20.11.16

Warum ich Jugendbücher lese, obwohl ich nicht zum Zielpublikum gehöre.

Im August 2015 hat Mara auf ihrem Blog Buzzaldrins Bücher einen Beitrag veröffentlicht, in dem sie darüber berichtet, warum sie so lange keine Jugendbücher gelesen hat und warum sie jetzt wieder damit anfängt.

Seit ich diesen Post gelesen habe, geistert er mir im Kopf herum.

Hier und dort führt das Geständnis Jugendromane Leserin zu sein zu Kopfschütteln. Bücher, die auf Jugendliche zugeschnitten sind, können keinesfalls ernst zunehmende Literatur sein. Welche Themen sind das schon, die Jugendliche mit Begeisterung verschlingen? Liebesgeschichten? Fantasy mit erdachten Wesen fernab jeglicher Realität? Geschichten über Schule, Hobbys und Partys?

Auch das sind Themen des Jugendbuchgenres und ich finde es nicht notwendig sich zu rechtfertigen, solche Inhalte gerne zu lesen, denn Eins wird in der farbenfrohen Welt der Geschichten gerne vergessen: niemand muss sich für das, was er liest, rechtfertigen. Die Gedanken sind frei und die Geschmäcker verschieden.

Vor allem sollte Jugendliteratur weder verurteilt, noch herabgesetzt werden. Zumeist handelt sie von Themen, die zur Entwicklung einer Persönlichkeit beitragen und die den Lebensweg eingehend betrachten. Begleitet uns die Auseinandersetzung damit nicht ein Leben lang?



Wie spannend war die Jugendzeit?

Ich möchte nicht wieder dorthin zurück kehren, denn alles hat seine Zeit. Aber ich möchte Jugendliche ernst nehmen und verstehen. Ich möchte ihnen Respekt entgegen bringen und mich für sie interessieren. Ihnen Zuhören, wenn sie von Themen erzählen, die sie bewegen und die für sie wichtig sind.

In meinem Kommentar zu Maras Text schreibe ich u.a. Folgendes:

"Ich lese sehr gerne Jugendbücher, in denen es um soziale Themen geht. Ich arbeite ja mit schwierigen” oder gern auch “auffällig” genannten Jugendlichen und interessiere mich daher sehr für Themen, die ihnen durch den Kopf gehen bzw. mit denen sie konfrontiert werden.

Das sind häufig sehr unschöne Sachen wie häusliche Gewalt, Drogenkonsum oder sexueller Missbrauch. Das ist zum Teil sehr harter Stoff, den ich auch nicht immer ertragen kann. Schon gar nicht, wenn es an der Arbeit ebenfalls zu viel wird. Themen, die denen in Erwachsenenbüchern in keinster Weise nachstehen. (“Elinor & Park” ist da ja auch so ein Beispiel)."
Zudem mag ich einfach, wenn man Kindern und Jugendlichen mit dem gleichen Respekt zuhört, wie Erwachsenen. Dass man ihnen das Gefühl gibt sie ernst zu nehmen und zuzuhören. Mit “zuhören” hat für mich auch das Lesen von Jugendbüchern zu tun.

Jugendbücher zu lesen bedeutet für mich auch, mich jung zu halten. Damit meine ich nicht einem jugendlichen Wahn hinterherzurennen, sondern mir die Dinge zu bewahren, die man auf dem Weg ins Erwachsenenleben scheinbar oft verliert.

Z.B. das Spiel mit der eigenen Fantasie, der Glaube an Gutes, Hoffnung, Begeisterung und unbändige Freude.

Ich habe einige Bloggerinnen, die auf ihren Blogs Jugendbücher besprechen, das Alter des Zielpublikums aber schon überschritten haben, gefragt, warum sie gerne Jugendbücher lesen.

Das sind ihre Antworten:

Damaris Metzger, Bloggerin auf damarisliest und damarisliestmini:


"Ich lese gerne Jugendbücher ... weil sich mich meist genau dort abholen wo ich stehe. Das klingt für einen Leser jenseits der Zielgruppe zwar etwas suspekt, ist es aber überhaupt nicht. Ich empfinde die Themen als sehr realistisch oder kann mich mit dem Inhalt aufgrund eigener Erfahrungen identifizieren. Jugendbücher haben eine sehr einfache, klare Sicht auf die Dinge. Dazu eine tiefgründige Leichtigkeit, die ich beim Lesen nicht mehr missen möchte."


Jessica Czerner, Bloggerin auf Primeballerina's Books:

"Ich lese gerne Jugendbücher, weil sie meiner Meinung noch oftmals viel lebendiger, unterhaltsamer und authentischer sind als "erwachsene" Bücher. Zumal bieten die Geschichten in Jugendbücher eine so breite Themenvielfalt an, dass ich da so gut wie immer das richtige Buch für die richtige Stimmung und Leselaune finde."




Nicole Forrer, Bloggerin auf Favolas Lesestoff und Favolina + Junior:


"Ich lese gerne Jugendbücher, weil ich mit ihnen super in andere Welten abtauchen und so den oft stressigen Alltag hinter mir lassen kann. Jugendbücher haben eine enorme Bandbreite und lassen sich meistens sehr flüssig und flott lesen, so dass ich einfach geniessen kann."




Warum lest ihr Jugendbücher?
Was macht für euch den Reiz an diesem Genre aus?


Warum lest ihr keine Jugendbücher?
Was hält euch davon ab zu Büchern zu greifen, die nicht auf euer Alter zugeschnitten sind?

14 Kommentare:

  1. Hey =)

    Ich lese ja auch zum Großteil Jugendbücher. Und das Argument, dass Favola geäußert hat, passt auch zu meiner Einstellung. Dem Zielgruppen Alter bin ich ja auch schon seit einiger Zeit entsprungen, aber das hält mich keineswegs davon ab immer wieder zu Jugendbüchern zu greifen. ;-) Übrigens sind die Cover irgendwie meist die Schönsten auf dem Buchmarkt. Keine Ahnung warum das so ist.^^

    Ganz liebe Grüße
    Katie♥

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    1. Liebe Katie,

      da gebe ich dir absolut recht. Die Jugendbuchcover sind oft viel schöner, als andere.
      Ich hab gerade aktuell meine Regale aussortiert und Jugendbücher rauszunehmen viel mir auch deutlich schwerer. Einige von ihnen habe ich hauptsächlich deswegen stehen lassen, weil sie so schön aussehen :D

      Liebe Grüße
      Nanni

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  2. Hallo ♥

    Wirklich ein schöner Post! :)
    Mit 19 Jahren bin ich wohl "offiziell" keine Jugendliche mehr, aber ich denke dass ich immer noch ein wenig unter die Zielgruppe der Jugendbücher falle. Aber ich denke ich werde sie auch in fünf Jahren noch gerne lesen. :)
    Obwohl ich merke, dass sich mein Buchgeschmack immer mehr verändert und ich jetzt auch oft zu Klassikern, Romanen und Sachbüchern greife.

    Alles Liebe,
    Jasi ♥

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    1. Hallo Jasi,

      danke :)
      Ich denke, es ist ganz normal, dass man mal mehr Bücher zu dem Thema liest und dann auch wieder andere Themen interessant sind (irgendwie habe ich heute Sprachschwierigkeiten :D).
      Ich habe eine ganze Zeit lang wenig Jugendbücher und Fantasy gelesen und merke jetzt wie sehr sie mir gefehlt haben, also lese ich sie wieder vermehrt :)

      Liebe Grüße
      Nanni

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  3. Ich persönlich finde, dass man das bei manchen Büchern gar nicht mehr so unterscheiden kann zwischen regulärer Fantasy u. Jugendbuch, einfach weil in manchen Sachen da genauso viel Sex u. Gewalt vorkommt wie in "erwachsener Fantasy".
    Ich persönlich greife auch deshalb lieber zum Jugendbuch, weil manche regulären Fantasybücher einfach so trocken geschrieben sind.
    Da gibts manchmal (gefühlt) ewig lange Landschafts- u. Gebäudebeschreibungen, usw. Ja, über die Welt in der das alles spielt muss man natürlich auch ein Bild liefern, aber Jugendbücher bringen das oft einfach besser rüber, und ich kann es mir auch besser merken.

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    1. Liebe Mikomi,

      mir gehen Jugendbücher oft sehr viel mehr unter die Haut, weil dort häufig sehr bedrückende Themen behandelt werden.

      Was Fantasy angeht, gebe ich dir absolut recht. Ich lese wirklich gerne Fantasy, aber wenn ich Landschaft möchte, dann schaue ich aus dem Fenster ;)

      Liebe Grüße
      Nanni

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  4. Auf mich wirken die Themen in Jugendbüchern oft greifbarer. Bzw. die Art und Weise, wie diese dargestellt werden und sich am Ende lösen.
    Ausserdem kann ich mich noch immer oft mit einigen Themen identifizieren. Gerade diese Sinnsuche im Leben, die du auch angesprochen hast, die hört ja eigentlich nie so ganz auf, ist mal stärker mal schwächer vorhanden, je nach Lebensabschnitt. Und das schöne an Jugendbüchern: oft enden sie positiv und damit meine ich nicht, dass am Ende das rosarote Einhornglitzerfest kommt. Nein, selbst wenn am Ende jemand stirbt (was ihrer realitätsnähe geschuldet sogar häufiger mal vorkommt - je nach Thematik), kann man doch irgendwie IMMER etwas Positives aus dem ganzen Geschehen herausziehen. Das wird mich wohl immer begeistern. Auch wenn ich die Zielgruppe als 23-jährige zugegebenermaßen noch nicht sooooolange verlassen habe ��
    Und zuletzt: ich finde es immer spannend zu beobachten, wie andere mit Problemen umgehen und diese bewältigen. Und die Probleme von Jugendlichen sind oft so 0815, dass man sie entweder verstehen kann oder sogar kennt. Was will ich denn vom Krimi "lernen"? - auch wenn er als Unterhaltung natürlich super ist. Und ok, sicherlich kann man auch im Krimi und Co super Botschaften einbauen (geht bei meiner heißgeliebten Fantasy ja auch), aber der Krimi gibt mir einfach nichts. Er spielt in der Realität, gestaltet sich durch diverse Verbrechen für mich jedoch oft viel zu weit weg von meiner Lebensrealität, dass ich es einfach nicht lese. Aber darum gehts ja nicht.
    Was ich auch immer schade finde: wenn ich nicht auch ne Jugendbuchleserin traf, reagierte noch NIE jemand: cool, Jugendbücher!
    Entweder wurde gefragt: echt, warum denn das?
    Oder es kam: immer noch? Da bist du ja schon länger hängen geblieben...
    Nein, bin ich nicht. Ich habe mich ganz freiwillig dafür entschieden und werde es auch solange tun, wie ich Lust dazu habe :)
    Danke für den Beitrag und liebe Grüße!
    Charlousie

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    1. Hallo meine Liebe,

      wir haben uns auch schon viel zu lange nicht gehört :)

      Stimmt, der Identifikationsgrad ist viel höher. Auf Facebook schrieb Steffi Hasse zu diesem Beitrag, dass sie immerhin mal Jugendliche gewesen sei, aber noch nie Detektivin, Vampir oder ähnliches :D

      Ich finde es auch total schade, dass Jugendbücher so wenig geschätzt werden. Es gibt darunter nicht nur thematisch hochwertige Romane, sondern auch sprachlich sehr gut verfasste Geschichten. Wie z.B. die Bücher aus dem Königskinder Verlag.

      Viele liebe Grüße
      Nanni

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  5. Auch ich lese sehr gerne Jugendbücher und hab nicht das Gefühl, dass ich mich dafür rechtfertigen muss, weil ich schon 40 Jahre alt bin. Ich lese sie z.B. gerne, weil sie mich an meine eigene Jugend erinnern, besonders das Gefühlschaos, die Unbeschwertheit, oder auch das Kribbeln im Bauch wenn man verliebt war. Die Zeit rennt einem einfach davon und besonders beim Lesen von jugendlichen Liebesromanen hab ich oft das Gefühl, als wäre es erst vor kurzem gewesen, dass ich schwer verliebt in der zehnten Klasse gesessen habe. ;o)
    Ganz selten passiert es zwar, dass ich mich doch als zu alt für ein Jugendbuch empfinde und denke, dass es mich mit ca. 16 Jahren besser unterhalten hätte, aber auch bei Erwachsenen-Literatur greift man ja mal daneben...
    Ich werde sicher auch in 20 Jahren noch Jugendbücher lesen, schließlich haben wir doch in uns drin alle noch etwas Jugendliches mit den dazugehörigen Träumen und Sehnsüchten. :o)
    Liebe Grüße,
    Melanie

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    1. Liebe Melanie,

      du hast es so schön in Worte gefasst. Ich kann dir nur zustimmen.
      Ich glaube dann, wenn man sich für etwas "zu alt" fühlt, ist man es auch tatsächlich. So lange man flexibel ist und auch mal über den Tellerrand schaut, bleibt man auch im Kopf jung.
      Und wie du schon sagst, auch in der Erwachsenenliteratur gibt es mal einen Fehlgriff.

      Liebe Grüße
      Nanni

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  6. Hallo,
    jetzt muss ich doch auch glatt mal meinen Senf dazu geben.
    Ich finde, es hat nichts mit dem Alter zu tun, ob man Jugendbücher liest oder nicht. Eher im Gegenteil. Manchmal lässt es einen auch sogar in Erinnerungen schwelgen, wie man vielleicht selbst in dem Alter war.
    Gewisse Dinge hat man selbst schon erlebt und kann nachvollziehen, wie der Charakter handelt.. oder auch nicht.
    Ich werde auch oft belächelt oder darf mir Kommentare anhören wie "Wiiie..? Du liest Jugendbücher? Aber du bist doch schon über 30!!" ... Ja bin ich und ich hab Spaß dran. :D
    Und nur das zählt.

    Liebe Grüße
    Melanie

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    1. Liebe Melanie,

      eben. Genau das ist es. Lesen sollte Spaß machen. Ganz egal, welches Genre.
      Andere dafür zu verurteilen oder zu belächeln, finde ich schlichtweg arrogant und unverschämt.
      Schön, dass es so viele LeserInnen gibt, die ähnlich denken und sich die Freude an Jugendbüchern nicht vermiesen lassen :)

      Liebe Grüße
      Nanni

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  7. Ich lese ab und zu auch gern Jugendbüchern, aus den Gründen, die hier schon genannt wurden. An Themen ist so viel verschiedenes dabei und besonders Bücher mit sozialen Themen, schwierigen Familien, Missbrauch etc thematisieren, lese ich neugierig. Aber für mich macht es die Mischung. Zwischendurch muss es dann auch mal wieder ein spannender Thriller oder ein Erwachsenenroman sein. Aber ganz wichtig finde ich, niemanden wegen seiner Lektüre zu verurteilen oder von oben herab anzuschauen. Jeder sollte lesen (dürfen), was er mag!
    Ein schöner Beitrag.
    Liebe Grüße,
    Julia

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    1. Liebe Julia,

      ja, so sehe ich das auch. In erster Linie soll lesen Freude bereiten. Egal für welches Genre man sich entscheidet.
      Viele Jugendbücher sind so emotional und tiefgründig geschrieben, dass sie einem richtig fies unter die Haut gehen. Wenn ich bspw. an "Was bleibt, wenn ich verschwunden bin" von Lilly Lindner, "Alles so leicht" / Meg Haston oder "In deinem Licht und Schatten" / Louisa Reid denke - alles Jugendbücher mit ernsten so drückenden Themen, das ich sie manches Mal zur Seite legen und Luft holen musste, bevor ich weiterlesen konnte.

      Freut mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat :)

      Liebe Grüße
      Nanni

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