Vianne und Isabelle
– zwei Schwestern im von Deutschland besetzten Frankreich des
Zweiten Weltkriegs. Die eine rebellisch, irgendwo zwischen Mut und
Leichtsinn, vom Wunsch getrieben etwas zu verändern, dem Krieg und
seinem Wahnsinn die Stirn zu bieten. Die andere auf Sicherheit
bedacht, belastet von der Sorge um ihre Familie.
Jede erlebt den
Krieg auf ihre Art. Während Isabelle losmarschiert, ihre Ideale
verteidigt und versucht am großen Ganzen etwas zu verändern, muss
Vianne viele kleine Kriege durchstehen. Den Feind direkt im Nacken,
beherbergt im eigenen Haus, eng neben der eigenen Tochter, während
der Mann an die Front ziehen musste. Still und leise wird sie Opfer
eines sinnlosen, von Gier und Verblendung getriebenen Kriegs.
Isabelle kämpft lautstark. Macht sich zur Zielscheibe. Schreibt
Geschichte.
„In der Liebe finden wir heraus wer wir sein wollen; im Krieg finden wir heraus, wer wir sind.“
„Die Nachtigall“
ist für mich seit langem einer der besten Romane zum Thema Zweiter
Weltkrieg. Gut recherchiert, gelingt es der Autorin Fakten mit einer
Atmosphäre zu verbinden, die mich eiskalt im Nacken gepackt hat.
Gnadenlos setzt sie ihre Protagonistinnen der Gewalt des Zweiten
Weltkriegs aus. Szenen, die mich schockieren, obwohl ich mir dessen,
was damals passierte, bewusst bin.
Vianne wirkt eher
naiv. Verkörpert einen Teil des (deutschen) Volkes, der nicht
gewusst hat, was damals tatsächlich geschah. Es gibt immer wieder
Momente, die mich besonders treffen, weil sie blind ins Verderben
rennt. Aus Angst, aber auch aus Unwissenheit. Währenddessen sitze
ich vor den Seiten und sehe ihr hilflos dabei zu.
Isabelle hat
Kampfgeist. Nicht ganz ungefährlich, denn im Wahnsinn denkt keiner
mehr klar. Und dass die Nazis diesem verfallen sind, ist Fakt. Ich
frage mich immer und immer wieder, wie ich gewesen wäre. Wie ich
sein würde. Wie ich gehandelt hätte bzw. wie ich handeln würde,
denn derzeit laufen wir Gefahr uns wieder den Falschen anzuschließen,
den Falschen hinterherzurennen uns blenden und verbiegen zu lassen.
Wichtig dies immer und immer wieder vor Augen zu haben und nicht zu
vergessen.
'“Wir
alle sind zerbrechlich, Isabelle. Das ist es, was wir im Krieg
lernen.“
Für mich hat „Die
Nachtigall“ Lieblingsbuch Status, weil es ein Roman ist, der mich
sehr berührt und bewegt hat. Die letzten 50 / 60 Seiten habe ich nur
noch geweint. Nicht, dass ich das nicht schon zwischendurch getan
hätte, aber am Ende haben mich Trauer, Wut und Hilflosigkeit so sehr
überrannt, dass ich in einen steten Tränenfluss ausgebrochen bin.
Kristin Hannah behandelt auf sehr intensive Weise ein Thema, das
schon oft, aber noch nicht oft genug besprochen wurde. Sie rüttelt
auf. Sie trifft. Im Herzen, aber auch im Kopf. Durch ihre Form der
Darstellung der beiden Schwestern, zeigt sie den Krieg in all seinen
Facetten und dass er im Endeffekt doch nur auf das eine hinausläuft
– Mord, Verlust, sinnlose Gewalt.
Buchinfo:
Aufbau
Rütten & Loening(August 2015)
608
Seiten
Gebunden
mit Schutzumschlag
19,99
€
Originaltitel:
The Nightingale
Übersetzung:
Karolin Fell
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Weitere
Rezensionen zu „Die Nachtigall“:
Weitere Teilnehmer der Bloggerrunde:
1.10.
Kathrin von Sei
Pippi, nicht Annika (www.pippistattannika.de) : Jonas
Jonasson: Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder
anderen Feind
2.10.
Kira von Bibliophilie
Hermine (www.bibliophiliehermine.blogspot.de)
: Evy Winter: Coming Home - Alles oder Nichts
5.10.
Manuela von Lesenswertes
aus dem Bücherhaus (www.lesenswertesausdembuecherhaus.blogspot.de)
: Andreas Izquierdo: Apocalypsia
7.10.
Marie-Anne von Fantasie
und Träumerei (www.fantasie-und-traeumerei.blogspot.de)
: Kristin Hannah: Die Nachtigall
8.10.
Svenja von Buntes
Tintenfässchen (www.svenjasbookchallenge.blogspot.de)
: Celeste Ng: Was ich euch nicht erzählte
13.10.
Meiky von Magnificent
Meiky (www.magnificent-meiky.blogspot.de)
: Anna McPartlin: Die letzten Tage von Rabbit Hayes
14.10.
Alex von Harakiris
Leseecke (www.harakirisleseecke.jimdo.com)
: Nina Blazon: Silfur - Die Nacht der silbernen Augen
Thematisch bzw. vom Inhalt her spricht mich das Buch nicht direkt an, aber offensichtlich hat es das gewisse Etwas. Ich bin aber ganz fasziniert von diesem wunderschönen Cover. Schon lange habe ich kein so schön und harmonisch gestaltetes Buchcover mehr gesehen.
AntwortenLöschenDas Cover ist eins der schönsten des Jahres. Ich liebe es, hatte zuerst aber eine andere Geschichte dahinter erwartet.
LöschenFalls dir das bei deiner Leseentscheidung hilft: es liest sich schnell ;) Man kann es halt auch kaum aus der Hand legen.
Oh, bei mir steht das Buch noch aus und nach deiner ansprechenden Rezension, freue ich mich darauf. ;-) Danke dafür.
AntwortenLöschenLiebste Grüße, Hibi
Ich wünsche dir viel Freude damit :)
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