28.08.22

Schallplattensommer | Alina Bronsky



 

Maserati will nichts mit der Liebe zu tun haben – und schon gar nichts mit den Annäherungsversuchen von Caspar und Theo, den Söhnen der reichen Familie, die gerade die Villa im Dorf gekauft hat. Doch dann stellen die beiden verbotene Fragen ...
(Text & Cover: © dtv; Foto: © N. Eppner)

So gut, so intensiv, so voll mit Gefühlen und Sehnsüchten, durchzogen von Leichtigkeit, Eis und dem Geruch von Schwimmbadchlor. So waren sie die Sommer mit 16,17, 18. So sollte auch Maseratis Sommer sein, aber seit die Oma die Nacht zum Tag macht und Maserati Lenchen nennt, verbringt sie die meiste Zeit mit dem Servieren von Teigtaschen und Cola ohne Eiswürfel. Gegen Eiswürfel hat Oma eine Abneigung. Gegen verlieben auch. Das bringt nur Verderben.

Als Caspar und Theo in die Villa nebenan ziehen, riecht nichts nach Verderben, eher nach freien Tagen und Leichtigkeit. Vielleicht auch Leichtsinn. Aber Maserati ist nicht die einzige, die fest verschlossen in der Truhe bei der Oma eine Geschichte verbirgt, die nicht ans Tageslicht kommen soll. Weil sie so viel verändert. Vor allem das Gesehen werden. Wenn die Vergangenheit auf den Tisch kommt, verändert sich die Perspektive, mit ihr die Toleranz und vielleicht macht das ein kleines bisschen die Zuneigung kaputt.

Ich mag Alina Bronskys Sprache ebenso sehr wie ihren Blick auf die Welt. Sie gibt mir viel Freiraum zum selbst denken, für Fantasie und Ideen. Sie versucht nicht, mich in eine Schublade zu pressen. Da passen auch ihre Figuren nicht rein. Maserati ist anders und großartig. Die anderen Charaktere bunte Flecken mit Ecken und Kanten, mit kleinen Rissen, die sie authentisch und sympathisch machen.

Bronsky sorgt für viele Überraschungen. Geheimnisse werden aufgedeckt und offenbaren unerwartete Fakten. Ich mag "Schallplattensommer" gar nicht gern aus der Hand legen. Möchte wissen wer Maserati wirklich ist, wer Theo, wer Caspar. Möchte in die Tiefe schauen, sehen wer diese jungen Menschen sind und mir ein Bild davon machen, ob sie in der Lage sind ihren Weg zu gehen, auch wenn dieser steinig ist. Atmosphärisch holt Bronsky mich da ab, wo ich mich manchmal hin zurückwünsche. In einen Sommer meiner Jugend, als meine Sehnsüchte noch schwerer wogen, als meine Sorgen. 

(Sommer-) Leseempfehlung für "Schallplattensommer" und viele andere Romane von Alina Bronsky.


Buchinfo:
192 Seiten
15,00 €
ab 14 Jahre


© 2022, Nanni Eppner

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