Mit den Büchern aus
dem Königskinder Verlag habe ich bisher immer einen guten Griff
getan. Hinter wunderhübschen Schutzumschlägen verbergen sich
liebevoll gestaltete Bücher mit sehr besonderen Geschichten.
Eins von ihnen ist
„Der Geruch von Häusern anderer Leute“, das so fein und hübsch
aussieht und auf den ersten Blick eher zart wirkt. Um das Thema des
Buches aufzugreifen – man weiß nie, wie es hinter der Fassade
aussieht. Erst genaues hinsehen zeigt was wirklich in einem Menschen
bzw. Buch steckt. Hier ist es keine sanfte Geschichte, sondern
Schicksale von großer Tragik und Dramatik. Ein Roman, der mit voller
Wucht zuschlägt.
„Irgendwann
habe ich festgestellt, dass Häuser, in denen Mütter wohnen, besser
riechen.“
Im Debüt der in
Alaska geborenen Journalistin Bonnie-Sue Hitchcock steht keine
einzelne Hauptperson im Vordergrund, sondern gleich vier. Vier junge
Menschen, deren Leben auf die ein oder andere Art und Weise eine
ungute Wendung genommen hat. Vier Menschen, die viel Verantwortung
übernehmen müssen und deren Tage nur selten mit Sonnenschein
beginnen. Vier Schicksale, die scheinbar schon seit längerem durch
dünne Fäden miteinander verknüpft sind, die durch Handlungen und
Erlebnisse immer dicker werden und sich am Ende des Romans in einem
fest verwobenen Netz bewegen.
Handlungsort des
Romans ist Alaska in den 60er Jahren, eine Art Reservat oder
ähnliches. Die Autorin geht nicht detailliert darauf ein, macht aber
Andeutungen, dass die dort lebenden Menschen Inuit Vorfahren haben
und setzt ihnen die Form von Lethargie und Depression zur Seite, die
ich schon aus anderen Büchern mit ähnlichem Setting kenne.
Die vier
Jugendlichen, um die es in „Der Geruch von Häusern anderer Leute“
geht, haben auf unterschiedliche Arten mit ihrem Leben zu kämpfen.
Einige von ihnen sind dadurch nur stärker und härter geworden,
andere haben sich von der allgemeinen Melancholie ihres Umfeldes
anstecken lassen, haben nie erfahren, dass es Alternativen gibt.
Manche sind an ihren Problemen gewachsen, haben Kompetenzen
entwickelt, um trotz aller negativer Erfahrungen ihren Weg zu gehen,
andere haben weder den nötigen Hintergrund, noch das Wissen, dass es
überhaupt anders möglich ist. Dass auch sie ein Anrecht auf Glück
haben.
„Ich
warte erst mal ab. Auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos wirken,
warten viele Leute nur darauf, dir wehzutun, sobald du ihnen zu nah
kommst. Man kann nie vorsichtig genug sein.“
„Der Geruch von
Häusern anderer Leute“ hat sehr viel in mir ausgelöst. Die
Schicksale der Jugendlichen sind keine leichte Kost und nur schwer
verdaulich. Immer dann, wenn ich am wenigsten damit gerechnet habe,
haben sie wieder unter der vollen Härte des Lebens leiden müssen.
Das hat mich emotional ziemlich aufgewühlt und immer wieder das Buch
aus der Hand legen lassen, obwohl die darin konzipierte Spannung nach
weiterlesen verlangte.
„Der Geruch von
Häusern anderer Leute“ ist eins jener Bücher, die man immer
wieder nachdenklich betrachtet. Dessen Inhalt noch lange nachhallt,
weil er zeigt das auch in Geschichten das Leben nicht immer Friede,
Freude, Eierkuchen ist und dass sie oft näher an der Realität
liegen, als wir oftmals glauben. Ich empfinde „Der Geruch von
Häusern anderer Leute“ als ein Buch, das mich wieder mehr öffnet
für die Schicksale anderer Menschen, das mir zeigt, dass ich genau
hinsehen muss, bevor ich urteile, das Mut macht und realistisch von
Hoffnung spricht, wo manch einer nur noch Trümmer sieht.
Buchinfo:
Königskinder
(2016)
320
Seiten
ab 14
Jahren
Gebunden
mit Schutzumschlag
17,99
€
Originaltitel:
The Smell of other People's Houses
Übersetzung:
Sonja Finck
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Wieso gibt es denn hier keine Kommentare ?
AntwortenLöschenBisher habe ich `nur´ "Alles, was ich sehe" aus dem Königskinder Verlag gelesen und war sehr angetan. Dies Buch habe ich schon im Regal und ich freue mich darauf. Deine Rezension unterstreicht meinen Wunsch, das Buch lesen zu wollen.
Liebste Grüße, Hibi
Ich verstehe es auch nicht :( Hab auf der Buchmesse mit den Verlagsmitarbeitern gesprochen und war ganz perplex, dass die Königskinder Bücher noch so wenige Fans haben. Wir werden die Aktion voraussichtlich nochmal gemeinsam angehen und dann hoffentlich viele Teilnehmer finden. Ich benachrichtige dich dann gerne :)
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