08.04.21

Das Gestüt am See 01. Stürmische Jahre | Paula Mattis





Die große Familiensaga von Paula Mattis vor dem Hintergrund eines Gestüts an der deutschen Ostsee von einer ausgewiesenen Pferde- und Reitsportkennerin Norddeutschland in den 20er Jahren. 
Auf ihrem Gestüt am See nahe der Ostsee züchtet Carl von Edzards höchst erfolgreich Vollblüter für die Rennbahn.
Seine große Liebe zu den Pferden hat er vor allem an seine Tochter Charlotte vererbt, die davon träumt, das Werk ihres Vaters eines Tages weiterzuführen. Doch solche Wünsche schicken sich nicht für eine Tochter aus gutem Haus, stattdessen soll Sohn Hans später einmal das Gestüt übernehmen. Für Charlotte jedoch hat ihre Mutter eine gute Partie im Auge: Richard, den einzigen Sohn einer angesehenen und reichen Reederfamilie. Charlotte findet ihn höchst unsympathisch, sie beschäftigt nur noch ein Gedanke: Wie kann sie einer Ehe mit dem ungeliebten Mann doch noch entgehen? Wie kann sie ihren Traum von einem Leben mit den Pferden doch noch verwirklichen?
Da erfährt sie eher durch Zufall den Grund, warum ihre Eltern so nachdrücklich auf dieser Ehe bestehen …
(Text & Cover: © Droemer Knaur; Foto: © N. Eppner)


War das ein schöner, aber auch sehr emotionaler Ausflug in die Vergangenheit. 

Charlotte von Edzards ist eine junge Frau, die sich den Konventionen ihrer Zeit widersetzt. Statt wie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erwünscht, Tischmanieren, Sticken und Musizieren einzuüben, verbringt sie ihre Zeit lieber in den Ställen des Gestüts ihres Vaters Carl von Edzards. Pferde sind ihre große Leidenschaft und das Reiten ihr liebster Zeitvertreib. Insbesondere die Mutter sieht das gar nicht gern und ermahnt Charlotte immer wieder dazu einen angemessenen (gut situierten) Mann zu heiraten. 
Als das Gestüt in finanzielle Engpässe gerät, scheint die Heirat mit dem Reederssohn Richard die einzige Lösung. Eine Zweckehe, ohne Liebe.

Einzig Hans, Charlottes Bruder, hat Verständnis für die Pferdeliebe seiner Schwester. Obwohl er selbst zu ängstlich ist, um Rennen zu reiten, erkennt er doch Charlottes Talent im Umgang mit den sensiblen Vollblütern und nimmt ihre Wünsche ernst. Doch gegen den Vater kann auch er sich nicht durchsetzen. Charlotte und Hans werden dazu gedrängt entgegen ihrer Vorstellungen zu handeln, ihre Bedürfnisse und Ängste werden ignoriert und so folgt ein Unglück dem anderen.

Paula Mattis (Pseudonym) hat mich mit ihrer Geschichte genau da abgeholt, wo ich am liebsten bin: in der Gesellschaft von Pferden. Die Autorin ist selbst erfahrene Pferdefrau und bringt ihr fachliches Wissen in den Roman mit ein, was die Darstellung der Gestütsszenen so authentisch und realistisch werden lässt, dass ich das Gefühl habe, tatsächlich in der Zeit gereist zu sein. Da man dort mein reiterliches Vermögen ebenso wenig geschätzt hätte, wie Charlottes, bleibe ich lieber in der Gegenwart. Trotz allem Wissens über das beginnende letzte Jahrhundert, trifft es mich immer wieder wie wenig Rechte Frauen in dieser Zeit hatten. Wie wenig sie wert waren. Auch Charlotte ist Mittel zum Zweck, um das zu retten, was der Vater in den Sand gesetzt hat. Teilweise fahrlässig mit der Überheblichkeit, die ihm als Patriarch der Familie zugeteilt wurde. 

Der Auftakt der "Das Gestüt am See" Trilogie ist für mich beste Unterhaltung. Dramatik, Liebe, Emotionen - eingebettet in das Setting eines interessanten und sehr aufrührenden Zeitalters, das immer wieder viele Gedanken in mir aufrüttelt. Gerade was die Rechte von Frauen betrifft.

Paula Mattis hat mich mit "Stürmische Jahre" in einen emotionalen Orkan gezogen. Die letzten Seiten des Romans habe ich fast ausschließlich mit Tränen in den Augen verbracht. Zuerst vor Kummer, um all jene, denen sehr übel zugesetzt wird (Mattis ist nicht gerade zimperlich mit ihren Figuren), und dann vor Rührung. Ich freue mich so sehr auf die Fortsetzung "Zeit der Hoffnung", die nach Angaben der Autorin mein Herz wohl wieder zerreißen wird.


Buchinfo:

Droemer Knaur (2020)
368 Seiten
Taschenbuch 9,99 €


Rezensionen: © 2021, Nanni Eppner

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