07.06.16

Glorreiche Zeiten - Kate Atkinson



Teddy Todd wurde 1914 in eine ländlich solide Familie hineingeboren. Alles fühlte sich sehr normal, sehr geregelt an, auch wenn seine Mutter ihn vielleicht ein bisschen mehr mochte, als seine Schwestern, seine Tante eine weltfremde Schriftstellerin war und seine Schwestern nicht immer die Erwartungen erfüllten, die an sie gestellt wurden.

Doch dann kommt der Krieg. Der Erste den Teddy so richtig bewusst miterlebt hat. Wie viele andere junge Briten, muss auch er in den Kampf ziehen. Als Pilot bombardiert er deutsche Städte, kämpft täglich ums Überleben.

Dies gelingt ihm und zurück in der Heimat entschließt er sich zu der einzigen Tat, die ihn zurück ins Hier und Jetzt holt, ihn erdet und ihm eine gewisse Zuversicht gibt. Er heiratet seine Sandkastenliebe Nancy. Die Familie die er gründen möchte, entwickelt sich zur Reduktion seiner eigenen Herkunftsfamilie. Statt vielen Kindern bekommt er nur eins – seine Tochter Viola, die all die Hoffnungen und Sehnsüchte verstorbener wie lebender Familienmitglieder erfüllen soll.

Auch Viola wird Mutter. Eine Aufgabe, die ihr nicht immer leicht fällt. Trägt sie doch nicht nur die Last der Ahnen, sondern auch die der Nachkriegsgeneration. Kommunikation fällt ihr schwer. Ständig fühlt sie sich missverstanden. Redet an ihren Kindern ebenso vorbei, wie an ihrem Vater, der mit seinen Enkeln eher auf einer Ebene zu sein scheint, als sie selbst.

Kate Atkinson ist für mich eine der Autorinnen, die ihren Figuren Leben einhaucht, indem sie diese bis ins kleinste Detail, bis zu jedem Gedankengang und jeder Handlung perfekt durchdenkt. Charaktere werden erstellt, in die freie Wildbahn entlassen und dann von ihr genauestens beobachtet. Und obwohl die Protagonisten sich in einem sehr nachvollziehbaren, schlüssigen Handlungsgerüst bewegen, geht nie die Spannung verloren.

Ganz im Gegenteil. Für Kate Atkinson ist es ein Leichtes diese auch über einen großen Umfang von über 500 Seiten zu halten, indem sie den Leser mit Illusionen umspielt, die durch Andeutungen entstehen. Sie fordert auf mitzudenken, wirkt einem stupiden runter lesen damit entgegen und sorgt für ihren eigenen Erzählton – eine Mischung aus Ironie, Humor und Dramatik.

Damit spiegelt ihre Schreibe auch den Inhalt dieses Romans über Generationen und die Schwierigkeiten von Erwartungen und Kommunikation. Die Familie Teddy Todd ist aus der Realität gegriffen, könnte eine von vielen sein, in denen ein Familienmitglied im Krieg gekämpft, die Last dieser Taten weitergetragen und an Folgegenerationen übergeben hat.
Neben einem eindrucksvollen Familienpsychogramm bewegt sich der Leser durch die Zeit des zweiten Weltkriegs. Begegnet Drama ebenso wie Hoffnung.

Kate Atkinson ist es zum wiederholten Male gelungen mich mit einem ihrer Romane zu begeistern und gedanklich zu beschäftigen.

Buchinfo:


Knaur (November 2015)
512 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
19,99 €
Originaltitel: A God in Ruins
Übersetzung: Annette Grube

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