Der
Einstieg in „Ponderosa“ gleicht einem Schuss. Laut, stark, mit
Nachklang. Einem Schuss ähnlich dem, der aus der Waffe abgefeuert
wurde, die sich in Kris Händen befindet. Schon nach den ersten
wenigen Seiten ist der Leser mittendrin. Weiß nicht wie ihm
geschieht, als er sich dem Jungen gegenübersieht. Das T-Shirt voller
Blut, den Blick schuldbewusst gesenkt.
Dann
ein Twist. Bevor wir erfahren, wie es nach dem Abend der Tat
weitergeht, springen wir fix vom 4. Mai zum 13. April zurück. An den
Tag, an dem die Freundschaft zwischen Kris, Juri und Josie ins Wanken
gerät.
Befreundet
sind die drei schon ziemlich lange. Täglich sehen sie sich. In der
Schule und in ihrer Freizeit. In der Ponderosa, einer verlassenen
Hütte am Rande der Siedlung. Ein Treffpunkt, der sie bisher auf dem
Weg der Kindheit bis hin zum Jugendalter begleitet hat. Ein Ort, an
den man sich immer zurückziehen kann, wenn die Eltern stressen oder
die Lehrer oder wer auch immer. Doch plötzlich ist alles anders.
Nicht
nur, dass Josies Nachbar verschwindet und sich als ein ganz anderer
entpuppt, als er zuvor von den dreien eingeschätzt wurde. Auch
zwischen den Freunden verändert sich plötzlich etwas. Die Schatten
der Kindheit verschwinden, geben dem Sprung ins Erwachsenenleben
freie Bahn. Jugend ist eine schwierige Zeit. Auch für Kris, der
Gefühle für Josie entwickelt, einem Verbrechen auf der Spur ist und
sich seit neustem mit dem uncoolsten Mächen der Klasse abgibt. Die
Jugend ist die Zeit der Orientierung. Manch einem geht diese jedoch
verloren.
Nach
dem extrem kräftigen Einstieg, hatte ich einen kleinen Durchhänger.
Die Freunde, ihr Umfeld, das Setting kennenlernen – das alles war
mehr eine Notwendigkeit, als eine spannende Angelegenheit. So mein
Gefühl, das mich jedoch auf eine falsche Fährte lockte. Von mir
zunächst gänzlich unbemerkt, zieht Michael Sieben mit jedem Kapitel
am Spannungsfaden, bis ich es letztendlich nicht mehr aushalten
konnte und das letzte Drittel mitten in der Nacht beenden musste. Was
sich anfühlte wie hinhalten, war das Spiel des Autors, in dem nicht
mehr die Protagonisten im Focus stehen, sondern die Neugier des
Lesers, die befriedigt werden will. Und das wird sie!
Zusätzlich
zum permanent ansteigenden Spannungsbogen, kreiert Michael Sieben
eine Atmosphäre, die sich wie eine Gewitterwolke zusammenbraut.
Immer düsterer, immer unheilvoller. Als ob sich eine Schlinge um
Kris zuzieht, von der er nichts bemerkt. Als Leser sitze ich daneben,
sehe es, weiß nicht warum, will ihm helfen und kann es nicht.
Schiere Verzweiflung ergreift mich. Einziger Ausweg: lesen, lesen,
lesen.
Das
habe ich getan. Das gebe ich als Ratschlag weiter, denn „Ponderosa“
ist ein wirklich starkes Debüt über Freundschaft, Mut, Familie und
Erwachsen werden, und darüber wie schwer Toleranz ist.
Buchinfo:
Carlsen
(2016)
224
Seiten
Hardcover
14,99
€
eBook
10,99
€
ab 13
Jahren
Hier
versandkostenfrei bestellen:
Social Media:
Carlsen
auf Facebook
Carlsen
auf Twitter
Carlsen
auf Instagram
Das klingt ja sehr spannend. Aber so, wie du das schilderst, ist das ein Buch, das ich auf jeden Fall nur dann anfangen sollte, wenn ich auch genug Zeit zum Lesen habe, sonst artet das bei mir wohl auch in schlaflose Nächte aus. ;-)
AntwortenLöschen