26.04.13

Prinz der Dunkelheit - Mark Lawrence



Sag uns kurz, wie du heißt.Jorg. Eigentlich Kronprinz Jorg von Ankrath, aber das war einmal.Du siehst jung aus. Wie alt bist du, fünfzehn?Knapp daneben. Mit fünfzehn werde ich König sein!Du bist die meistgehasste Person im ganzen Land. Warum?Nun ja, wenn man mit einer Horde Gesetzloser ganze Dörfer niederbrennt, löst das Unmut aus. Aber was würdest du tun, wenn die Königin, also deine Mutter, und dein Bruder vor deinen Augen getötet werden? Dieser Hass ist erst der Vorgeschmack auf meine Rache – denn die wird tödlich sein!

Wenn er nicht gerade schreibt, arbeitet Mark Lawrence als Wissenschaftler, der sich hauptsächlich mit der Erforschung künstlicher Intelligenz beschäftigt. »Prinz der Dunkelheit« ist sein erster Roman. Der Autor lebt mit seiner Frau und ihren gemeinsamen vier Kindern in England.(Text& Cover: Heyne)

„Prinz der Dunkelheit“ ist eines der genialsten Debüts, die ich jemals gelesen habe. Hauptverantwortlich dafür ist sein Protagonist Jorg, der nicht nur ausgesprochen jung ist im Vergleich zu dem, was er alles erlebt, sondern auch sehr anders, als alle Protagonisten, denen ich je zuvor begegnet bin.

Ein Protagonist ist ja in der Regel die Person im Buch, die dem Leser sympathisch sein sollte. Die ihm aufgrund seiner Handlungen und Charaktereigenschaften ans Herz wachsen sollte. Dies ist bei Jorg zunächst einmal nicht der Fall. Ganz im Gegenteil. Wie soll man diesen jungen Schnösel, der mit unglaublicher Brutalität in den Kampf zieht und seine
Mitmenschen regelrecht abschlachtet, mögen? Hinterrücks und link, wenn es seinem Vorteil dient und nicht heldenhaft im offenen Kampf. Manchmal tötet er sogar aus reiner Willkür. Außerdem ist er arrogant, selbstgefällig und egoistisch. Sein Mundwerk ist größer als sein Pferd und seine Zunge schärfer als sein Dolch. Und das mit gerade einmal knapp 15 Jahren.
Doch was hat den jungen Mann, der eine Schwäche für die Philosophie hat, dazu getrieben so zu werden, wie er heute ist? Ist es der Tod seiner Familie, den er mit ansehen musste? Die Tat seines Onkels, der seine Mutter und seinen Bruder gnadenlos ermordete? Oder der Gedanke, dass sein Vater ihm das recht auf den Thron verweigert und auch ihn lieber tot sehen würde, um seinen ungeborenen Sohn, das Kind seiner neuen Frau, den Säugling, den Magier Sageous prophezeite, auf den Thron zu setzen? Dunkle Mächte sind es, die die Zügel in der Hand halten und alles Sein und Tun beeinflussen und manchmal weiß weder Jorg, noch ich, wer nun gerade was bestimmt.

Ich muss gestehen, dass ich zu Anfang doch leichte Schwierigkeiten hatte in das Buch hinein zu finden. Wie gesagt, es ist nicht einfach eine Verbindung zu einem Protagonisten wie Jorg aufzubauen. Aber irgendetwas hat er an sich, das den Leser bindet und nach etwas über 100 Seiten wird der Roman dann so spannend, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte und die restlichen Seiten an einem Tag verschlungen habe.

„Prinz der Dunkelheit“ ist eins der fesselndsten, aufregendsten und auch außergewöhnlichsten Debüts, die ich im Bereich der High Fantasy bisher gelesen habe. Einem Protagonisten, den ich eigentlich für seine Brutalität und selbstgefällige Überheblichkeit hassen müsste, ist es gelungen mich so sehr von sich einzunehmen, dass ich gar nicht genug von ihm und seinem Leben bekommen kann. Glücklicherweise habe ich den zweiten Band der Trilogie „König der Dunkelheit“ bereits im Regal stehen und werde so bald wie möglich damit beginnen.

BUCHINFO:
Heyne (Mai 2011)
384 Seiten
13,00 €
Originaltitel: Prince of Thorns
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