Harry Clifton ist
ein mittelloser Junge. Seinen Vater, der als Hafenarbeiter tätig
war, aber im Krieg gefallen ist, hat er kaum gekannt. Seine Mutter
schuftet hart, um ihm ein einigermaßen angemessenes Leben bieten zu
können. Sein Zimmer teilt er mit seinem Onkel Stan, der oft
betrunken nach Hause kommt. Lesen und schreiben kann er nicht, aber
die Schule besucht er eh nur selten, da er später ebenfalls am Hafen
arbeiten möchte.
Dies ändert sich,
als er Old Jack Tar kennenlernt, der sich dem Jungen annimmt und ihn
dazu überredet sich die Vorzüge des Unterrichts mitzunehmen, so gut
es ihm eben möglich ist. Als in der Kirche auffällt, dass er eine
äußerst angenehme Stimmfarbe besitzt, bekommt er ein Chorstipendium
an einer angesehenen Schule. Dort schließt er zum ersten Mal
Freundschaft mit zwei Jungs seines Alters. Scheint so, als schlage
sein Leben nun den Weg in eine zuversichtliche Zukunft ein.
Was Harry nicht
weiß: hinter seinem Rücken werden jede Menge Spielchen gespielt.
Der Leser hingegen bekommt einen guten Einblick darein, wer in Harrys
Leben welche Fäden zieht. Fäden durchzogen von Lügen und Intrigen,
bis ein Netz entsteht, das klebrig ist wie das einer Spinne, Harry
umfängt und seinen Lebensweg blockiert.
Klingt soweit schon
recht interessant. Kommen wir nun aber zu dem Teil des Romans, der
mich fast zur Weißglut getrieben und trotzdem dafür gesorgt hat,
dass ich am liebsten ohne Unterbrechung durch gelesen hätte. Jeffrey
Archer erzählt auf verschiedenen Ebenen. Beginnend mit der Person,
die von all den Strippenziehern im Hintergrund keinerlei Ahnung hat
und dadurch ein bisschen naiv, aber sehr sympathisch ins Leben
hinaustritt. Die Rede ist von Harry, der weder weiß, dass seine
Mutter vor der Ehe mit seinem Vater eine einmalige Affäre hatte,
noch darüber im Bilde ist, wie sehr sie sich quälen muss, um ihm
seine Bildung zu ermöglichen. In den kommenden Abschnitten immer
wieder ein Wechsel der Erzählperspektive. Maisie Clifton, Harrys
Mutter, übernimmt das Wort im zweiten Abschnitt. Ein gängiges
Mittel des Schriftstellerhandwerks. Das besondere und für den Leser
echt fiese daran ist, dass die Abschnitte extrem spannend enden und
der Leser denkt, dass die Geschichte weiter geht, nur eben aus einer
anderen Perspektive. Archer hingegen springt dann unverhofft in der
Chronik der Cliftons zurück und wir beginnen wieder in einer Zeit,
in der wir bereits waren. Diese Wechsel geschehen mehrmals.
Wer sich nun vor
Langeweile in der Erzählung fürchtet, dem kann ich jegliche
Bedenken ausräumen. Trotz, dass eigentlich die selbe Geschichte noch
einmal erzählt wird, erfahren wir ganz andere, ganz neue Dinge.
Archer nutzt diese Taktik um nach und nach Hintergrundinformationen
preis zugeben. Dafür wählt er eine wirklich gute Reihenfolge seiner
Erzähler aus, so dass sich Geheimnisse Stück für Stück lösen und
sich die Perspektive des Lesers, die bis dato eher dem kindlich
subtilen Blick Harrys glich, in Klarheit auflöst.
Durch dieses
Verfahren baut Jeffrey Archer einen extremen Sog auf, dem ich mich
nur schwer entziehen konnte. Wollte ich ja auch gar nicht, denn die
Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen und es ist eine große
Freude die spannende Geschichte der Cliftons, die im Jahre 1919
beginnt und sich im ersten Band bis zum Jahr 1940 erstreckt, zu
verfolgen.
Zum Glück ist der
zweite Teil der Saga „Das Vermächtnis des Vaters“ bereits
erschienen, denn Band eins „Spiel der Zeit“ endet mit einem bösen
Cliffhanger. Wer sich für spannende Familiengeschichten
interessiert, wer gern in der Zeit reist und sich für England als
literarischen Schauplatz begeistern kann, der kann mit der Clifton
Saga überhaupt nichts falsch machen. Mich hat Autor Jeffrey Archer
so sehr von seiner Geschichte überzeugen können, dass ich mich
schon riesig auf das Lesen der Folgebände freue.
Buchinfo:
Heyne
(Juli 2015)
560
Seiten
Taschenbuch,
Klappenbroschur
9,99
€
Originaltitel:
Only Time Will Tell (The Clifton Chronicles 1)
Übersetzung:
Pan Macmillan
Reiheninfo:
Spiel
der Zeit
Das
Vermächtnis des Vaters
Erbe
und Schicksal (voraussichtl. ET April 2016)
Im
Schatten unserer Wünsche (voraussichtl. ET September 2016)
Wege
der Macht (voraussichtl. ET Juni 2017)
Hier kaufen:
Social Media:
Heyne auf Facebook
Heyne auf Twitter
Heyne
auf Instagram
Ohhh...das hört sich ja richtig gut an! Das muss ich unbedingt auch lesen. Danke für den Tipp!
AntwortenLöschenLG, Kerstin
Das freut mich, dass dir "Spiel der Zeit" so gut gefallen hat - wir haben kurz bei Ankas Weihnachtsblubbern drüber gesprochen. Ich war ja auch ganz hin und weg und konte das Buch nicht aus der Hand legen - vor allem hat mich auch die Art des Erzählens gefesselt. Obwohl sich einges wiederholt, wird es nie langweilig - ganz im Gegenteil, alles greift geschickt ineinander. Den zweiten Teil habe ich dann in einer kleinen Leserunde gelesen - den dritten wollen wir dann im April lesen. Vielleicht hast du ja Lust, dich anzuschließen?
AntwortenLöschenUps vergessen: Liebe Grüße, Sabine
LöschenLiebe Sabine,
Löschendank dir habe ich es ja aus dem Regal genommen ;)
Euch anzuschließen ist eigentlich keine schlechte Idee. Vielleicht kannst du mich kurz vorher nochmal daran erinnern?
Irgendwie hatte ich immer im Kopf, dass es sich um eine Trilogie handelt und war dann ganz überrascht, dass es sich um fünf Bände handelt. Ich bin gespannt, welche familiären Verwirbelungen da noch auf uns zukommen.
Liebe Grüße
Nanni
Das mache ich gerne - dich erinnern. :-) Bin schon gespannt, was du zum zweiten Band sagen wirst.
LöschenLG Sabine
oooh :) Ich freu mich, dass dich der Auftakt der Clifton-Saga so überzeugen konnte - ich habe zu Weihnachten beide Bände verschenkt! Dann hatte ich ja das richtige Händchen *smile* :)
AntwortenLöschenLiebste Grüße,
Nana
Auf jeden Fall. Also wer die Geschichte nicht spannend findet, der ist selber Schuld ;)
LöschenViele liebe Grüße
Nanni