01.11.22

"Die Kunst des Verschwindens" | Mel Raabe

 





Gibt es das, eine Seelenverwandtschaft zwischen bislang Unbekannten? Ist es manchmal leichter, mit einer Fremden zu sprechen als mit den Menschen, die man schon lange kennt und liebt? Als die junge Fotografin Nico zufällig zwischen den Jahren der Schauspielerin Ellen Kirsch auf den nächtlichen, winterlichen Straßen Berlins begegnet, fühlt sie fast unmittelbar eine unheimliche Nähe, die sie sich nicht erklären kann. Was haben sie schon gemeinsam, der inzwischen weltberühmte Hollywoodstar und die noch um Anerkennung ringende Fotografin? Was sieht Ellen in ihr, was sie selbst nicht erkennen kann? Vor allem aber: Warum schert sich Nico darum, dass Ellen eines Tages einfach wieder aus ihrem Leben verschwindet? Und zwar so plötzlich, wie sie gekommen ist? Als Nico endlich begreift, warum sie nicht loslassen kann, macht sie sich auf die Suche – nicht nur nach Ellen, sondern auch nach ihrer Mutter und ihrer eigenen Geschichte.
(Text & Cover: © btb; Foto: © N. Eppner)





Es ist dieser Abschnitt, der wie ein Echo durch meine Gedanken schallt. Es ist dieser Abschnitt, der in Verbindung mit dem Epilog eine Flut an Tränen bei mir auslöste. Der mit Zugang zu Emotionen verschaffte, die ich manchmal verdränge. Es ist dieser Abschnitt, der mich an einen geliebten Menschen erinnert, berührt, tröstet.

Als ich das neue Buch von Melanie Raabe in der Buchhandlung sah, war mir klar, dass ich es kaufen musste. Ich wusste tatsächlich gar nichts über den Inhalt, obwohl ich Melanies Arbeit sehr bewundere, ihren Podcast mit Laura Kampf liebe und sie unfassbar sympathisch finde. Trotz allem war mir nicht klar, welche Geschichte mir begegnen und wie sehr sie mir unter die Haut gehen würde.

Rein von der Story ist gar nicht so besonders. Aber Melanie Raabe macht etwas mit ihr, dass kaum greifbar ist. Ich glaube, sie füllt sie nicht nur mit Leben, mit der Liebe, die sie beim Schreiben empfindet, ich glaube, es ist auch ein kleines bisschen Magie durch ihre Finger geflossen, während sie den Roman in die Tasten tippte. 

Melanies ganz eigene Magie, die mich nach dem Hören ihres Podcasts immer wieder dazu bringt motiviert, inspiriert und mutig an die Arbeit zu gehen, neue Gedanken zu entwerfen und diese kreativ und im Kontakt mit Klient*innen umzusetzen. Genau diese Magie hat mich auch beim Lesen von "Die Kunst des Verschwindens" erfasst. Nach der letzten Seite habe ich einfach mal eine Viertelstunde geheult. So richtig. Aus tiefstem Herzen. Das hat so gut getan. Und gleichzeitig tröstet sie mich mit diesen Abschnitten über Leben und Tod, die eine solche Ruhe ausstrahlen.

In einer Podcastfolge sagt Mel, dass sie aus den Rückmeldungen der Leser*innen schließt, dass ihr Buch vielfältige Lebensentwürfe aufgreift und verschiedene Menschen unterschiedliche Kernpunkte für sich entdecken. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich glaube, dass es in der Geschichte sehr viele, sehr verschiedene Berührungspunkte gibt.

Es klingt vielleicht etwas abgedroschen, aber es gibt für mich keine andere Beschreibung als zu sagen: "Die Kunst des Verschwindens" hat die Wirkung eines Gesprächs mit einer guten Freundin. Eines Gesprächs, in dem ehrlich und offen Gefühle und Verletzlichkeit auf den Tisch kommen können, in dem geweint und gelacht wird und aus dem ich am Ende mit einer wohligen Umarmung herausgehe, nicht ohne diesen Moment fest in meinem Herzen zu verankern. "Die Kunst des Verschwindens" ist ein Herzensbuch.

Buchinfo:

400 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
22,00 €


Rezensionen: © 2022, Nanni Eppner

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