Am 28. Januar war
der Todestag der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren. Ihre
Bücher haben nicht nur mich, sondern viele weitere junge Leser so
sehr beeinflusst und erfreut, dass die Begeisterung auch im
Erwachsenenalter anhält.
Fragt mich jemand
nach meinen Lieblingsbüchern sind ihre Werke immer mit auf der
Liste. Sie sind etwas ganz besonderes.
Was macht den Reiz
an ihren Büchern aus? Welchen Lindgren Roman mögt ihr am liebsten
und warum?
Ich glaube diese
Frage ist sehr individuell zu beantworten, denn die Frage nach dem
Lieblings Astrid Lindgren Buch bekommt sicherlich unterschiedliche
Antworten. Die eine identifiziert sich mit Pippi Langstrumpf, die
andere mit Ronja Räubertochter. Manch einer möchte so leben wie die
Kinder auf Bullerbü oder Saltkrokan und manch einer wünscht sich so
viel Mut zu haben wie Prinz Mio.
Ich mag besonders,
dass sie Kindern eine Stimme gibt. Dass sie deren Wünsche ernst
nimmt, auch wenn sie auf den ersten Blick noch so unerreichbar
scheinen. Aber ist es nicht auch wichtig sich Ziele zu stecken?
Sollte nicht ein Aspekt von Kinderbüchern sein, dass sie Kinder
glücklich machen und ihnen im beste Fall helfen Selbstbewusstsein zu
entwickeln?
Ob sich ein Kind zum
Büchernarr entwickelt, hängt sicher nicht nur davon ab, ob Eltern
die Kleinen schon früh an Bücher und Geschichten heranführen,
sondern auch welche Bücher sie zu lesen bekommen. Ganz bestimmt
könnt ihr euch alle noch an das erste Buch erinnern, das ihr selbst
gelesen habt und ganz bestimmt auch noch an eins, das man euch immer
vorlesen musste, oder? Inwieweit hat dieses Buch / diese Bücher
euren heutigen Lesegeschmack geprägt?
Ich habe schon früh
Bücher vorgelesen bekommen, aber ganz besonders ist mir „Die
kleine Hexe“ von Ottfried Preussler im Gedächtnis geblieben. Immer
und immer wieder musste man sie mir vorlesen, später habe ich sie
noch etliche Male selbst gelesen. Fasziniert von der Möglichkeit zu
zaubern und damit Gutes tun zu können.
Hat mich dieses Buch
geprägt? Ja hat es. Ich habe eine Leidenschaft für Fantasy
entwickelt. Mag Geschichten, in denen Magie vorkommt oder eine enge
Bindung zwischen Mensch und Tier, so wie zwischen der kleinen Hexe
und dem Raben Abraxxas. Das soziale Engagement der kleinen Hexe
spiegelt sich ebenfalls seit meiner Kindheit in meinem Verhalten
wieder. Heute übe ich einen sozialen Beruf aus. Vielleicht ist sie
eins meiner ersten Vorbilder gewesen.
Klingt aus Sicht
eines Erwachsenen etwas komisch, oder? Als Kind hingegen nimmt man
Geschichten ganz anders war. Projiziert sie auf die eigene Realität,
spielt Figuren daraus nach, übernimmt Rollen der darin vorkommenden
Figuren, möchte so sein wie sie.
Ein Kind liest mit
anderen Augen.
Quelle: Pixabay |
Neyasha hat sich auf
ihrem Blog Vom Lesen und Schreiben vor einiger Zeit einmal Gedanken
darüber gemacht, ob sich das Leseverhalten seit der Jugendzeit
verändert hat. Eine interessante Frage, die wir sicher alle mit „Ja“
beantworten können. Aber warum ist das so?
Ein Faktor ist
sicherlich Zeit. Wenn ich bedenke wie viele Stunden ich mich früher
einfach in meinem Zimmer verkrümelt habe, um in einem Buch zu
versinken – beim Gedanken daran werde ich jetzt noch ganz wehmütig,
denn so viel Ruhe und Zeit hätte ich gerne noch einmal.
Wie oben bereits
angesprochen, haben wir als Kinder Bücher ganz bestimmt anders
wahrgenommen. Ich lese auch heute noch gerne Bücher, die
eindringlich sind, die mich mitnehmen, die mir das Gefühl von Reisen
vermitteln. Sei es in eine andere Welt, eine andere Zeit oder einfach
als Zuschauer eines anderen Lebens. Als Kind habe ich dies noch
intensiver getan. In einer Form der Hingabe, die eben nur Kinder
haben. Ihre Fantasie ist so unerschöpflich und unverflochten. Kein
Realitätsdenken hält davon ab sich voll und ganz auf Geschichten
und Handlungen einzulassen, seien sie auch noch so absurd.
Oder glaubt ihr
heute noch wirklich und aus vollem Herzen daran, dass es Mädchen
gibt, die in der Lage sind ein Pferd hochzuheben? Ich habe es
versucht, es geht nicht. Ich weiß, dass es ausgedacht ist. Eine
Geschichte.
Früher habe ich
daran geglaubt, dass alles möglich ist …
Hat sich euer
Leseverhalten, eure Betrachtung eines Buches, einer Geschichte in den
letzten Jahren ebenfalls verändert?
Welche Eigenschaft
vom Leseverhalten eines Kindes hättet ihr gern beibehalten? Oder ist
es genau richtig, so wie es jetzt ist?
So muss ich oft an
eine Geschichte denken, die mir ebenfalls aus meiner Kindergartenzeit
im Gedächtnis geblieben ist. „Frederick“ von Leo Lionni. Es ist
Herbst und alle Mäuse sammeln Vorräte für den Winter. Nur
Frederick nicht. Er sammelt Farben und Erinnerungen. Und als alle
Vorräte aufgebraucht sind, holt er seine Sammlung heraus. Wärmt die
anderen Mäuse mit seinen Geschichten, die vom Sommer erzählen und
die Farben des Herbstes beschreiben.
Leo Lionni greift
damit genau das auf, wozu Bücher in der Lage sind. Uns mit ihren
Geschichten wärmen, mit Worten Farben und Bilder erschaffen, die nur
wir sehen. Jeder in der Form, in der er möchte.
Beltz & Gelberg |
Ein sehr schöner Beitrag. "Frederick" habe ich als Kind auch total gemocht, ebenso "Die kleine Hexe". Ich kann mich übrigens beim besten Willen nicht mehr erinnern, welches Buch ich als erstes selbst gelesen habe. Ich habe so viel gelesen als Kind, dass ich mich nur noch an die Bücher erinnern kann, die ich über Jahre hinweg immer wieder gern zur Hand genommen habe.
AntwortenLöschenAber zu meinen ersten Büchern, das nicht hauptsächlich ein Bilderbuch war, hat auf jeden Fall "Das siebente Kätzchen" gehört. Das war so eine schöne, traurige Geschichte!
Ich weiß noch, dass meine Mutter mir noch lange, nachdem ich schon selbst lesen konnte, am Abend immer noch vorgelesen hat. Das war ein richtiges Zubettgeh-Ritual.
Es ist allerdings schon seltsam: Unser Haus war immer voller Bücher und meine Mutter hat allen viel vorgelesen. Nun ja, meine älteste Schwester und ich sind Leseratten, während meine anderen beiden Geschwister so gut wie nie ein Buch in die Hand nehmen.
Mein liebstes Lindgren-Buch ist ja "Die Brüder Löwenherz". Absolut unerreicht von allen Kinderbüchern, die ich sonst jemals gelesen habe.
In letzter Zeit habe ich übrigens auch öfter darüber nachgedacht, dass ich gern noch so viel Zeit und Ruhe zum Lesen hätte wie als Kind. Das ist mir vor allem aufgefallen, als ich über Silvester krank war und bei meiner Familie tatsächlich stundenlang gelesen habe. In Wien finde ich dazu kaum jemals Zeit und Ruhe - noch nicht einmal, wenn ich krank bin.
Manchmal denke ich mir, ich würde gern mal für ein paar Tage irgendwohin fahren, wo ich kein Internet, keine Verpflichtungen und möglichst keine Ablenkung habe und mich dort einfach nur in Büchern vergraben.