KLAPPENTEXT:
Über Monate haben Valerie und Nick eine Hassliste geführt - für Valerie ein Ritual, das die beiden miteinander verband, für Nick offenbar viel mehr: Eines Tages eröffnet er in der Schul-Cafeteria das Feuer uns tötet sechs Menschen. Valerie versucht, ihren Freund aufzuhalten, wirft sich vor eine ihrer Mitschülerinnen. Doch nach der grauenvollen Tat ist sie für niemanden eine Heldin...
ZUR AUTORIN:
Jennifer Brown wurde in Kansas City geboren, lebt dort mit ihrem Mann und ihren Kindern und arbeitet als Kolumnistin für den Kansas City Star. Für ihre lustigen Beiträge wurde sie schon mehrfach ausgezeichnet. "Die Hassliste" ist ihr Romandebüt.
EIGENE MEINUNG:
"Die Hassliste" ist ein bewegendes Buch über ein schreckliches und schwieriges Thema, welches gerade jetzt wieder aktuell in den Medien ist: Ein 22-jähriger richtete in Arizona ein Blutbad an, erschoss mehrere Menschen, zwar nicht in der Schule, aber auf offener Straße. Als ich heute morgen meinen eMail Account öffnen wollte, stand dort im Nachrichtenteil " So tickte der Täter". Aber ist es wirklich nachvollziehbar warum ein Mensch sich zu solch einer Tat hinreißen lässt? Gibt es dafür Beweggründe anderen Menschen so etwas anzutun? Und sind sie so drastisch, dass sie eine solche Tat rechtfertigen?
Darüber hat sich auch Autorin Jennifer Brown Gedanken gemacht und ein Buch über einen Amoklauf an einer Schule geschrieben, in dem sie versucht die Tat aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Gibt es eine klare Abgrenzung oder sind alle Opfer?Oder alle Täter?
Darüber hat sich auch Autorin Jennifer Brown Gedanken gemacht und ein Buch über einen Amoklauf an einer Schule geschrieben, in dem sie versucht die Tat aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Gibt es eine klare Abgrenzung oder sind alle Opfer?Oder alle Täter?
Schüler Nick begeht einen Amoklauf an seiner Schule, erschießt zuerst mehrere Mitschüler und später sich selbst. Von vielen der Toten und Verletzten wurden er und seine Freundin Valerie lange Zeit gemobbt. Irgendwann ist es für Nick zu viel und er tickt aus. Seine Art sich zu wehren. Seine Freundin Valerie ist geschockt, denn die Hassliste war eigentlich ihre Idee, doch niemals wäre ihr in den Kopf gekommen solch eine Tat zu begehen. Doch nun ist auch sie verantwortlich für das was passiert ist und viele geben ihr genau so die Schuld am Blutbad wie Nick. Außer Jessica, der sie während des Amoklaufs das Leben gerettet hat, indem sie sich vor Jessica geworfen hat, als Nick auf sie geschossen hat. Das hat Jessicas Leben verändert. Auch sie hat viel darüber nachgedacht, wer Opfer, und wer Täter ist, und sie versucht Valerie zurück ins Leben zu holen.
Die Frage der Schuld wird in diesem Buch ganz groß geschrieben. Autorin Jennifer Brown hat sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und schafft es, sich in ihre Figuren hineinzuversetzen, was die Geschichte zu einem wirklich dramatischen und berührenden Buch macht. Valeries Leben wird nicht beschönigt. Knallhart erfährt sie immer wieder Ablehnung, wenn man als Leser glaubt: "Ja, jetzt hat sie es geschafft. Man akzeptiert sie, hat daraus gelernt, was passiert ist und nimmt sie in die Gemeinschaft auf." Aber dann kommt es doch immer wieder anders. Vor allem Valeries Eltern haben große Schwierigkeiten damit ihr zu vertrauen. Ihre Mutter hat in erster Linie Angst um sie, doch ihr Vater gibt ihr die Schuld an allem. Das hat mich besonders traurig gemacht, denn gerade der familiäre Rückhalt ist in solchem einem Fall wichtig. Nicks Mutter dagegen reagiert ganz anders. Für sie ist Nick nach wie vor ihr "geliebter Sohn". Zwei unterschiedliche Perpesktiven, die jedoch beide in der Realität vorkommen können. Bedingungslose Liebe von Eltern, egal was das eigene Kind tut, aber auch Schuldaussprechungen gegenüber dem Nachwuchs, da das eigene Leben nun durcheinander geraten ist und vieles nicht mehr nach Plan läuft.
Die Autorin stellt sehr gut dar, wie schwierig und gewalttätig es an vielen Schulen abläuft. Dabei ist noch nicht mal von Handgreiflichkeiten, als viel mehr von verbaler Gewalt die Rede. Täglich wurden Val und Nick mit Worten niedergemacht. Nach dem Amoklauf sagen viele Schüler aus, dass sie Nick kaum gekannt haben. Dennoch hat es sie nicht davon abgehalten, ihn täglich anzugreifen und keiner hat sich Gedanken darüber gemacht, was es in ihm auslöst. Da liegt der Kern der Täter-Opfer-Frage. Nach dem Amoklauf ist es einfach zu sagen: "Er war schon immer sonderbar und ein Einzelgänger." Aber wer gibt schon zu, dass er täglich Menschen fertig macht? Und damit eine Mitschuld an der Tat trägt? Natürlich rechtfertigt es nicht, andere Menschen umzubringen. Aber es zeigt, in welch eine Verzweiflung Menschen dadurch getrieben werden, und viele wählen auch Seltbstmord als Ausweg aus solch einer Situation. Natürlich die schlimmsten Lösungen eines solchen Problems, und Gott sei Dank, nicht die Häufigsten. Dennoch muss man sich vor Augen halten, dass Mobbing an Schulen ein großes Thema ist.
Mir hat sehr gut gefallen, wie Jennifer Brown, die Darstellung des Falls durch die Medien ins Buch einbindet. Obwohl sie selbst Journalistin ist, betrachtet sie die Berichterstattung über den Amoklauf sehr kritisch und weiß, dass viele Darstellungen des Falls, und auch der Menschen, die darin verwickelt sind, nicht der Realität entsprechen, sondern für den Leser "maßgeschneidert" werden.
Das Buch hat mich wirklich sehr berührt und traurig gemacht. Vor allem deshalb, weil Valerie oft in tiefe Verzweiflung versinkt und Schwierigkeiten hat Hilfe zu bekommen, aber auch, weil es ihr so schwer fällt Hilfe zu erkennen und anzunehmen. An manchen Stellen war es, als ob sie durch Ablehnung einen Schlag ins Gesicht bekommen würde, der, dank der ergreifenden und mitreißenden Schreibe der Autorin, direkt in meinem Gesicht landete und mich traurig machte. Ich habe noch nie beim Lesen so viel Weinen müssen. Dennoch habe ich das Buch gern gelesen und kann es nur jedem weiterempfehlen, da es wichtig ist, dass solche Themen auf den Tisch kommen, und nicht darunter gekehrt werden, wie es in Valeries Leben so oft der Fall war.
Es lässt sich schnell und flüssig lesen, und ist, obwohl es unter das Genre Jugendbuch fällt, nicht nur für Jugendliche geeignet, da das Thema jede Altersklasse anspricht und die Autorin eine schöne Schreibe hat und diese nicht dem Stil der Sprache unter Jugendlichen anpasst.
- Gebundene Ausgabe: 456 Seiten
- Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. August 2010)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3423760036
- ISBN-13: 978-3423760034
Meinen herzlichsten Dank an dtv für die Bereitstellung dieses wunderbaren Rezensionsexemplares.
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