23.01.20

We will fall | Shannon Dunlap




Die sechzehnjährige Izzy ist nicht gerade begeistert, als sie mit ihren Eltern von Manhattan nach Brooklyn ziehen muss. Wie soll sie hier Freunde finden? Alle Leute in ihrem Alter sind mit ihren Machtspielchen beschäftigt, in ihrer Hackordnung gibt es keinen Platz für Neue.
Doch dann begegnet Izzy Tristan, dessen Cousin Marcus der Boss im Block ist. Izzy und Tristan verlieben sich auf den ersten Blick ineinander. Niemand ahnt, dass die beiden sich heimlich treffen, schon gar nicht Tristans Cousin. Doch als Marcus ausgerechnet Izzy als seine neue Freundin herauspickt, nimmt die Tragödie ihren Lauf.

»Es gibt Momente, in denen die Zeit stehenbleibt. Plötzlich weißt du, dass vor dir jemand steht, der auf irgendeine Weise Teil deiner Zukunft sein wird. Als ich Tristan zum ersten Mal sah, war das so ein Moment. Wir sahen uns an, und alles war klar. Ich wusste, dass ich mir jedes Detail seines Gesichts genau einprägen musste, damit ich mich später an alles erinnern könnte.«
In einer idealen Welt könnten Izzy und Tristan das absolute Traumpaar sein und beweisen, dass Liebe alle Gräben überwindet. Doch diese Welt ist nicht ideal.
(Text & Cover: © S. Fischerverlage; Foto: © N. Eppner)


"Eine Liebesgeschichte" lautet der Untertitel von "We will fall". Liebesgeschichte...mmh...eigentlich nicht meins. Auf Empfehlung von Büchermenschen, auf deren Meinung ich vertraue, greife ich doch zum Buch. Und werde überrascht.

Kein Kitsch, kein Schmalz. Liebe, ja. Mit viel Dramatik, viel echtem Leben, vielen Schockmomenten. Denn obwohl die Liebe im Vordergrund steht, ist "We will fall" vor allem ein Roman über Gesellschaftsstrukturen. Über Machtverhältnisse in einer Gegend, in der du allein wegen deiner Hautfarbe verhaftet wirst, und Machtverhältnisse innerhalb jugendlicher Gruppen. 

Wer gehört zu den coolen Kids? Wie kommt man in diesen kleinen Kreis und was muss man tun, um darin zu bleiben? Die wichtigste Regel lautet scheinbar sich selbst zu verraten. Eigene Gefühle und Wünsche zu unterdrücken. Sei es Empathie, Hilfsbereitschaft oder Liebe.

Wie schwierig ist die Liebe, wenn die beiden Liebenden aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen kommen? Auch das ein Aspekt, den ich, als privilegierte Weiße, nicht einmal erahnen kann. Dem mich Shannon Dunlap mit ihren ausdrucksstarken Figuren aber sehr gut näher bringt.

Um die Liebesgeschichte herum hat Dunlap ein Konstrukt gebaut, das mich nachhaltig bewegt. Es geht um Themen, die immer wieder auf den Tisch kommen sollten, weil sie wichtig sind, weil sie dringend einer Veränderung bedürfen. Diskriminierung, Mobbing, Machtmissbrauch. 

Dunlaps Schreibe liest sich sehr gut. Flüssig und spannend. Manchmal bringt sie mich zum Stocken. Damit was die Jugendlichen im Roman auf sich nehmen, um zu ihren Zielen zu kommen, aber auch damit wie schwer es für People of Color ist, aus dem Rahmen zu steigen, in den sie gewaltsam gepresst werden. 

Shannon Dunlap hat ein Buch geschrieben, das ich gar nicht so gerne ins Genre Jugendbuch einsortieren möchte, weil es so gut ist und neben der Verliebtheit junger Erwachsener auch Themen anspricht, die jedes Alter angehen. Mit ihrem spannende Schreibstil bietet sie die Möglichkeit von Aufklärung und ich hoffe, dass "We will fall" viele Leser*innen finden wird.


Buchinfo:

368 Seiten
Hardcover
ab 12 Jahren
ÜBERSETZUNG: Henriette Zeltner


Rezensionen: © 2020, Nanni Eppner


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