05.01.21

Zugvögel | Charlotte McConaghy

 

 

Auf der Suche nach Erlösung folgt eine junge Frau den letzten Küstenseeschwalben in die Antarktis
Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel zu verschwinden beginnen, beschließt die Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Inmitten der exzentrischen Crew eines der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, vor ihrer Vergangenheit kann Franny nicht fliehen. Ihr folgt das Geheimnis eines Verbrechens, die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe. Und schon bald entwickelt sich die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.

Charlotte McConaghys »Zugvögel«, in deutscher Übersetzung von Tanja Handels, ist eine Ode an die wilden Geschöpfe dieser Erde und eine bewegende Geschichte über die Wege, die wir für die Menschen gehen, die wir lieben.
(Text & Cover: ©S. Fischerverlage; Foto: © N. Eppner)

Seit ich die letzten Zeilen in "Zugvögel" gelesen habe, frage ich mich, wie ich meine Gefühle für den Roman, für Protagonistin Franny in Worte fassen soll. Ihre Geschichte hat bei mir keine Tränen ausgelöst, wie bei vielen anderen Leserinnen und Lesern, aber sie hat mich sehr tief berührt. Mich auf einer persönlichen Ebene aufgefangen und bewegt.

Franny lebt in einer Zeit, in der viele Tierarten ausgestorben sind. Darunter meiner Lieblingstiere, die Tiger. Ihre Existenzgrundlage wurde ihnen genommen. Damit dieses Schicksal den Küstenseeschwalben nicht widerfährt, erforscht Franny deren Leben, begleitet sie bis in die Antarktis. Franny fühlt sich Tieren und dem Meer seit jeher verbunden. Mit Menschen ist es für sie schwieriger. Bis dieser eine Mensch kommt, der sich in sie verliebt und sie so akzeptiert, wie sie ist. Mit all ihren Kanten und dieser Eigenart, die ihr ein Zusammenleben erschwert. Franny fühlt sich immer wieder getrieben. Sie sehnt sich so sehr nach Bewegung in ihrem Leben, das sie manchmal einfach losgeht und keiner ahnt, wo sie wieder zur Ruhe kommt. Ein Gefühl, mit dem sie mir sehr nah steht. Manchmal ist das so, dass man Protagonist*innen trifft, die einem ähneln. Frannys Sehnsucht nach stetigem Wandel, nach immerwährenden Veränderungen, ihre Rastlosigkeit, auch getrieben durch den Wunsch etwas verändern zu wollen, haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Haben mich dazu gebracht über mich selbst nachzudenken, einiges zu hinterfragen, aber auch mit mir ins Reine zu kommen.

Auf ihrer Reise zur Antarktis trifft Franny auf eine Crew von Fischer*innen. Sonderbare Persönlichkeiten, wie es auf den ersten Blick scheint. Menschen mit Narben auf dem Herzen, wie auf den zweiten und dritten Blick klar wird. Ihr Alltag steht im Gegensatz zu Frannys Tätigkeit. Sie möchte Tiere schützen, die Fischercrew fängt Tiere, um sie zu essen. Sorgt für Überfischung, nimmt anderen Tieren die Lebensgrundlage, bringt das Ökosystem der Meere durcheinander. Ist tatsächlich alles so schwarz-weiß zu betrachten, wie es auf den ersten Blick scheint?

Franny sieht sich vielen Herausforderungen gegenüber. Eine davon ist es die Zukunft zu retten, eine andere die Vergangenheit zu vergessen oder zu verarbeiten. Franny trägt Geheimnisse im Herzen, die zum Ende des Romans ans Licht kommen und mich bis ins Mark erschütterten. 

"Zugvögel" ist die dramatische Geschichte eines menschlichen Schicksals, aber auch eine Warnung, ein Versuch aufzurütteln. Wir alle müssen aufwachen, müssen Schatten bekämpfen, uns um unsere Zukunft und die unserer Erde kümmern. Charlotte McConaghy spricht eine sanfte Warnung aus, erhebt keinen Zeigefinger, sondern rührt an unseren Emotionen. Poetisch, in einer feinen Sprache, die nachhallt.


Buchinfo:

400 Seiten
Hardcover 22,00 €
ÜBERSETZUNG: Tanja Handels

Rezensionen: ©2021, Nanni Eppner

2 Kommentare:

  1. Huhu, ich habe erst vor zwei Tagen im Podcast der Monatslese Lurz & Sauer über das Buch so viel Lob gehört, lustig, dass ich hier nun gleich nochmal davon lese.:)
    Ich hätte es mir anhand des Titels und Covers (auch wenn es auf der Liste für den Buchpreis stand) nicht näher angesehen, klingt aber inhaltlich nun, auch dank der Rezi, doch nicht ganz uninteressant für mich:) Ich werd mir mal eine Leseprobe anschauen:)
    Lg Kathrin

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    1. Hallo,
      Tinas Schwärmerei hat mich auch daran erinnert, dass ich unbedingt mal meine Rezi dazu schreiben muss :D
      Ich kann es wirklich nur empfehlen. Mir ist die Geschichte sehr nah gegangen und die Auflösung des Geheimnisses ist so wunderbar unvorhersehbar, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe.
      Lg Nanni

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