Drei Mädchen, eine Heimat, drei Geschichten. Anna, Justyna und Kamila haben ihren Ursprung im selben kleinen Ort in Polen. Durch unterschiedliche Umstände bedingt, gehen sie ihre eigenen Wege. So kommt es, dass Anna in Amerika lebt. Die Sommer ihrer Jugend verbringen die drei jedoch gemeinsam "Zuhause". In Polen. Sommer, voller positiver, aber auch negativer Erlebnisse. Eine Zeit des Erwachsenwerdens geprägt durch das, was sie dort erleben.
"Es fällt ihr leicht, die Seiten zu wechseln, denn Anna Baran hat zwei Seiten, sie ist gespalten von zwei Sprachen, zwei Orten und ist sich ständig dieser Kluft in ihrem Leben bewusst."
Anna, die schöne Anna, die in Amerika als Schauspielerin arbeiten möchte. Voll Neid wird sie von den daheim gebliebenen betrachtet, dabei ist sich ihrer selbst schon lange nicht mehr sicher. Gefangen in einer Beziehung, in der es einfach kein vorwärts mehr gibt, rennt sie einem Leben hinterher, das ihr so langsam aber sicher aus den Fingern gleitet.
"Justyna brauchte den Hauch des Todes, um ihre Liebe zu ihrem eigenen Sohn zu spüren, und sie brauchte ein paar Jahre später den Tod selbst, um noch etwas anderes zu verstehen: Das Leben war flüchtig und bedeutungslos."
Justyna ist die wilde des Dreiergespanns. Sie ist frech und sagt frei raus, was sie denkt, auch, wenn sie damit andere verletzt. Egal, Hauptsache sie selbst wird nicht verletzt. Nach diesem Prinzip lebt sie schon lange. Hat Übung darin einen Schutzwall um sich herum aufzubauen. Schläft mit jedem Jungen, der ihr über den Weg läuft, flüchtet in rein körperliche Beziehungen, um keine Gefühle zulassen zu müssen oder im schlimmsten Fall auch noch darüber reden zu müssen.
"Er war weniger aggressiv als die anderen und seine Fingernägel waren immer sauber - nicht, dass Justyna so ein Scheiß wichtig gewesen wäre."
Die dritte im Bunde ist Kamila. Sie ist die Nette, Liebe, Gutgläubige. Diejenige, die es immer allen Recht machen möchte und das Dreigestirn zusammenhält. Diejenige, die immer für Alle da ist und sich nichts sehnlicher wünscht, als zurück geliebt zu werden. Den Blick auf die Realität kann dadurch auch schon mal verloren gehen ...
Jede von ihnen trägt ihre eigene Maske, hinter der sie die Dramatik ihres Lebens verstecken kann. Geheimnisse und schlimme Erfahrungen, die sich fest eingebrannt haben, finden dahinter Raum und keinerlei Luft, um an die Oberfläche zu kommen. Eine gewisse Art der Resignation hat sich unter ihnen breit gemacht und ändert sich erst, als sie von einem schockartigen Ereignis wachgerüttelt werden.
"Wir träumten jeden Sommer" ist das starke Debüt der Autorin Dagmara Dominczyk, die mich mit ihrer kraftvollen Schreibe, in der sie Emotionen, verborgene Gefühle, Erfahrungen und Leben lebendig und doch mit dem angebrachten Maß an Depression und Resignation, zum Ausdruck bringen kann. Ihr Roman über Heimweh, Fernweh und Sehnsucht, von verborgenen Wünschen, verpassten Chancen und unausgesprochenen Gefühlen ist eine Leseempfehlung für alle, die sich auf Menschen einlassen können und sich für ihre Geschichten interessieren.
Buchinfo:
Insel (März 2014)
285 Seiten
19,95 €
Das Buch steht auch schon auf meiner Must-Read-List und so schön, wie du es beschrieben hast, muss ich es mir ganz bald zulegen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße und noch einen gemütlichen Abend :)
P.S.: Deine Wunschlektüre ist heute an dich rausgegangen.