„Depressionen
gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten
unterschätzten Krankheiten. Jeder fünfte Bundesbürger erkrankt
einmal im Leben an Depression. […] Depression kann jeden treffen.“
(Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe)
Depression ist kein
Zustand, den Betroffene sich einreden, der diejenigen trifft, die zu
schwach sind Etwas auszuhalten, die nicht arbeiten wollen oder die
Menschen in ihrem Umfeld unter Druck setzen wollen – alle
aufgezählten Punkte sind Vorurteile, die ich im Bezug zu
Depressionen schon gehört habe. Depression ist eine Erkrankung,
die jeden treffen kann. Einer von ihnen ist Matt Haig, vielfach
ausgezeichneter Schriftsteller.
Fast jeder von uns
ist bereits mit Depression in Kontakt gekommen. Und trotzdem und
trotz all der Toleranz, die wir uns täglich auf die Stirn schreiben,
wird nach wie vor hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen. Es
besteht Scham, denn die angesprochene Toleranz ist eben doch nicht
vorhanden und die Blicke, die an Depression erkrankten Menschen
zugeworfen werden, sind schiefer als schief.
„Da
ist kein Licht am Ende des Tunnels, denn der Tunnel ist an beiden
Enden zu, und du bist drin.“
Auch ich bin sowohl
im privaten, wie auch beruflichen Umfeld bereits mit Depression in
Kontakt gekommen. Hätte ich im Vorfeld Haigs Roman gelesen, hätte
ich noch viel mehr Verständnis aufbringen können. Haig klärt auf.
Hilft zu verstehen. Denen, die eine Schnittstelle zu Erkrankten
haben, aber auch denjenigen, die von der Krankheit betroffen sind,
denn indem er von seinen eigenen Erfahrungen berichtet, gibt er
Erkrankten Tipps und Hilfestellungen.
Ich wähle das Wort
„Erkrankte“ bewusst, denn man kann nicht oft genug erklären,
dass es sich um eine Krankheit handelt. Und nicht um einen selbst
herbeigeführten, selbst inszenierten Zustand. Es ist eine
Erkrankung, die aus dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren entsteht.
Einige von ihnen sind neurobiologischer Natur und damit
wissenschaftlich belegbar. Depressionen können behandelt werden und
sind heilbar. Wie lang und steinig der Weg zur Linderung ist, macht
Matt Haig deutlich. Verständlich für jeden, auch diejenigen, die
keine Vorkenntnisse haben oder immer noch zwischen ihren Vorurteilen
festhängen.
„Wenn
es am schlimmsten ist, wünschst du dir verzweifelt irgendein Leiden,
irgendwelche körperlichen Schmerzen, weil die Psyche unendlich ist
und ihre Qualen genauso unendlich sein können.“
Solltet ihr jemals
so jemandem begegnen, reicht ihm „Ziemlich gute Gründe am Leben zu
bleiben“. Matt Haig verdeutlicht wie schwer es ist mit Depression
zu leben, dagegen anzukämpfen und nicht den Ausweg im Suizid zu
finden. Allein in Deutschland sind 90% derjenigen, die Suizid
begehen, Menschen, die an Depressionen leiden (Quelle: Stiftung
Deutsche Depressionshilfe). Eine unfassbare hohe Zahl. Wie schlecht
muss es einem Menschen gehen, wenn der Tod die bessere Alternative
ist, als das Leben? Matt Haig beschreibt es. Mit all seinen Gefühlen,
seinen intimen Geständnissen, die den Leser mitten in sein Innerstes
blicken lassen, hat er mich tief berührt. Ich habe mit ihm gelitten,
habe mich an all diejenigen an Depression erkrankten erinnert, die
mir bisher in meinem Leben begegnet sind und einige Tränen
vergossen. Mitleid ist es aber nicht, was sie benötigen. Was sie
brauchen ist Verständnis und Respekt. Nur so haben sie die
Möglichkeit offen mit ihrer Erkrankung umzugehen und eine Behandlung
durchzuführen.
„Nach
dem Regen kommt Sonnenschein. Und manchmal können Worte einen
Menschen tatsächlich befreien.“
Um genau diese
Punkte kämpft Matt Haig in seinem Buch, das mehr ist, als ein
biografischer Roman, mehr als ein Sachbuch, mehr als ein
Erfahrungsbericht. Es ist ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand
legen kann, weil es so sehr bewegt und ganz nebenbei fabelhaft
geschrieben ist. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und hoffentlich
bei vielen Lesern auch zum Umdenken. Ein Buch, das Mut macht für das
eigene Leben zu kämpfen.
Buchinfo:
DTV
(März 2016)
304
Seiten
Hardcover
18,90
€
Übersetzung:
Sophie Zeitz
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