihr nicht ihre Haare genommen hat. Es hat ihr auf eine besondere Art ihre Würde bewahrt, die sie an anderen Stellen einbüßen musste. Wie wundervoll ist es, dass es Menschen gibt, die in so schweren Situationen respektvoll unterstützen und Frauen ihre Würde wiedergeben, durch die Geste sie in ihrer Schönheit zu sehen, zu bestärken und diese  wiederherzustellen.


Buchinfo:

Paperback 16,99 €
288 Seiten


Rezensionen: 2024, Nanni Eppner

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