13.03.19

Sieben Heere 02: Revolution | Tobias O. Meißner





Das Land Akitanien wurde von einer gewaltigen Armee überrollt. Doch während die meisten Gemeinden nur hilflos mit ansehen, wie sich die in allen Belangen übermächtigen Gegner in ihrer Heimat niederlassen, ist es dem kleinen Dorf Hagetmau überraschend gelungen, sich gegen die Invasoren zur Wehr zu setzen. 140 Soldaren wurden durch kluges Vorgehen vernichtend geschlagen und in den Sümpfen verscharrt. Ohne es beabsichtigt zu haben, ist die kleine Ortschaft nun das Zentrum einer Revolution geworden. Ehemalige Außenseiter werden zu Symbolfiguren, besonnene Bürger zu Kämpfern. Doch die Zeit des Triumphes ist noch lange nicht gekommen. Mehrere Tausend Soldaren machen sich auf, um ihre Kameraden zu rächen, in ihren Reihen gefürchtete Gryphenreiter. Um diesen Kampf zu gewinnen, braucht Hagetmau weitaus mehr als nur eine List ...
(Text & Cover: © Piper; Foto: © N. Eppner)


Tobias O. Meißner ist für mich eine wichtige Persönlichkeit der Literatur. Seine Romane werden der Phantastik zugeordnet, beschäftigen sich aber mehr als manch belletristischer Roman mit wichtigen Themen des Weltgeschehens, üben Kritik an Systemen, sozialen Strukturen und Politik.

"Revolution" ist der zweite Teil der "Sieben Heere" - Trilogie, die sich u.a. damit beschäftigt wer oder wie Gut und Böse bestimmt werden, bzw. nicht kategorisch zu bestimmen sind. Wie schwer es ist vermeintlich Gutes zu tun und wie schnell ein Seitenwechsel vonstatten gehen kann.

Im Roman steht der Ort Hagetmau exemplarisch für eine Gruppe, die in ihrer (Meinungs-) Freiheit eingeschränkt wird und zum Befreiungsschlag ansetzt, um dann wiederum andere Dörfer in ihre Revolution mit einzubeziehen.

Revolution ist nun wirklich kein von der Phantastik erdachtes Thema, sondern brandaktuelles Weltgeschehen. In Band 1 "Sieben Heere" lässt Meißner so langsam das Fünkchen zur Revolution entflammen, in "Revolution" lodern die Flammen schon haushoch und zeigen deutliche Eigenschaften eines Feuers. Es wärmt und zerstört.

"Es gab Dinge, die passten nicht zusammen, prallten aufeinander und erzeugten ein Verhängnis." (S. 66)

Während die Hagetmauer bisher auf Dorfbewohner trafen, die bereitwillig gegen die Besatzung der Soldaren kämpften, erleben sie zum ersten Mal Gegenwehr. Erste Dörfer zeigen ein stoisches Ertragen von Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Leben lieber mit Abstrichen, als sich aufzuraffen und für Freiheit zu kämpfen. Klug oder nicht? Eine Situation, in der sich der wahre Charakter zeigt bzw. Charaktereigenschaften nach Außen gekehrt werden.

"Sieben Heere: Revolution" fordert durch eine gewisse Handlungsironie, durch eine fast unschuldige Naivität zum Nachdenken auf. Gewalteinwirkung, um Gewalt zu beenden - das ist so banal ironisch, dass man sich fragt, warum es in der Realität überhaupt angewendet wird. Oder rechtfertigt die Befreiung aus Gewaltvollen, intoleranten oder eingrenzenden Strukturen oder Systemen etwa den Einsatz von Gewalt oder Menschenleben?

Selten habe ich mir in einem phantastischen Roman so viele Notizen gemacht, wie in diesem. Meißner führt die Absurdität der Kriegsführung so eindeutig vor Augen, dass ich mich frage, warum dies nicht allen anderen Menschen auf der Welt bekannt ist. Egal, um welchen Krieg es sich handelt. Egal, um was gekämpft wird. Die Strukturen sind immer gleich, beginnend bei einer Person oder einer kleinen Gruppe, die sich im Recht fühlt, die sich mehr Macht wünscht, die glaubt zu wissen was für andere gut ist. Meist ist es Habgier, die zum Vorstoß führt, darauf folgt Rache, eine Umkehr der Strukturen und letztendlich die Schädigung des eigenen Volkes. Diejenigen, die nichts damit zu tun haben, sind diejenigen, die es ausbaden. 




Buchinfo:

Piper (April 2017)
416 Seiten
Paperback
16,99 €


Reiheninfo:

1. Sieben Heere
2. Sieben Heere: Revolution
3. Sieben Heere: Befreiung

Rezension: © 2016, Nanni Eppner

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