26.07.16

Milchmädchen - G. R. Gemin



Gemma hat es nicht leicht. Ihr Vater sitzt im Knast, ihre Mutter ist immer überarbeitet und genervt und ihr kleiner Bruder ist ein Schleimer. Aber alles immer noch besser, als Kate Thomas zu sein. Die hat keine Freunde und wird von allen Cowgirl genannt. Weil sie auf einem Bauernhof lebt und gerne Kühe melkt. Was daran so schlimm ist, weiß Gemma eigentlich gar nicht so genau. Sie macht halt mit. Wenn die anderen in ihrer Klasse sagen, dass es blöd ist auf einem Bauernhof zu leben, dann wird das wohl so sein.

Was Gemma bis dato nicht wusste: ihre eigene Großmutter, diejenige, die sie so gerne mag, weil sie immer ein offenes Ohr und Zeit für sie hat, hat auch mal auf einem Bauernhof gearbeitet. Um genau zu sein sogar auf dem selben, auf dem auch Kate lebt. Damals gehörte er noch Kates Großvater, der leidenschaftlich gern Landwirtschaft betrieben hat. Anders als Kates Vater, der drauf und dran ist, alle Kühe zu verkaufen. Das gefällt weder Kate, noch Gemmas Großmutter. Also entwickeln sie einen Kuh Rettungsplan. Und Gemma? Die macht halt wieder mit.

„Milchmädchen“ ist so ein wundervoller Roman. Ich habe ihn verschlungen!

Thematisch spricht Autor G. R. Gemin nichts gänzlich Neues an. Es geht um Außenseiter Dasein, um Selbstbewusstsein, um ein besseres Miteinander, um Freundschaft, Familie und Nächstenliebe. Die Umsetzung jedoch ist fantastisch erfrischend, herzlich und humorvoll.

Dass er dabei Kühe als Protagonisten einsetzt, spielt mir Landmädchen vom Bauernhof zu. Aber selbst dann, wenn ich noch kein Faible für Kühe gehabt hätte, hätte ich es spätestens nach dieser Lektüre. Dank Gemin weiß nun jeder Leser von „Milchmädchen“, wie nützlich diese Tiere sind. Sie liefern uns wertvolle Lebensmittel, sind nachhaltig in deren Produktion und wenn sie uns mit ihren großen warmen Augen ansehen, dann geht uns das Herz auf.

Das haben auch die Bewohner des Viertels bemerkt, in denen Gemmas Großmutter lebt. Dort ist es schon lange nicht mehr so schön wie es mal war. Die Kriminalität steigt, ebenso wie die Gleichgültigkeit mit der man einander begegnet.

Sich um ein Lebewesen zu kümmern, sei es nun eine Kuh oder ein anderes Tier, bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Auf Bedürfnisse einzugehen. Es steigert die Achtsamkeit mit der wir andern begegnen, aber auch Achtsamkeit für uns selbst. Themen, die in der tiergestützten Therapie schon lange oben anstehen. In „Milchmädchen“ passiert etwas ähnliches. Und das gleich mit einem ganzen Viertel.
In der Bryn Mawr geht es bald zu wie auf einem Markt. Ein buntes Treiben, das dazu beiträgt, dass man sich wieder annähert, dass durch Aufgaben keine Zeit für Kriminalität bleibt und der Alltag wieder einen Sinn bekommt. Egal, ob jung oder alt, jeder sorgt sich, jeder interessiert sich.

Jeder sollte eine Kuh haben. Und obendrein eine Kate, die zeigt, dass es sich lohnt einen eigenen Charakter auszubilden, nicht hinter Oberflächlichkeiten herzulaufen und für seine (vierbeinigen) Freunde einzustehen.



Buchinfo:


272 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
16,99 €
Originaltitel: Cowgirl
Übersetzung: Gabriele Haefs

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2 Kommentare:

  1. Liebe Nanni,

    danke für die Besprechung! Ich wollte dieses Buch schon so lange lesen.

    Viele Grüße,
    Friederike

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  2. Das hatte ich ganz übersehen, dass du dieses Buch bereits gelesen hast. Klingt auf jeden Fall vielversprechend! :-)

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