Stell dir vor,
morgens klingelt es an der Tür – du öffnest in der Hoffnung
Kaffeeduft aus dem Treppenhaus aufzuschnappen – und vor dir steht
der Tod und sagt dir, dass er eben der Tod ist und du mitkommen
musst. Da guckste erst mal nicht schlecht, denn damit rechnet ja
keiner, dass da der Tod vor der Tür steht, um dich abzuholen.
Dem Mann vor der Tür
zu glauben, dass er der Tod ist, ist nicht leicht, aber schnell
stellt der namenlos bleibende Protagonist, der aus der
Ich-Perspektive erzählt, fest, dass es sich bei dem Typen, der ihm
ziemlich ähnlich sieht, nicht um einen Komiker handelt, sondern
tatsächlich um den Tod. Und dann passiert noch mehr unglaubliches.
Etwas, was selbst der Tod nicht glauben kann – die Ex-Freundin
steht vor der Tür und durch irgendwelche unerklärlichen Fügungen
wird das Sterben nun verschoben.
Dafür fahren der
Protagonist, Ex-Freundin Sophia und der Tod zur Mutter des
Protagonisten. Ein Roadtrip der ganz besonderen Art.
„Wie
schlecht gelaunte Kometen auf ihren elliptischen Bahnen hatten wir
uns eine kurze Zeit glühend begleitet, nur um dann durch die jeweils
wirkenden Anziehungskräfte wieder auseinandergetrieben zu werden.
Wir waren in unserer Skepsis, mit der wir durchs Leben gingen, zu
deckungsgleich. Wir hoben uns nicht auf in unserer konstant
schlechten Laune, wir verstärkten sie ins Unermessliche.“
Ich bin schon ganz
lange Fan von Thees Uhlmann. Schon seit ich Tomte höre, spätestens
aber seit ich ihn das erste Mal live gesehen habe. Er schreibt
großartige Texte, ist sympathisch und – wie man bei uns auf dem
Land sagt – einfach ein Echter! So locker, wie er auf der Bühne
rüber kommt, scheint ihm auch das schreiben von der Hand zu gehen.
Sein Roman liest sich flüssig, trotz wörtlicher Rede wie in einem
Theaterstück, sobald die Dialoge länger werden oder vielleicht auch
gerade deswegen. Der Leser ist sofort drin in der Geschichte.
Uhlmanns unkonventioneller, von einer eigenen Leichtigkeit geprägter
Erzählton ist so wundervoll besonders.
Sein Humor
großartig. Von trockener, lässiger Art, obwohl sein Protagonist
eher einen Stock im Allerwertesten hat und der Tod versucht alle
jemals gehörten flachen Witze auf den Tisch zu bringen. So ein
Roadtrip ist aber immer auch da, um sich weiterzuentwickeln und so
schafft es sogar der Tod seine Fähigkeiten als Komiker auszubauen.
So ein Komiker ist
Uhlmann trotz allem angewandten und wirklich witzigen Humors nicht.
Er ist ein guter Erzähler, jemand, der unterhalten kann, ohne den
Ernst außen vor zulassen oder besser gesagt, ihn geschickt zu
verpacken.
„
'Da hat sie recht. Du versuchst durchs Leben zu kommen wie ein
Hydrant aus Gummi! Unbeweglich, aber elastisch', pflichtete der Tod
ihr bei.“
Wie gut er Ernst und
Humor verknüpfen kann beweist er schon viele Jahre in seinen
Songtext. Völlig problemlos transportiert er diese Fähigkeit in
„Sophia, der Tod und ich“. Der Tod ist schon eine ernste Sache.
Vor allem für diejenigen, die zurückbleiben. Und doch ist er
allgegenwärtig. Etwas, das uns alle irgendwann betrifft. Aber vorher
bietet uns das Leben so viele Möglichkeiten es in vollen Zügen zu
genießen. Und genau das ist es, was Thees Uhlmann in seinem starken,
lesenswerten Debüt vermittelt. Einem Roman, der vor Leben nur so
strotzt. Ich hoffe sehr, dass es nicht bei diesem einen Ausflug des
Wortkünstlers in die Sparte der Schriftstellerei bleibt.
Buchinfo:
Kiepenheuer & Witsch (Oktober 2015)
320 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
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