02.05.20

Bella Stella. Eine deutsch-italienische Familiensaga | Brigitte Pasini




Holstein, 1922: Stella liebt das Leben auf Gut Friederkamp, wo ihr Vater als Verwalter arbeitet. Und sie liebt Carsten, den Sohn des Gutsbesitzers. Doch Carsten heiratet eine standesgemäße Frau. Und Stella wird nach dem Tod des Vaters einfach vom Hof gejagt. Mit gebrochenem Herzen und völlig mittellos strandet sie im Hafen von Hamburg.
Romagna, Italien: Lorenzo verdingt sich als Landarbeiter. Seine große Liebe gilt Giuseppina, der Tochter eines ehrgeizigen Kaufmanns. Als die Faschisten die Macht übernehmen, muss Lorenzo fliehen. Nach einer Odyssee durch etliche Länder landet er schließlich bei seinem Onkel in Hamburg.
Im sündigen St. Pauli erfahren Stella und Lorenzo große Armut, aber auch Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Doch werden sie auch ihre Herzen heilen können?
Eine packende deutsch-italienische Liebesgeschichte im Hamburg der 1920er Jahre - voller Zeitkolorit, dramatischer Wendungen und großer Gefühle.
(Text & Cover: ©Rowohlt; Foto: ©N. Eppner)


Ich liebe es ja sehr in der Zeit zu reisen. Vor allem, weil ich auch wieder zurückkehren darf, denn in der Vergangenheit war es als Frau noch viel schwieriger durchs Leben zu kommen, als es heute ist. 1922, in dem Jahr, in dem der Roman "Bella Stella" spielt, ist es zum Beispiel noch sehr viel schwieriger als Alleinerziehende durchs Leben zu kommen, als uneheliches Kind anerkannt zu werden oder als junge Unternehmerin Anerkennung und Respekt zu bekommen. Ja überhaupt die Erlaubnis zu erwerben, sich als Gewerbetreibende beruflich zu verwirklichen, ist ein Weg aus Hindernissen und Hürden. Außer, es handelt sich um das horizontale Gewerbe, dass man Frauen ja sehr gerne als berufliche Möglichkeit anbot, sobald sie nicht nach der Meinung bestimmter Männer handelten.

So ergeht es auch den Frauen des Romans "Bella Stella". Dort ist Stella, das schwächliche Mädchen, das mit dem Vater auf einem Gut lebt, auf dem dieser als Stallbursche arbeitet. Stella bleibt es verwehrt die große Liebe Carsten zu heiraten. Sie ist nicht standesgemäß und Geld hat sie auch keins. Auf Umwegen gerät sie nach Hamburg, in ein Mietshaus, in dem es von starken Frauen nur so wimmelt. Eine wie die andere ist resolut und energisch in der Erfüllung der eigenen Wünsche und Ziele. Ganz anders, als Stella es bisher aus ihrem Umfeld gewohnt ist.

Zeitgleich kommt es auch in Italien zu einer dramatischen Liebesgeschichte, in der Lorenzo, der aus dem Schatten der Eltern heraustreten möchte, zwischen die Fronten der Faschisten gerät. Auch ihn treibt es nach Hamburg und wie der Zufall es will, treibt es ihn in die Nähe von Stella. Doch seine Vergangenheit ist ein ewiger Begleiter und Hindernis auf dem Weg in die Zukunft.

Ich muss gestehen, dass ich mich vom Titel etwas in die Irre habe führen lassen und ich glaube, das ist der Grund, warum der Verlag noch den Aufkleber "Schauplatz Hamburg" hinzugefügt hat. Ich habe einen historischen Roman mit italienischem Flair erwartet. Die Handlung verweilt aber nur für kurze Zeit in Italien und ist größtenteils in Hamburg angesiedelt. Atmosphäre schafft die Autorin aber trotzdem. Mühelos tauche ich in die 20er Jahre mit allen Vorzügen und Widrigkeiten ein. Trotz manchmal etwas lockerer Erzählstränge, war der Roman es wert über 500 Seiten lang in der Geschichte zu verweilen. Die ein oder andere Handlung war für mich voraussehbar, hat der Erzählung als solches aber nicht geschadet.

Am meisten haben mich die Frauenfiguren begeistert. Eine wie die andere ist bunt, auffällig, stur und einnehmend. Sie ecken an, sind darauf aus durch Reibung zu Veränderung zu gelangen und lassen sich nicht davon abschrecken, dass man ihnen Steine in den Weg legt. Ich habe jede einzelne von ihnen sofort gemocht. Solche Frauen braucht die Welt. Damals, wie heute.


Bücherinfo:

Rowohlt (2019)
528 Seiten
Taschenbuch 10,99 €

Hier gehts zum kostenlosen eBook "Die Tochter des Gutsverwalters", der Vorgeschichte von "Bella Stella".


Rezensionen: ©2020, Nanni Eppner

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