Im riesigen Gebiet von Mandinorien gilt Drachenblut als das wertvollste Gut. Rote, grüne, blaue und schwarze Drachen werden gejagt, um an ihr Blut zu kommen. Das daraus gewonnene Elixier verleiht den wenigen Gesegneten übernatürliche Kräfte. Doch das letzte Zeitalter der Drachen neigt sich seinem Ende zu.
Kaum jemand kennt die Wahrheit: Die Drachen werden immer weniger und schwächer. Sollten sie aussterben, wäre ein Krieg Mandinoriens mit dem benachbarten Corvantinischen Kaiserreich unausweichlich. Alle Hoffnung des Drachenblut-Syndikats beruht auf einem Gerücht, nach dem es eine weitere Drachenart gibt, die weitaus mächtiger ist als alle anderen. Claydon Torcreek, ein Dieb und unregistrierter Blutgesegneter, wird von der obersten Herrschergilde in das wilde, unerforschte Inland geschickt, um einem Geschöpf nachzuspüren, das er selbst für reine Legende hält: dem weißen Drachen.
(Text & Cover: © Klett Cotta; Foto: © N. Eppner)
Draconis Memoria. Lass dir diesen Titel einmal ganz bewusst auf der Zunge zergehen und schon weißt du, welch gewaltiger Roman dahinter steckt. Ich bin immer noch tief beeindruckt von Ryans neustem Werk, begeistert von seinem Können und seiner Fantasie, seinem Weltenbau und seinen Charakteren.
Ryans neuste Welt besteht aus mehreren Gebieten, die sich vor Jahren bekriegt haben. Aktuell herrscht Waffenstillstand, denn Mandorien ist den anderen Teilen der Welt überlegen, weil es dort Gesegnete gibt, die mit dem Blut von Drachen übermenschliche Kräfte erlangen können. Diese spiegeln sich z.B. in übernatürlicher Stärke, Seh- oder Hörkraft. Gesegnete sind aber auch in der Lage mit Hilfe von Drachenblut Waffen zu verstärken oder bspw. ein Schiff so zu befeuern, dass es schneller fährt, als mit Holzkohle betriebene Schiffe. Doch nun wird die Anzahl der Drachen immer geringer. Bedeutet das Mandoriens Aus?
Es gibt nur eine Rettung: das Blut des weißen Drachen. Doch der ist bisher eher eine Legende. Vor vielen Jahren wurde ein Forschertrupp ausgesandt, um der Sage auf den Grund zu gehen, beweise dafür zu finden, dass auch dieser Drache der Realität entspringt. Keiner ist lebend von der Forschungsreise zurückgekehrt. Die Anführerin des Suchtrupps, eine Angestellte des Eisenboot-Handelssyndikats, ist seitdem verschollen. Wahrscheinlich auch tot.
Lodima Bondersil, Direktorin der Eisenboot-Akademie für Frauen, lässt dies keine Ruhe. Sie stellt einen neuen Trupp zusammen. Nicht wieder so wichtige Leute wie einst, denn die Chance, dass auch sie lebend wiederkehren, ist eher gering. Diebe und Langgewehre, freie Jäger, machen sich auf die gefährliche Überfahrt, während das Corvantinische Königreich wittert, dass die mandorische Macht geschwächt ist und auf Angriff setzt. Alles in allem eine verzwickte Lage, aus der es nur dann ein Entkommen gibt, wenn der weiße Drache gefunden wird. Oder etwa nicht?
Erzählt wird der spannende Auftakt von Ryans neuer Trilogie auf drei Ebenen. Im Mittelpunkt stehen die Handlungen um Lizanne Lethridge - Blutgesegnete und Geheimagentin, Corrick Hilmore, Leutnant auf einem Schiff der Eisenboot-Syndikate, und Claydon Torcreek, übermütiger Dieb und unregistrierter Blutgesegneter. Die ersten 100 Seiten nutzt Ryan, um uns diese Protagonisten näher zu bringen. Ein etwas schwieriges, zähes Unterfangen, das sehr viel Aufmerksamkeit von den Lesern fordert. Hier bitte nicht aufgeben. Es lohnt sich.
Denn schon bald ist man gefangen in der Welt, die an das 19. Jahrhundert angelehnt ist. Piraterie, Seeschlachten, Kolonialismus, Bajonette und Pistolen werden gepaart mit einer fast steampunkig wirkenden Technik. Ryan versteht es Bilder zu zeichnen, die mich voll und ganz in seine Welt entführen.
Ins 19. Jahrhundert entführt uns auch die Suche nach dem weißen Drachen, die von solcher Abenteuerlust, von Hoffnung, Wut und Fanatismus geprägt ist, dass sie an Melvilles Moby Dick oder Karl Mays Abenteuer im Wilden Westen erinnern. Nur - und das ist auch gut so - sehr viel Fantasylastiger, moderner und noch spannender, denn überraschende Wendungen gibt es zu Hauf.
Die Gier nach Macht, fanatische Durchführung der eigenen Wünsche, Monopolstellungen in der Wirtschaft - alles Themen, die Ryan in seiner Fantasywelt auf- und verarbeitet. Wer mag, kann sich darüber Gedanken machen. Wer nicht möchte, kann ganz einfach diesen komplexen Fantasyroman lesen, dessen Duft von Abenteuer süchtig macht.
Buchinfo:
Klett Cotta Hobbit Presse (2017)
725 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
25 ,- €
ÜBERSETZUNG: Birgit Maria Pfaffinger und Sara Riffel
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Rezensionen: © 2017, Nanni Eppner
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