Stell dir vor, du erwachst morgens und bist tot. Du bist nicht nur tot, sondern ein Engel. Der Letzt, glaubt man den Menschen, die schon immer in deiner Gegenwart gelebt haben, für dich aber nie sichtbar waren. Du bist so verwirrt, dass du auf deine eigene Beerdigung gehst. Dort sind Menschen, die sich für dich interessieren. Einige von ihnen sehen dich sogar, für andere wiederum bist du , unsichtbar. Warum? Warum ausgerechnet du? Und was will man von dir?
Das sind die Fragen, denen Motte, der eines morgens als Engel aufwacht, ausgesetzt ist. Den Inhalt des zweiten Teils der Engel Duologie ist sehr schwierig. Es ist mehr als hilfreich den ersten Band zu kennen, wer ihn noch nicht gelesen hat, durch meine Worte: Absolut lesenswerte Romane!! jedoch neugierig geworden ist, sollte sich Rezensionen zu Band 1 "Der letzte Engel" durchlesen oder - so wie ich es zur Auffrischung getan habe - das von Martin Ballscheit hervorragend gelesene Hörbuch hören. Kurz gesagt, Motte möchte immer noch dem Geheimnis, warum er ein Engel geworden ist auf die Schliche kommen. Den ganzen Zirkus drum herum bekommt er weniger, der Leser dafür umso mehr mit.
Drvenkar hat eine komplexe Geschichte geschrieben, die sich von allen Engelsromanen, die ich bisher gelesen habe, abhebt. Sein Roman lebt davon, dass die verschiedene Figuren, die für den Verlauf der Engelssache verantwortlich sind, zu Wort kommen. Auf verschiedenen Ebenen betrachtet der Leser die Handlungsstränge, die nach und nach zusammen geführt werden und nur gemeinsam einen Sinn ergeben. Klingt kompliziert, ist es auch. Nur genaues Lesen führt dazu, dass man der Erzählung auch folgen kann.
Obwohl ich das manchmal als anstrengend empfunden habe, stehe ich weiter dahinter, Zoran Drvenkars als etwas besonderes, als etwas sehr hochwertiges im Bereich der Jugendliteratur zu bezeichnen. Seine Schreibe ist beeindruckend. Selten gelingt es einem Autor eine fast poetische Schreibweise mit extremer Spannung unter einen Hut zu bringen und dann trotz drückender Atmosphäre mit Hilfe der Protagonisten eine gewisse Leichtigkeit hinein zu bringen.
Drvenkar legt sich nicht fest. Weder mit seinem Erzählton, noch mit dem einsortieren seines Romans in eine Schublade. Ein bisschen Fantasy, ein bisschen Thriller, irgendeine Art Roadmovie. Nicht immer gelingt es, sich von allem etwas zu nehmen und sich nicht fest niederzulassen. Drvenkar hat damit kein Problem. Es scheint, dass er sich in allem sehr sicher ist, steht hinter dem, was er schreibt und bringt den Leser dazu recht häufig nicht mehr zu wissen, ob er sich noch in der Realität befindet oder in einer Art skurrilem Märchen.
"Der letzte Engel: Der Ruf aus dem Eis" ist, wie sein Vorgänger auch, ein eigenwilliger Roman, der sich in keine Schublade stecken lässt. Der sicher nicht für jeden Leser das passende Buch ist. Wer bereit ist, sich auf solch eine Geschichte einzulassen, der bekommt ein Lesevergnügen geboten, dass er so schnell nicht vergisst.
Buchinfo:
cbj (2015)
544 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
17,99 €
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