Bereits im letzten Jahr habe ich ein Buch der australischen Autorin Margo Lanagan gelesen. Ihr Debüt "Seeherzen" besitzt einen gute Grundidee, die Umsetzung hat mir jedoch nicht so gut gefallen. Zäh und etwas langweilig sind die Adjektive, die ich in Zusammenhang mit diesem Roman im Gedächtnis behalten habe.
Nun wagte ich mich dennoch an ihren neusten Roman, der nicht nur eine Art Adaption eines meiner Lieblingsmärchen - Schneeweißchen und Rosenrot - ist, sondern auch noch von einer meiner Lieblingsautorinnen als großartig beschrieben wird. Meine Erwartungen waren - trotz meiner Vorerfahrungen mit Margo Lanagan - eher hoch.
"Ligas Welt" ist deutlich spannender als sein Vorgänger. Frisch und rau durch das benutzen von Umgangssprache und das derbe Darstellen der Figuren. Liga ist zunächst ein wenig dümmlich naiv, weil sie vom Vater abgegrenzt und beherrscht wird. Er macht mit ihr was er will und es dauert sehr lange, bis sie lernt, auch ohne straff gespannte Stränge um sie herum, klar zu kommen. Der Vater ist nicht nur unbeherrscht und streng mit ihr, sondern nutzt sie auch um seine Lüste zu stillen. Produkt dieser Vereinigung ist ein Kind.
Und hier wird es für mich ein wenig skurril, denn eine der Töchter Ligas, eine der Hauptfiguren des Romans ist ein Inzestbaby. Ich möchte nicht intolerant erscheinen, aber der Gedanke daran, wer Branza ist, wie sie entstanden ist, steht permanent zwischen uns beiden.
Die Handlung nimmt an Fahrt auf. Ist nicht so poetisch, märchenhaft wie ich erwartet hatte, aber nicht uninteressant und auch recht spannend. Die Kluft zwischen Protagonisten und mir ist jedoch so groß, dass auch die Handlung nicht recht an mich heran kommt. Klar ist Hauptbestandteil des Buches, dass Liga zeigt, dass man das Leben mit allen Facetten nehmen sollte, dass man sich dem Bösen, dass in vielen Menschen (vielleicht sogar in jedem ...?) steckt, nicht zwangsläufig entziehen kann und dass man sich dem Bösen (im übertragenen Sinne. Nicht, dass jemand falsch versteht, dass hier irgendetwas abscheuliches legitimiert wird) stellen sollte und ihm mit starkem Rücken entgegentreten sollte. Dennoch hätte die Autorin dies auf eine andere Art darstellen können. Eine Geschichte steht und fällt mit seinen Protagonisten. In "Ligas Welt" ist es leider so, dass sie fällt.
Buchinfo:
Rowohlt (Januar 2015)
528 Seiten
Paperback
16,99 €
Übersetzung: Mayela Gerhardt
Gerne stelle ich das Buch einem Gastrezensent/-in zur Verfügung.
Wer Interesse an der Geschichte hat und sich bereit erklärt das Buch innerhalb von 6 Wochen zu lesen und rezensieren und seine Rezi hier auf dem Blog zu veröffentlichen,
meldet sich bitte unter:
nannimax(at)gmx(punkt)net
Hallo,
AntwortenLöschenich wollte dir einfach mal ein Kompliment aussprechen für deinen Blog und deine Rezensionen - man sieht, das da viel Liebe drinsteckt. Mach weiter so :-)
Billy
Hallo Billy,
Löschenvielen Dank für das liebe Kompliment :) Ich freue mich sehr zu hören, dass der Blog so auf Leser wirkt :) :)
Liebe Grüße Nanni
In dem Buch geht es um etwas völlig anderes. Es ist aber auch kein typisches Jugendbuch und so angereichert, dass es schon einige Lebenserfahrung braucht, um es gänzlich zu verstehen.
AntwortenLöschenLiebe anonyme(r) Kommentator(in),
Löschenich gebe dir absolut recht. Ich habe im Nachhinein noch einige Berichte in Feuilleton und anderen seriösen Foren gelesen, die sich mit Literatur beschäftigen und denke, dass ich das Thema des Buches wenig verstanden habe. Das gebe ich gerne zu.
Dennoch liegt es auch daran, dass ich mich der Geschichte einfach nicht öffnen konnte. Weder eine der Figuren, noch der Inzest, der nun mal am Beginn des Romans stattfindet, konnten mich in irgendeiner Form für sich einnehmen. Ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich dermaßen abgestoßen, dass mir das Lesen des Buches überhaupt keine Freude gemacht hat. Ich lese einige Bücher, um dazuzulernen, mich zu informieren und meinen Blickwinkel zu erweitern, aber ich lese eben auch oder in erster Linie, weil mir lesen Freude bereitet und das war hier absolut nicht der Fall. Ganz gleich, wovon das Buch letztendlich handelt. Ein bisschen liegt es vielleicht auch daran, dass der Verlag dem Leser etwas anderes offeriert - so zumindest meine Wahrnehmung. Zudem begegne ich in meinem Job häufig sexuellem Missbrauch. Es ist fast tägliches Thema meiner Arbeit. In meiner Freizeit möchte ich mich nicht unbedingt auch noch damit beschäftigen müssen. Klingt vielleicht so, als würde ich meine Augen davor verschließen, aber wenn man diese Arbeit über mehrere Jahre machen möchte, dann muss man sich ein wenig schützen.
Liebe Grüße Nanni