KLAPPENTEXT:
Manche Gedanken lassen sich gut schneiden, wie Papier. Andere sind hart wie Alabaster. Der Gedanke an das Mädchen vom Strand ist ein unendlicher Alabastergedanke – für August, der nicht lügen kann, nichts in Gesichtern liest und für den Berührung eine Kröte auf der Haut ist. Ein Zufall wirft sein geregeltes Leben aus der Bahn. Und konfrontiert August mit einem Gefühl, das völlig neu für ihn ist
ZUM AUTOR:
(Quelle: Arena , weil die Autorenbeschreibung im Buch einfach so nett und lustig ist, dass ich nicht anders konnte, als sie wörtlich zu übernehmen)
Alexander Rösler wuchs in den Siebzigerjahren in einer hessischen Provinz auf, besuchte die Gesamtschule zwei Dörfer weiter und wurde beim Fußballspielen meistens ins Tor gestellt.
Die Entscheidung für ein Medizinstudium kam per Post. Heute lebt Alexander Rösler mit Frau und Kindern in Hamburg und arbeitet als Geriater und Neurologe im Krankenhaus. Seit 1999 schreibt er nebenbei erfolgreich Bücher für Jugendliche.
EIGENE MEINUNG:
„Ein Kuss ist ein ferner Stern“ ist so ein wundervolles Buch, dass ich gar nicht genau weiß, ob ich mit meinen Worten das wiedergeben kann, was die Geschichte und seine Charaktere bei mir ausgelöst haben.
Als August Freya, das Mondsteinmädchen, trifft, wirft dies sein ganzes geregeltes Leben aus der Bahn. Bisher hatte er für als seine Regeln, sein System. Morgens 6.30 Uhr frühstücken, abends 22.30 Uhr schlafen. Davon lässt er sich durch nichts abbringen. Auch nicht durch Auftritte seiner Band, in der er Kontrabass spielt. Dann muss er halt vor schlafen. Hauptsache er unterschreitet nicht die Anzahl der Stunden, die er in der Regel schläft. Dann rechnet er genau aus, wann er ins Bett muss um ausreichend vor zu schlafen. Rechnen ist für ihn überhaupt kein Problem. Er liebt Zahlen. Er lebt sie. Sieht sie förmlich vor seinen Augen.
Als er Freya trifft nützen ihm seine Rechenkünste nichts, denn auf einmal sieht er sich ganz neuen Dingen gegenüber. Und auch sein Körper reagiert völlig unerwartet. Er muss immer und immer wieder an sie denken, würde sie gern wieder sehen. Und plötzlich muss er sich sogar Gedanken über Küssen machen...
„Ein Kuss ist ein ferner Stern“ wird aus drei Perspektiven erzählt. Zunächst führt uns Rudi, der Augusts bester Freund ist, in die Geschichte ein. Er ist Augusts rechte Hand, sein Begleiter und Unterweiser in allen Lebenslagen. Er erklärt ihm das Leben, nimmt ihn mit ins Fitnessstudio, in die Bar und vor allem gibt er auf ihn acht.
Von Rudi bekommt August Schreibaufgaben, die ein weiterer Teil der Geschichte sind. Zunächst sind es nur ein paar zusammengestückelte Gedanken. Er schreibt alles auf, was ihm in den Kopf kommt, doch nach und nach nehmen sie immer mehr Form an und werden zu Tagebuch ähnlichen Einträgen.
Den kleinsten Teil der Geschichte machen Freyas Einträge auf einem USB Stick aus. Auch sie berichtet von ihrer Begegnung mit August, aber auch von ihrer Beziehung zu Ben, der aber eher normal ist und nicht so außergewöhnlich wie August.
Die Charaktere sind das Herzstück des Buches. Sie sind so facettenreich, jeder für sich bis ins kleinste Detail heraus gearbeitet, egal wie bedeutend oder unbedeutend ihre Rolle in der Geschichte ist. Von Augusts Mutter, die des Lebens im kleinen Imbiss mehr als überdrüssig ist, bis hin zu Freyas Wachhund Alberich, der Einbrecher wohl ins Haus, aber nicht wieder hinaus lässt.
Der wundervollste von allen ist jedoch August. Er lebt in seiner eigenen Welt, hat einen ganz besonderen Blick darauf und scheint ein wenig autistisch zu sein. Er ist ein Genie, hat aber Angst vor Berührungen. Bei ihm ist alles etwas anders als im Normalfall und er bastelt sich gern aus alten Wörtern neue. Ich liebe seine Wortkreationen und seine Gedankengänge. Eine meiner Lieblingsszenen ist: Kojo und Rudi gehen mit ihm in eine Bar, damit Kojo ihn im Umgang mit Frauen unterrichtet. Dazu gibt es zwei, drei Gläser Alkohol...ach lest am besten selbst. Ich sag nur so viel: Der Abend endet mit dem Satz: „Hallo, Luderbürste!“
Nicht nur August selbst, sondern auch die Freundschaft zwischen ihm und Rudi, das sanfte Kennenlernen zwischen ihm und Freya, der zaghafte Versuch erwachsen zu werden, in einer Welt, die sich nicht berechnen lässt und nicht Augusts Vorstellungen entspricht, trifft mitten in die Seele des Lesers und wärmt einem das Herz.
Sprachlich exakt abgestimmt und so bildlich geschrieben, dass ich alles um mich herum vergaß und das Gefühl hatte neben August auf dem Ast zu sitzen oder bei Heidi in der Imbissbude zu stehen. Ich muss zugeben, dass mir der Autor Alexander Rösler bis dato gänzlich unbekannt war, nun aber auch seine anderen Bücher auf meiner Wunschliste stehen.
FAZIT:
Eine Geschichte, so schön wie ihr Titel, so entzückend wie das Cover des Buches, ein Gesamtpaket das hält was es verspricht und noch vielmehr darüber hinausgeht, seinen Leser bezaubert, berührt und beglückt.
Ich musste das Buch in einem Rutsch durchlesen, konnte es nicht weglegen, bin nun traurig und glücklich zugleich. Traurig, weil August nun wieder aus meinem Leben verschwunden ist und glücklich, weil ich seine Geschichte von nun an immer in meinem Herzen habe.
BEWERTUNG:
- Gebundene Ausgabe: 216 Seiten
- Verlag: Arena (Juni 2011)
- 12,99 €
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3401065378
- ISBN-13: 978-3401065373
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