Gemma hat es nicht
leicht. Ihr Vater sitzt im Knast, ihre Mutter ist immer überarbeitet
und genervt und ihr kleiner Bruder ist ein Schleimer. Aber alles
immer noch besser, als Kate Thomas zu sein. Die hat keine Freunde und
wird von allen Cowgirl genannt. Weil sie auf einem Bauernhof lebt und
gerne Kühe melkt. Was daran so schlimm ist, weiß Gemma eigentlich
gar nicht so genau. Sie macht halt mit. Wenn die anderen in ihrer
Klasse sagen, dass es blöd ist auf einem Bauernhof zu leben, dann
wird das wohl so sein.
Was Gemma bis dato
nicht wusste: ihre eigene Großmutter, diejenige, die sie so gerne
mag, weil sie immer ein offenes Ohr und Zeit für sie hat, hat auch
mal auf einem Bauernhof gearbeitet. Um genau zu sein sogar auf dem
selben, auf dem auch Kate lebt. Damals gehörte er noch Kates
Großvater, der leidenschaftlich gern Landwirtschaft betrieben hat.
Anders als Kates Vater, der drauf und dran ist, alle Kühe zu
verkaufen. Das gefällt weder Kate, noch Gemmas Großmutter. Also
entwickeln sie einen Kuh Rettungsplan. Und Gemma? Die macht halt
wieder mit.
„Milchmädchen“
ist so ein wundervoller Roman. Ich habe ihn verschlungen!
Thematisch spricht
Autor G. R. Gemin nichts gänzlich Neues an. Es geht um Außenseiter
Dasein, um Selbstbewusstsein, um ein besseres Miteinander, um
Freundschaft, Familie und Nächstenliebe. Die Umsetzung jedoch ist
fantastisch erfrischend, herzlich und humorvoll.
Dass er dabei Kühe
als Protagonisten einsetzt, spielt mir Landmädchen vom Bauernhof zu.
Aber selbst dann, wenn ich noch kein Faible für Kühe gehabt hätte,
hätte ich es spätestens nach dieser Lektüre. Dank Gemin weiß nun
jeder Leser von „Milchmädchen“, wie nützlich diese Tiere sind.
Sie liefern uns wertvolle Lebensmittel, sind nachhaltig in deren
Produktion und wenn sie uns mit ihren großen warmen Augen ansehen,
dann geht uns das Herz auf.
Das haben auch die
Bewohner des Viertels bemerkt, in denen Gemmas Großmutter lebt. Dort
ist es schon lange nicht mehr so schön wie es mal war. Die
Kriminalität steigt, ebenso wie die Gleichgültigkeit mit der man
einander begegnet.
Sich um ein
Lebewesen zu kümmern, sei es nun eine Kuh oder ein anderes Tier,
bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Auf Bedürfnisse einzugehen.
Es steigert die Achtsamkeit mit der wir andern begegnen, aber auch
Achtsamkeit für uns selbst. Themen, die in der tiergestützten
Therapie schon lange oben anstehen. In „Milchmädchen“ passiert
etwas ähnliches. Und das gleich mit einem ganzen Viertel.
In der Bryn Mawr
geht es bald zu wie auf einem Markt. Ein buntes Treiben, das dazu
beiträgt, dass man sich wieder annähert, dass durch Aufgaben keine
Zeit für Kriminalität bleibt und der Alltag wieder einen Sinn
bekommt. Egal, ob jung oder alt, jeder sorgt sich, jeder interessiert
sich.
Jeder sollte eine
Kuh haben. Und obendrein eine Kate, die zeigt, dass es sich lohnt
einen eigenen Charakter auszubilden, nicht hinter Oberflächlichkeiten
herzulaufen und für seine (vierbeinigen) Freunde einzustehen.
Buchinfo:
Königskinder
(2016)
272
Seiten
Gebunden
mit Schutzumschlag
16,99
€
Originaltitel:
Cowgirl
Übersetzung:
Gabriele Haefs
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Liebe Nanni,
AntwortenLöschendanke für die Besprechung! Ich wollte dieses Buch schon so lange lesen.
Viele Grüße,
Friederike
Das hatte ich ganz übersehen, dass du dieses Buch bereits gelesen hast. Klingt auf jeden Fall vielversprechend! :-)
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