04.07.15

Von Geist und Geistern / Hilary Mantel



"Von Geist und Geistern" ist autobiografisch. Die Geschichte der Geschichtenerzählerin.

Ich zäume das Pferd von hinten auf. Schon lange will ich Bekanntschaft schließen mit den historischen Romanen der englischen Autorin, und lerne nun doch zuerst die Frau kennen, die so viel mehr ist, als nur eine Autorin, die sich für Geschichte interessiert. Eine Geschichtenerzählerin, die hinter Fassaden blickt, die von eigenen Geistern getrieben, offen ist für die anderer.

Hilary Mantel glaubt, dass es nicht einfach ist, ihre eigene Geschichte niederzuschreiben, dass sie nicht so genau weiß, wo sie beginnen soll und welche Sprache sie dafür wählen soll. Ich finde, dass sie ihre Zweifel ruhig zur Seite schieben kann, denn es ist ihr absolut gelungen, den richtigen Ton zu treffen. Ein bisschen verspielt, ein bisschen poetisch, immer so, dass sie dem Leser eine Wahrheit darlegt, ohne ihr innerstes völlig nackt und ungeschützt darzulegen. Von intensiver Schreibe muss es auch vom Leser intensiv und genau gelesen werden, um hinter die Fassade der Autorin blicken und sie wirklich verstehen zu können.

Geister sind es, die Hilary zu dem machen, was sie ist. Verschiedene Geister verschiedener Arten, ihr eigener umtriebiger Geist, der sich schon früher gerne in Fantasien geflüchtet und nicht gern begrenzen lassen hat, aber auch Geister des erlebten, besonders im Rahmen familiärer Geschehnisse.

Ich habe einen Einblick bekommen in das Leben Hilary Mantels, habe ihre Geschichte aufgesogen und doch immer wieder weglegen müssen, weil ihr Leben zu umfangreich und intensiv ist, für so wenige Seiten und deshalb von ihr mit viel Macht und Druck in den kleinen Roman gepresst wurde, der viel Konzentration vom Leser erfordert. Mich konnte sie für sich gewinnen, konnte mich neugierig darauf machen, wie sie mit ihren Geistern umgeht und sie so gezähmt hat, dass erfolgreiche historische Romane daraus wurden, auf deren Lektüre ich mich schon sehr freue.

Buchinfo:


DuMont (Februar 2015)
240 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
19,99 €
Originaltitel: Giving Up The Ghosts
Übersetzung: Werner Lörcher-Lawrence
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2 Kommentare:

  1. Ich muss zugeben, dass mir die Autorin gar nichts sagt. Deshalb weiß ich auch gar nichts über ihr Leben und was für Geister das sind, von denen sie getrieben wird. Ich muss mich wohl mal genauer informieren - scheint eine interessante Persönlichkeit zu sein.

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    1. Echt nicht? Ihre historischen Romane sind eigentlich recht bekannt. Gelesen habe ich aber - wie schon gesagt - auch noch keinen.
      Interessant ist sie wirklich. Und sie hat mir auch echt Leid getan, denn sie selbst hat schon genug damit zu tun ihre "Geister" einzuschätzen und unter Kontrolle zu bringen. Zusätzlich wird sie von ihrer Familie und Umfeld aber noch auf die Schiene der psychisch Kranken geschoben und dort einfach abgestellt. Ein Lebenslauf, der wirklich nicht alltäglich ist.

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