25.11.16

[Blogtour] "Wir beide in schwarz weiß": Interview mit Autorin Kira Gembri




1. Kris und Alex sind für deine Leser alte Bekannte. Warum bist du zu ihnen zurückkehrt? Was macht für dich den Reiz an den Beiden aus? War dir schon beim Schreiben von „Wenn du dich traust“ klar, dass sie eine eigene Geschichte bekommen werden?
Ja, ich wollte ihre Geschichte schon damals gern erzählen – deshalb ist die WG-Party, in der alle Hauptfiguren der beiden Bücher aufeinandertreffen, eine Art Schlüsselszene für mich. An Kris hat mich besonders gereizt, dass sie oberflächlich betrachtet das totale Gegenteil zu Lea aus „Wenn du dich traust“ darstellt: Sie ist extrovertiert, quirlig, spontan, wirkt lebenslustig und völlig mit sich selbst im Reinen. Allerdings sollen meine Figuren nie so bleiben, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen :) Man könnte sagen, dass Lea erst im Laufe der Handlung von „Wenn du dich traust“ ihre innere Stärke offenbart, wohingegen Kris in „Wir beide in Schwarz-Weiß“ nach und nach ihre verletzliche Seite preisgibt.
Und Alex musste auf jeden Fall seine eigene Geschichte bekommen, um nicht für immer der selbstsüchtige Fiesling zu bleiben, als den man ihn in „Wenn du dich traust“ kennenlernt! Ich habe ihn darin absichtlich weniger deutlich charakterisiert als z.B. Flocke, damit mir für sein eigenes Buch mehr Gestaltungsspielraum bleibt und ich die Leser mit seiner „Demaskierung“ stärker überraschen kann.

2. Alex ist eine sehr intensive Figur, die mich als Leserin sehr eingenommen hat. Gerade das macht ja einen Teil seiner Persönlichkeit aus. Wie leicht oder schwer ist es dir gefallen, ihn am Laptop zurückzulassen und nicht in deine eigene Realität mitzunehmen?

Ehrlich gesagt gab es durchaus Phasen, in denen mich das Schreiben emotional ziemlich mitgenommen hat. Ich versuche ja, mich ganz tief in meine Figuren hineinzuversetzen, mich sozusagen in sie „hineinzudenken“ – und wer das Buch bereits gelesen hat, weiß, dass es in Alex‘ Innerem manchmal sehr düster aussieht. Hinzu kam meine intensive Recherche zu dem besonderen Thema des Romans, bei der ich jede Menge Erfahrungsberichte von Betroffenen gelesen habe; so etwas macht einen natürlich auch betroffen. Aber ich glaube, dass ich meine Protagonisten generell niemals am Laptop zurücklasse. Sie begleiten mich in meinen Alltag, während der Hausarbeit, auf Zugfahrten …, das ist für mich ganz normal.

3. Hand aufs Herz: wie viele Kätzchen T-Shirts befinden sich in deinem eigenen Kleiderschrank (Kris trägt häufig Kätzchen T-Shirts und wird von Alex deshalb aufgezogen)?

Nur eines, das schwöre ich!!! Okay, und ein Pullover. Außerdem zwei bis drei Snoopy-Pyjamas, aber die zählen nicht, du hast ja nur nach Kätzchen gefragt :) Und leider trage ich auf meinen schwarzen T-Shirts meistens auch ein paar deutlich sichtbare, weiße Katzenhaare mit mir herum.

4. Kris ist ja optisch eine sehr auffallende Persönlichkeit. Wie wichtig ist dir die Individualität deiner Charaktere?

Sehr wichtig – sie sollen alle ihre besonderen Stärken und Schwächen haben, dürfen gerne mal anecken, aber nicht austauschbar sein. Mir gefällt es auch, wenn sich ihr Charakter ein wenig in ihrem Äußeren oder in ihrer Art, sich zu kleiden, widerspiegelt. Dafür, dass Kris mit ihren 19 Jahren immer noch wie eine unangepasste 15-Jährige herumläuft (Grunge-Klamotten, Katzenshirts, bunte Leggings …), gibt es ja einen speziellen Grund, der im Laufe der Geschichte enthüllt wird.


(c) Arena Verlag


5. Du hast bereits Romane geschrieben, die ins Genre der Fantasy einzuordnen sind. Deine letzten Veröffentlichungen sind in der Realität angesiedelt. Wo fühlst du dich wohler? Ist es dir wichtig flexibel zu bleiben und in den Genres wandern zu können, sowie verschiedene Altersstufen anzusprechen oder hast du das Gefühl schriftstellerisch jetzt in einem Setting angekommen zu sein, in dem du dich wohlfühlst, in dem du verweilen möchtest?

Ich fühle mich in beiden Genres sehr wohl, weil beide ganz genau in mein „Beuteschema“ als Leserin fallen. Außerdem liebe ich die Abwechslung: Meine Fantasy-Romane sind bereits für ein jüngeres Publikum geeignet, sie sind insgesamt heiterer, und so macht mir das Schreiben viel Spaß. Dafür lerne ich bei der Arbeit an meinen realistischen Geschichten mehr, sie sind aufreibender zu schreiben und gehen mir stärker unter die Haut.

6. Wie hat sich dein Blick auf dein Umfeld, auf deine Mitmenschen verändert, seit du Autorin bist? Suchst du dort bewusst nach Inspirationen?

Einerseits lasse ich mich gern von meinem Umfeld inspirieren – andererseits versuche ich aber auch, durch meine Arbeit und die Recherche zu verschiedenen Themen einen neuen Blickwinkel auf meine Mitmenschen zu gewinnen. Schließlich hat jeder sein Päckchen zu tragen, und wenn jemand so übertrieben quirlig auftritt wie Kris, so „kauzig“ und scheu wie Lea, so abweisend und waghalsig wie Alex oder so oberflächlich „cool“ wie Jay, dann steckt womöglich viel mehr dahinter, als man zuerst glaubt.

7. Der Weg von der erfolgreichen Selfpublisherin zur Verlagsautorin. Welche positiven Aspekte siehst du in der Zusammenarbeit mit dem Verlag?

Ich habe mir immer gewünscht, meine Romane in den Regalen einer Buchhandlung bewundern zu dürfen, und ich bin sehr glücklich darüber, dass dieser Traum wahrgeworden ist. Außerdem hat man als Selfpublisher zwar viele Freiheiten, muss sich aber auch um Lektorat, Korrektorat, Coverdesign und Marketing kümmern bzw. dafür geeignete Fachleute finden. Das kann zwar sehr spannend sein, hält einen allerdings oft vom Schreiben ab. Beides hat also seine Vor- und Nachteile, doch die Zusammenarbeit mit einem Verlag möchte ich nicht mehr missen.
8. Welche Veränderungen wünschst du dir für die Buchwelt?

Vor allem wünsche ich mir, dass sie möglichst bunt ist und bleibt: Es gibt verschiedenste Wege der Veröffentlichung (reine Selfpublisher oder Verlagsautoren und „Hybride“, so wie ich einer bin ;), verschiedene Vorlieben beim Lesen (E-Book oder Print, Hardcover oder Taschenbuch …) und wunderbare Geschichten, die sich nicht klar in ein Genre einsortieren bzw. einer bestimmten Altersgruppe zuordnen lassen. Das alles hat seine Berechtigung und wird hoffentlich auch immer einen Platz in der Buchwelt finden.

9. Als Leserin bin ich immer auf der Suche nach Leseempfehlungen. Welches sind deine drei (oder vier oder fünf) Lieblingsbücher?


Puh, ich glaube nicht, dass ich mich da auf so wenige Titel festlegen kann. Als leidenschaftliche Jugendbuchleserin habe ich natürlich die „üblichen Verdächtigen“ verschlungen und geliebt: Harry Potter, Die Tribute von Panem, Das Schicksal ist ein mieser Verräter, die Edelstein-Trilogie, die Nach-dem-Sommer-Reihe, Die Bestimmung … aber die kennst du bestimmt alle schon. Besonders reizen mich auch Jugendromane mit „schwierigen“ Hauptfiguren, so wie z.B. Der Märchenerzähler und Engel & Joe oder die Bücher von Myron Levoy (Der gelbe Vogel, Ein Schatten wie ein Leopard, Drei Freunde …), die mich seit meiner frühen Teenager-Zeit geprägt haben. Abgesehen von Jugendromanen lese ich zurzeit sehr gerne Autobiographien, z.B. von Künstlern oder Menschen mit besonderen Handicaps. Gerade habe ich mit „Erste Person Plural“ angefangen, das mich schon nach wenigen Seiten gepackt hat.


Vielen Dank, liebe Kira!


Weitere Stationen der Blogtour:



14.11.2016  Yvonnes Bücherecke: Buchvorstellung

15.11.2016 Buchlabyrinth: Protagonisten Entwicklung

16.11.2016 Lenas Welt der Bücher: Verbindung zu "Wenn du dich traust"

17.11.2016 Skyline of Books: Schwarz-Weiß Denken mit romantischen s/w Fotos, die immer bunter   werden
18.11.2016 Back down to Earth: Jugendkriminalität

19.11.2016 Leser Welt: Performancekunst

20.11.2016 Sarahs Bücherwelt: FigurenInterview

21.11.2016 Magic Ally Princess Book Dreams: Gegensätze ziehen sich an

22.11.2016 Katjas Bücherwelt: Wien als Schauplatz

23.11.2016 Inas Little Bakery: Studentenleben/Männer WG

24.11.2016 Reading Vanni: Cocktailrezepte schwarz/weiß

25.11.2016 Fantasie und Träumerei: Interview Autorin

6 Kommentare:

  1. Hallöchen und danke schön für das schöne Interview zum Schluss der Blogtour den ich war so gerne dabei und wundervolle Einblicke erfahren durfte rundum die Geschichte und den Buchfiguren.
    jspatchouly@gmail.com

    LG Jenny
    VLG Jenny

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Jenny,

      freut mich, dass es dir gefällt :)

      Liebe Grüße
      Nanni

      Löschen
  2. Ein tolles Interview!
    Das Buch muss ich unbedingt auch lesen. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke :)
      Vielleicht bekommst du es ja zu Weihnachten ... wer weiß ;)

      Löschen
  3. Dankeschön für den echt tollen Beitrag.

    Liebe Grüße,
    Daniela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für's Kompliment, liebe Daniela :)

      Liebe Grüße
      Nanni

      Löschen

Hallo,
schön, dass du hier her gefunden hast. Ich freue mich über deinen Kommentar.
Mit dem Absenden deines Kommentars gibst du dich einverstanden, die bestehenden Datenschutzbestimmungen (s. entsprechende Seite auf meinem Blog) zu akzeptieren.
Liebe Grüße,
Nanni