26.04.20

Gut Greifenau 03. Morgenröte | Hanna Caspian


ACHTUNG!! Band 3 der Gut Greifenau Reihe. Die Rezension enthält Spoiler zu vorangegangenen Bänden.




1918 ist der Frieden mit Russland in greifbarer Nähe.
Nach einem Mordanschlag ist es fraglich, ob Konstantin das noch erleben wird. Immerhin pflegte die Dorflehrerin Rebecca ihn aufopferungsvoll. Graf Adolphis indes ist verzweifelt. Durch den Kauf von Kriegsanleihen ist das Gut hoch verschuldet.
Gräfin Feodora drängt Katharina zur Hochzeit mit dem Scheusal Ludwig, einem Neffen des Kaisers. Diese Verbindung wird zur Überlebensfrage für Gut Greifenau. Doch Katharinas Herz schlägt für den Industriellensohn Julius. Kurz vor der Hochzeit flieht sie. In Berlin gerät sie mitten in die Wirren der Novemberrevolution.
Der Krieg ist zu Ende und der Kaiser selbst geflohen.
(Text & Cover: © Droemer Knaur; Foto: © N. Eppner)


Was für eine Geschichte!! Mit jedem Band steigert sich Autorin Hanna Caspian, so dass ich mit Recht nach jedem neuen Buch aus der "Gut Greifenau"-Reihe sagen kann: diese Autorin versteht ihr Handwerk. Es gelingt ihr die Reihe so aufzubauen, dass sie mehr und mehr begeistert, dass alle Fäden zueinanderlaufen und ich als Leserin den Charakteren treu bleiben möchte, obwohl sie selbst einen steten Wandel vollziehen. Ich verstehe, dass die zunächst als Trilogie angesetzte Reihe so sehr begeistert, dass weitere Bände geschrieben und veröffentlicht wurden und ich freue mich auf jede weitere Minute, die ich auf Gut Greifenau verbringen kann.

Wieder wird die Familie derer von Greifenau Spielball historischer Ereignisse. In den Köpfen der Menschen schwelt noch der Krieg, obwohl der Frieden in scheinbar greifbare Nähe rückt. Das Ende der Kämpfe spaltet die Menschheit, ja sogar innerhalb der Familie kommt es zu unterschiedlichen Ansichten. Feodoras verwandschaftliche Band zu Russland führen zu Streitigkeiten, die Vernunft scheint der Gräfin mit dem Abdanken des Adels ebenfalls abhanden gekommen zu sein. Sie ist harscher, roher und besitzergreifender, als je zuvor. Dies bekommt vor allem Nesthäkchen Katharina zu spüren, die den Gewalttätigen Neffen des Kaisers heiraten soll, um Feodoras Platz in der Gesellschaft zu sichern und der Familie zumindest einen letzten Rest Würde zu bewahren.

Nicht nur der Adelstitel schwindet, auch die finanziellen Rücklagen der Familie sind mehr und mehr aufgebraucht. Durch die vom Krieg herbeigeführte Notlage, aber auch durch Adolphis Misswirtschaft und Neigung zu Spiel und Prostituierten. Letztere kosten ihn nicht nur viel Geld, sondern auch seine Gesundheit. Die letzte Hoffnung des Gutes ist Konstantin, der jedoch Opfer eines Mordanschlags wird.

Kann die unbeugsame Kataharina, die mehr Toleranz für neue Denkansätze an den Tag legt, als es ihrer Mutter recht ist, die Familie vor dem Untergang bewahren? 

Katharina ist für mich eine DER Figuren dieser Romanreihe. Sie verkörpert alles, was ich mir auch heute noch von (jungen) Frauen wünsche. Sie schwimmt nicht mit dem Strom, ist offen für Neues, denkt kritischund reibt sich auf, um gegen Unrecht anzugehen. Erschien sie mir in Band 1 noch als dummes, junges Ding, bin ich begeistert von ihrer Entwicklung und sehe sie als moderne Figur im historischen Kontext. 

Überhaupt sind es die weiblichen Figuren, die mich begeistern. Caspian verdeutlicht an ihnen wie hart wir Frauen uns Rechte erkämpfen mussten, wieviel Arbeit in diesem Bereich auch nach wie vor noch geleistet werden muss. Obwohl es sich um eine fiktive Geschichte handelt, setzt Caspian bei mir viel in Bewegung. Ich lerne, ich erkenne, ich überdenke. Wissen und verstehen ist Macht, ist Hilfsmittel für Veränderung. Dieses Wissen darf sehr gerne aus einem wirklich gut geschriebenen, unterhaltsamen und für eine breite Masse verständlichen Roman kommen. Weiter so, liebe Frau Caspian, es gibt auch in anderen Jahren unserer Geschichte noch viel (Auf-)Klärungsbedarf.


Buchinfo:

576 Seiten
Taschenbuch 9,99 €


Reiheninfo:
1. Gut Greifenau. Abendglanz
2. Gut Greifenau. Nachtfeuer
3. Gut Greifenau. Morgenröte
4. Gut Greifenau. Goldsturm
5. Gut Greifenau. Silberstreif (ET: Dezember 2020)


Rezensionen: © 2020, Nanni Eppner

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