Nr. 1 »New York Times«-Bestseller
Marieke Nijkamps packender Roman, der zum Riesenüberraschungserfolg in den USA wurde, behandelt ein brisantes Thema und wirkt wie ein Echo aktueller Ereignisse: Amok in der Schule.
54 Minuten, die alles zerstören
Es passiert nicht viel im verschlafenen Opportunity, Alabama. Wie immer hält die Direktorin in der Aula der Highschool ihre Begrüßungsrede zum neuen Schulhalbjahr. Es ist dieselbe Ansprache wie in jedem Schulhalbjahr. Währenddessen sind zwei Schüler in das Büro der Schulleitung geschlichen, um Akten zu lesen. Draußen auf dem Sportgelände trainieren fünf Schüler und ihr Coach auf der Laufbahn für die neue Leichtathletiksaison. Wie immer ist die Rede der Dirketorin exakt um zehn Uhr zu Ende. Aber heute ist alles anders.
Als Schüler und Lehrer die Aula verlassen wollen, kann man die Türen nicht mehr öffnen. Einer beginnt zu schießen.
Tyler greift seine Schule an und macht alle fertig, die ihm unrecht getan haben.
Aus der Sicht von vier Jugendlichen entfaltet sich der Amoklauf, bis die letzte Kugel verschossen ist.
(Cover & Text: © Fischer FJB; Foto: © N. Eppner)
54 Minuten. Gehen schnell vorbei. 54 Minuten. Keine volle Stunde. 54 Minuten. Mancherorts nicht mal eine volle Schulstunde. 54 Minuten. Können unendlich lang sein.
Dann, wenn ein Mensch dein Leben bedroht. Wenn er Menschen erschießt. In eine Menschenmenge hineinschießt und du unter diesen Menschen bist.
Wie sollst du handeln? Wie, wenn du weißt, dass er es genau auf dich abgesehen hat? Und wie, wenn du einer von denen bist, die wahllos zum Opfer werden könnten? Wie kannst du helfen? Wie kannst du dein Leben retten?
Alleine das Thema Amoklauf ist so bedrückend, dass ich beim Rückblick auf den Roman sofort wieder einen dicken Kloß in den Hals bekomme. Marieke Nijkamp hat diesen angstbehafteten Inhalt so gut aufs Papier gebracht, dass ich ihre Version eines Amoklaufs noch lange im Gedächtnis behalten werde.
Erzählt wird auf verschiedenen Ebenen, in Kapiteln, die in wenige Minuten eingeteilt sind. Der Zeitraum der Handlung ist auf die im Titel beschriebenen 54 Minuten angelegt. Erzähler sind junge Menschen, die in irgendeiner Verbindung zum Täter stehen. In welcher erfahren wir nach und nach, wodurch Nijkamp eine straffe Spannungskurve zieht.
Am Anfang ist der Täter schwammig. Er ist nicht greifbar, sein Motiv schwammig, was ihn noch gefährlicher wirken lässt. Häppchenweise bekommen wir einen Einblick in sein Leben und das der erzählenden Personen. Wie eine Spirale schließen sich vergangene Handlungen die sein Leben auf verschiedene Arten tangieren, um den Täter. Eine Spirale, die mich so sehr mitgerissen hat, dass ich das Buch erst wieder aus der Hand legen konnte, als ich es beendet hatte.
Mit ganz viel Gänsehaut habe ich es gelesen. Deshalb, weil der Täter unheimlich bedrohlich wirkte und weil Nijkamp schonungslos ist. Ich wusste zu keinem Zeitpunkt wer überleben wird und wer einer der 39 Toten.
Nijkamp legt es nicht offensichtlich darauf an, sich in den Täter hineinzuversetzen. Sie liefert keine direkt Erklärung für sein handeln, bietet aber viel Spielraum für eigene Gedanken. Zeigt wie viele unbeeinflussbare Handlungen, Worte, Beziehungen und Beziehungsabbrüche dazu führen, um die Psyche eines Menschen zu zerstören oder eben auch nicht. Welche Taten lassen eine Person zu einem Menschen voller Wut werden, während andere sie immer wieder schlucken und trotzdem ihren Weg gehen? Was lässt einen zum Held werden? Was zum Mörder?
Nijkamp hat ein extrem fesselndes Buch geschrieben, das voller Emotionen steckt. Nicht nur innerhalb der eigentlichen Geschichte des Amoklaufs, sondern auch in den Nebenhandlungen. "54 Minuten" ist eine harte Reise. Dennoch eine, die sich lohnt.
Buchinfo:
Fischer FJB (2017)
336 Seiten
Klappenbroschur
ab 14 Jahren
14,99 €
ÜBERSETZUNG: Mo Zuber
hier kaufen
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Huhu =)
AntwortenLöschenVielen Dank für deine schöne Rezension. Ich finde es ist wichtig dass auch solche Themen verarbeitet werden. Gerade in den USA wo Waffengewalt und Gewalt an den Schulen traurigerweise an der Tagesordnung sind. Dieses Buch hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, aber jetzt ist es auf meiner Wunschliste.
LG Miss PageTurner
Hey,
Löschenvielen Dank. Ja, in den USA ist es ja leider immer noch gang und gäbe, dass man eine Waffe besitzt, bzw kein Problem eine zu bekommen. Gefühlt nimmt das Gewaltpotential in Deutschland aber genauso zu :/ Deshalb ist es sehr wichtig solche Themen aufs Papier zu bingen. Vor allem auch: wie bemerke ich, dass mit jmandem etwas nicht stimmt? Wie passiert es überhaupt, dass jemand eine psychische Störung entwickelt und was kann ich tun?
Nijkamp liefert zudem aber auch eine echt spannende Geschichte.
Liebe Grüße,
Nanni