Teddy Todd wurde
1914 in eine ländlich solide Familie hineingeboren. Alles fühlte
sich sehr normal, sehr geregelt an, auch wenn seine Mutter ihn
vielleicht ein bisschen mehr mochte, als seine Schwestern, seine
Tante eine weltfremde Schriftstellerin war und seine Schwestern nicht
immer die Erwartungen erfüllten, die an sie gestellt wurden.
Doch dann kommt der
Krieg. Der Erste den Teddy so richtig bewusst miterlebt hat. Wie
viele andere junge Briten, muss auch er in den Kampf ziehen. Als
Pilot bombardiert er deutsche Städte, kämpft täglich ums
Überleben.
Dies gelingt ihm und
zurück in der Heimat entschließt er sich zu der einzigen Tat, die
ihn zurück ins Hier und Jetzt holt, ihn erdet und ihm eine gewisse
Zuversicht gibt. Er heiratet seine Sandkastenliebe Nancy. Die Familie
die er gründen möchte, entwickelt sich zur Reduktion seiner eigenen
Herkunftsfamilie. Statt vielen Kindern bekommt er nur eins – seine
Tochter Viola, die all die Hoffnungen und Sehnsüchte verstorbener
wie lebender Familienmitglieder erfüllen soll.
Auch Viola wird
Mutter. Eine Aufgabe, die ihr nicht immer leicht fällt. Trägt sie
doch nicht nur die Last der Ahnen, sondern auch die der
Nachkriegsgeneration. Kommunikation fällt ihr schwer. Ständig fühlt
sie sich missverstanden. Redet an ihren Kindern ebenso vorbei, wie an
ihrem Vater, der mit seinen Enkeln eher auf einer Ebene zu sein
scheint, als sie selbst.
Kate Atkinson ist
für mich eine der Autorinnen, die ihren Figuren Leben einhaucht,
indem sie diese bis ins kleinste Detail, bis zu jedem Gedankengang
und jeder Handlung perfekt durchdenkt. Charaktere werden erstellt, in
die freie Wildbahn entlassen und dann von ihr genauestens beobachtet.
Und obwohl die Protagonisten sich in einem sehr nachvollziehbaren,
schlüssigen Handlungsgerüst bewegen, geht nie die Spannung
verloren.
Ganz im Gegenteil.
Für Kate Atkinson ist es ein Leichtes diese auch über einen großen
Umfang von über 500 Seiten zu halten, indem sie den Leser mit
Illusionen umspielt, die durch Andeutungen entstehen. Sie fordert auf
mitzudenken, wirkt einem stupiden runter lesen damit entgegen und
sorgt für ihren eigenen Erzählton – eine Mischung aus Ironie,
Humor und Dramatik.
Damit spiegelt ihre
Schreibe auch den Inhalt dieses Romans über Generationen und die
Schwierigkeiten von Erwartungen und Kommunikation. Die Familie Teddy
Todd ist aus der Realität gegriffen, könnte eine von vielen sein,
in denen ein Familienmitglied im Krieg gekämpft, die Last dieser
Taten weitergetragen und an Folgegenerationen übergeben hat.
Neben einem
eindrucksvollen Familienpsychogramm bewegt sich der Leser durch die
Zeit des zweiten Weltkriegs. Begegnet Drama ebenso wie Hoffnung.
Kate Atkinson ist es
zum wiederholten Male gelungen mich mit einem ihrer Romane zu
begeistern und gedanklich zu beschäftigen.
Buchinfo:
Knaur
(November 2015)
512
Seiten
Hardcover
mit Schutzumschlag
19,99
€
Originaltitel:
A God in Ruins
Übersetzung:
Annette Grube
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