20.09.18

Borderland | Peter Schwindt




Vincent ist sechzehn Jahre alt und hat es alles andere als leicht: Seit dem Tod des Vaters lebt er mit seiner Mutter in einer schäbigen Sozialwohnung und kümmert sich eigentlich um alles. Dann bricht die Mutter zusammen und kommt ins Krankenhaus. Vincent muss also nur noch für sich selbst sorgen, was aber gar nicht so leicht ist. Er bekommt unverhofft Hilfe: Am Tag der Toten, dem Día de los muertos, lernt er am Grab seines Vaters Jane kennen. Durch sie begreift Vincent, dass zum Sound seines Lebens auch Freundschaft und Vertrauen gehören. Aber Jane verschwindet immer wieder … Wer ist dieses Mädchen eigentlich?
(Text & Cover: © S. Fischerverlage; Foto: © N. Eppner)


Das Leben verläuft nicht in geraden Linien, erfüllt keine Erwartungen, bietet aber immer wieder verschiedene Möglichkeiten einen Weg zu gehen. Ein Gedanke, den Peter Schwindt aufgreift und in seinem neusten Roman "Borderland" verarbeitet.

Wahrnehmung und Wirklichkeit verschwimmen im Roman, der mehr sein möchte, als eine Geschichte über Freundschaft oder das Miteinander jugendlicher Protagonisten. Vincent, ein Einzelgänger, ganz nett, ohne Fehl und Tadel, muss alleine auskommen, weil der Vater vor Jahren verstorben und die Mutter seitdem depressiv ist. Völlig problemlos und ohne Rücksicht auf eigene Bedürfnisse, kümmert er sich um Haushalt, um Finanzen, um seine Mutter, seine schulische Bildung und spielt nebenbei auch noch fantastisch Klavier. Klingt nach einem farblosen Charakter. Ist er leider auch. Sympathisch ja, aber ohne das gewisse Etwas, das mich an Protagonisten bindet.

Die Mädchen der Geschichte sind da eine ganz andere Liga. Mutig und stark, eigensinnig und kreativ. Nur schwer zu durchschauen, schwer zu greifen, lassen sie Vincent ganz schön blass aussehen. Sie spielen mit ihm - jede auf ihre Art. Sind mit ihm verbunden, in Freundschaft, in Liebe und doch sind genau sie es, die ihn in diesen Zwischenraum aus Realität und Fantasie ziehen. Sie ziehen ihn von den Füßen und stellen ihn wieder auf. Geben das, was sie können.

Ich weiß gar nicht so genau was "Borderland" sein soll. Ein Roman über Freundschaft und erste Liebe? Ein Roman über die Widrigkeiten des Lebens? Ein Roman über Wahrnehmung und Denken? Oder ein Roman über das Verhältnis zwischen Gut und Böse? Wäre das alles so miteinander verwoben, das daraus ein starkes Netz entstanden wäre, würde uns Schwindt eine starke Geschichte liefern. Aber eben das ist es was fehlt. Eine gute Basis. Eine solide Grundlage. So wurde leider von allem etwas zusammengestückelt, ohne die Tiefe herzustellen, die daraus entstehen hätte können. Geknüpft wird mit Sätzen und Inhalten, die sehr konstruiert wirken. Unecht. Aneinandergestückelt, obwohl der Autor sich viel Mühe gibt metaphorisch, fast poetisch zu klingen, was ihm hier und da sehr gut gelingt, was an anderer Stelle aber durch ziemlich flapsige Aussagen wieder zunichte gemacht wird.

Das Ende versöhnt mich ein bisschen mit der Tatsache, dass ich das Buch zwischendurch einfach gerne weggelegt hätte. Schwindt spielt mit den Möglichkeiten, die ihm gegeben sind, spielt mit seinen Lesern, lässt sie an der Wirklichkeit, an der eigenen Wahrnehmung zweifeln und schiebt dadurch die anfangs angesprochenen Thematik in den Vordergrund. Handwerklich gut gemacht, packend und so, dass ich auch endlich nicht mehr nur an der Oberfläche vorbeischramme, sondern darüber nachdenke wie das so läuft mit den verschiedenen Möglichkeiten unseres Lebens. 

Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht überzeugen, bietet aber ein gewisses Identifikationspotential für andere LeserInnen, so dass der eine oder die andere Gefallen an der Story finden könnte.


Buchinfo:

272 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
16,00 €


Rezensionen: © 2018, N. Eppner


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