Trotz aller Versuche ist Allyson das einzige Kind ihrer Eltern. Wohlbehütet wächst sie in einem kleinen amerikanischen Örtchen auf. Bevor sie nach Boston zieht, um dort in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten und Medizin zu studieren, unternimmt sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Melanie eine Europareise.
Dort trifft sie auf
Willem, der als Schauspieler mit einer expressionistischen
Theatergruppe durchs Land zieht. Er nennt sie nicht Allyson, sondern
Lulu und lädt sie ein, ihn nach Amsterdam, seine Heimat, zu
begleiten. Die sonst so brave Allyson fühlt sich plötzlich sehr wie
eine Lulu und weckt damit ihren versteckten Unternehmergeist. Ein
Abenteuer ist genau das, was ihr vor dem Einstieg ins ernste
erwachsenen Leben fehlt.
Sie lässt sich auf
Willem ein, die beiden reisen nach Paris und erleben dort
aufregende Stunden. Doch dann ist Willem plötzlich verschwunden und
hat ein kleines Stück von Allyson mitgenommen. Die in ihr bisher
verborgen gebliebene Lulu ist ihr verloren gegangen und erst nach und
nach bemerkt sie, welche Lücke dieser Teil von ihr - aber noch viel
mehr Willem - hinterlassen haben.
Und darum macht sie
sich auf die Suche nach Willem, aber auch nach sich selbst.
Gayle Forman ist mit
„Nur ein Tag“ / „Und ein ganzes Jahr“ eine lesenswerte
Dilogie gelungen, die ich verschlungen habe. Nachdem ich mit dem
ersten Band „Nur ein Tag“, der Allysons Geschichte erzählt,
durch war, war ich mehr als froh auch „Und ein ganzes Jahr“ -
erzählt aus Willems Perspektive - schon im Regal stehen zu haben,
denn ich wollte nicht nur wissen, wie die Liebesgeschichte zwischen
den beiden endet, ob sie sich jemals finden werden und wie die
Gefühle zwischen ihnen beiden dann sind, sondern vor allem wie
Willem die Zeit empfunden hat. Hat auch ihn die Begegnung mit Allyson
verändert?
„Saba
sagte oft, es gebe ein Unterschied zwischen Tapferkeit und Mut.
Tapferkeit sei etwas Gefährliches zu tun, ohne darüber
nachzudenken. Mut erfordere es, sich in Gefahr zu begeben, obwohl man
sich der Risiken absolut bewusst ist.“
Ich habe einige
Rezensionen zu den beiden Romanen gelesen und dabei festgestellt,
dass der erste Teil bei den meisten Lesern große Begeisterung hervor
gerufen hat, der zweite Band aber für Unmut gesorgt hat. Es lies
sich herauskristallisieren, dass die Erwartungen vieler Leser nicht
erfüllt wurden, denn etliche von ihnen haben darauf gehofft, dass
ich „Und ein ganzes Jahr“ fast ausschließlich um eine
Liebesgeschichte dreht. Diese Erwartungen hatte ich nicht, denn mir
ist Gayle Formans Art zu schreiben schon durch die Geschichte von Mia
und Adam bekannt und daher weiß ich, dass sie weder für
oberflächliche Lovestorys, noch für kitschige Romantik zu haben
ist, sondern sehr emotional und tiefgründig schreiben kann.
Und damit erfüllt
sie genau meinen Geschmack. So viel möchte ich im Vorfeld verraten:
das Ende der beiden Bücher bleibt ein wenig offen. In meinem Kopf
gibt es jedoch ein ganz genaues Bild zur Romanze zwischen Allyson und
Willem und ich bin froh drum, dass ich meine Fantasie spielen lassen
kann und mir keine herzergreifenden Szenen kaputt machen, was ich mir
über zwei Bücher hinweg aufgebaut habe.
Denn ich habe einen
sehr genauen Einblick in das Innenleben der beiden Figuren. Und genau
das ist es, was ich an diesen beiden Romanen so sehr mag. Gayle
Forman zeichnet sehr genau und feinfühlig deren
Charaktereigenschaften. Ich lerne Allyson kennen, die so sehr von
ihren Eltern behütet wird, dass es ihr schwer fällt ihren eigenen
Weg zu gehen. In ein von den Eltern erwünschtes Verhalten gedrängt,
fühlt sie sich irgendwann eingeengt und wenn sie sich selbst nicht
verlieren möchte, bleibt ihr nichts anderes übrig, als
auszubrechen.
„Vielleicht
gehört das zu dem Akt der Befreiung, das man einen Preis dafür
zahlen muss.“
Ihr Gegenüber steht
Willem, der so ganz anders ist als sie. Der anders aufgewachsen ist
und dem eben das fehlt, was Allyson zu viel hatte. Ordnung in seinem
Leben und Menschen, die unermüdlich an ihn glauben. Er hat so
einiges erlebt. Dinge, die ihn nicht zur Ruhe kommen und nicht nur
von Ort zu Ort, sondern eben auch von Mädchen zu Mädchen ziehen
lassen.
Für mich ist Gayle
Formans Dilogie „Nur ein Tag“ / „Und ein ganzes Jahr“
zweitrangig eine Liebesgeschichte, denn vordergründig sind es Romane
über zwei junge Menschen, deren Lebensweg durch eine schicksalhafte
Begegnung eine Wende nimmt, die dafür sorgt, dass sie beide einen
neuen Blickwinkel auf ihre eigenes Leben bekommen und dieses
hinterfragen. Sie stellen sich den Herausforderungen unbekannte, neue
Wege zu beschreiten und finden damit mehr und mehr zu sich selbst.
Spannend, intensiv und einfühlsam beschrieben.
Buchinfo:
FISCHERFJB (März 2016)
432
Seiten / 368 Seiten
Klappenbroschur
14,99
€
Übersetzung:
Stefanie Schäfer
Gayle Forman auf Fantasie und Träumerei:
“Lovesong“
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