14.03.14

Die Seltsamen - Stefan Bachmann



"Federn fielen vom Himmel. Gleich schwarzem Schnee schwebten sie auf eine alte Stadt namens Bath herab, taumelten über Dächer und sammelten sich in Ecken und Winkeln der Gassen, bis alles dunkel und still war wie ein Wintertag."

Etwas Seltsames geht in London vor. Mischlingskinder verschwinden unverhofft, tauchen manchmal als leere Hülle wieder auf. Bartholomew Kettle ist ebenfalls ein Mischling. Seine Mutter ein Mensch, sein Vater ein Feenmann, der sich jedoch aus dem Staub gemacht hat, muss er befürchten öffentlich auf der Straße angegriffen zu werden. Als eines abends eine wunderhübsche Frau vorm Haus der Nachbarn Buddelbinster steht und der Sohn der Familie am darauffolgenden Tag verschwunden ist, kann Barholomew nicht anders als dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Dabei begibt er sich in unvorhergesehene und unberechenbare Gefahr ...

"Die Seltsamen" ist das Debüt des 21-jährigen US-Amerikanischen Autors Stefan Bachmann, der seit seinem 11. Lebensjahr an einem Schweizer Konservatorium ist und dort mittlerweile studiert, um einmal Filmkomponist zu werden. Geschrieben hat er diesen ideenreichen Roman bereits im Alter von 16 Jahren. Inspiriert durch seine Vorbilder Charles Dickens und C.S. Lewis.

Dies merkt man dem Buch an der ein oder anderen Stelle an. Wer schon Romane von Dickens und Lewis gelesen hat, läuft dem Schreibetypus der Beiden hier und da über den Weg. Bachmann hat schon auch seinen eigenen Stil, aber es ist zu spüren, dass er sich in diesem Bereich noch nicht zu hundert Prozent gefunden hat. Wie auch in dem Alter, in dem sich manche Jugendlich häufig weder für einen Kleidungsstil, noch für ihren Berufsweg entscheiden können.

Einen Roman von über 300 Seiten zu schreiben und diesen sogar so zu konzipieren, dass die Geschichte in mehreren Strängen oder auch Bänden zusammenläuft ist ein beachtliches Werk für solch einen jungen Schreiberling, der mit "Die Seltsamen" schon nach wenigen Wochen des erscheinens des Romans einen unglaublichen Erfolg feiern konnte. Doch was ist das Geheimnis? Warum interessieren sich plötzlich so viele Leser für seine Geschichte? Womit fesselt er seine Leser?

"Was wie ein normales Sandwich mit Leberpastete aussah, schmeckte auffallend nach Herbstwind. Der Tee roch nach Marienkäfer unddie Zitronentörtchen schmeckten auf eine Art und Weise bitter, die nichts mit Zitrone zu tun hatte."

Für mich gibt es da zwei ganz gewichtige Gründe. Erstens ist es der Ideenreichtum des Autors. Mit viel Liebe zum Detail kreiert er eine Vielfalt von Fantasyfiguren. Für jeden seiner Charaktere nimmt er sich Zeit. Modelliert an ihm herum, bis er so lebendig ist, dass er dem Leser regelrecht entgegenspringt. Jenseits jeglichen Mainstreams von Vampiren, Werwölfen und Engeln.

Der zweite Grund ist die Atmosphäre, die er kreiert. Welcher Ort würde sich besser für düstere und geheimnisvolle Machenschaften anbieten als London? Nichts scheint mir geeigneter für einen Roman, in dem Macht und Gier eine Rolle spielen, als der Ort, den auch sein Vorbild Charles Dickens häufig als Ort des Geschehens wählte. Atmosphärisch hat der junge Knabe echt was drauf. Ich konnte die Angst der Mischlingskinder regelrecht riechen, den Klang des metallischen Vogels hören und das Fallen der Federn spüren. Kann ein Autor Atmosphäre kreieren, dann hat er mich defintiv auf seiner Seite.

"Die Seltsamen" liest sich wie nichts weg. Zum Einen macht es große Freude den Ideenreichtum des Autors zu genießen, zum Anderen enden die Kapitel auch häufig so, dass man einfach weiter lesen muss. Kleine Schwächen zeigt Bachmann noch darin seine Ideenvielfalt zu sortieren und auch in der Schreibe muss er, wie schon gesagt, noch ein bisschen seinen eigenen Stil stabilisieren, so dass er weniger holprig und sprunghaft ist. Mit Abschluss des Romans überwiegt aber das positive Gefühl, dass er bei mir auslöst, denn er konnte mich definitv unterhalten, ein bisschen mehr für Steampunk Elemente begistern und neugierig darauf machen welche Ideen er für Band zwei, der im Herbst im Diogenes Verlag erscheinen wird, bereithält.

Buchinfo:
 
Diogenes ( März 2014)
368 Seiten
24,90 €
Übersetzer: Hannes Riffel

4 Kommentare:

  1. Und? Glaubst du, dass es was für mich ist?
    Deine Rezi klingt gut, gerade die ausgefeilten Charaktere, aber ich bin mir nicht sicher, ob es mir nicht vielleicht zu ANDERS ist.

    :-*

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  2. Ich bin mir da auch sehr unsicher ... Ich glaube, die Steampunk Elemente könnten dir gut gefallen, aber manchmal finde ich es auch ein bisschen märchenhaft ...
    Hast du "Der goldene Kompass" gelesen?

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    1. Ja,hab ich vor langer Zeit. Das fand ich so mittel...
      Ich meine, den ersten mochte ich noch gerne, den Rest eher nicht so.
      Ich glaube, dann findest du vermutlich einen geeigneteren Abnehmer. :)

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  3. Mir hatte dieses märchenhafte Fantasybuch auch sehr gut gefallen. Zu 100% konnte es aber auch mich nicht überzeugen. Stellenweise hätte ich mir mehr Hintergründe zu bestimmten Charakteren gewünscht, wie etwa Hetti, die mich so bestimmt mehr hätte verzaubern können. Darauf hoffe ich einfach im zweiten Teil und solange empfehle ich es wärmstens weiter!
    LG Jimmy

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