30.10.21

Das unsichtbare Leben der Addie LaRue | V.E. Schwab (Übersetzung: Petra Huber, Sara Riffel)




Frankreich im Jahr 1714. Die junge Addie LaRue möchte nur eins: Den Beschränkungen der Provinz entkommen und ein selbstbestimmtes Leben führen. In einem Moment der Verzweiflung schließt sie einen Pakt mit dem Teufel, der ihr Freiheit und ewige Jugend verspricht. Doch der Preis ist hoch: Niemand, den sie trifft, wird sich an sie erinnern. Und so beginnt ihre Reise durch die Jahrhunderte, die Addie an die faszinierendsten Orte der europäischen Geschichte, aber auch an die Grenzen der Einsamkeit und Verzweiflung führt. Bis sie im Jahr 2014 in New York einen jungen Mann trifft, der sie nicht mehr vergessen kann.
(Text & Cover: ©Fischer Tor; Foto: ©N. Eppner)

Addie LaRue lebt seit 300 Jahren. Sie ist einen Pakt eingegangen, der ihr die Freiheit verspricht. Freiheit niemandem zu gehören, als sich selbst. Niemandem zu gehören heißt auch, dass sich niemand erinnert. Weder an Addie, noch an die Gefühle mit denen sie sich begegnet sind. Während Addie beginnt sich zu verlieben, wird sie von ihrem Gegenüber wieder vergessen. Muss jeden Tag aufs neue hoffen gesehen und gemocht zu werden.

Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Aufs erste Wort. Von der ersten Seite an. Die zarten Bande, die V.E. Schwab knüpft, die zusammengewoben ein unbeschreibliches Kunstwerk ergeben, das mich auf jeder Seite berührt. Ein feines Gefühl legt sich sanft über mein Herz, bleibt dort, kehrt zurück, wenn ich mich an Addie erinnere.

Genau das wünscht sich die Protagonistin. Einen Morgen, an dem ihr Gegenüber mit diesen Gefühlen aufwacht. Nicht peinlich berührt. Addie nicht dem Kampf ausgesetzt, zeigen zu müssen wer sie ist, ohne überhaupt wirklich gesehen zu werden. Andererseits hat sie gelernt mit ihrem Fluch zu leben. Hat gelernt dem Dunkel die Stirn zu bieten. Bis sie einen Mann trifft, der sich an sie erinnert. Der alles ermöglicht, was sie sich erträumt hat. Der alles durcheinanderwirbelt.

Es wird mir nicht gelingen in Worte zu fassen, was V.E. Schwab mit Addie LaRue erschaffen hat. Was sie mit ihrem Roman bei mir auslöst. Wäre ich eine großartige Künstlerin könnte ich es in einem Bild zeige, wäre ich eine großartige Schriftstellerin, könnte ich es vielleicht schriftlich ausdrücken. Wäre ich eine Musikerin, könnte ich einen Song schreiben, der all meine Emotionen für Addies Geschichte ausdrückt. All das bin ich nicht und deshalb muss ich versuchen so gut es geht zu umschreiben wie sehr mich der Roman zerrissen und glücklich gemacht hat. 

Wie ein Lieblingssong, der sich auf deine Seele legt, wenn du ihn brauchst. Das könnte passen. Lieblingsbuch. Nicht Highlight des Jahres, sondern die Riege der geliebten Bücher. Herzensbuch. Das passt auf jeden Fall. 

"Denn sie kann nie mit etwas abschließen, sich nie verabschieden - keine Schlusspunkte setzen, keine Ausrufezeichen, nur ein ganzes Leben voller Auslassungspunkte. Alle anderen dürfen neu anfangen, mit einer leeren Seite, aber ihre sind alle vollgeschrieben." (S. 464)

V.E. Schwab kratzt unter meiner Haut. Emotional. Was sie mit Addie LaRue handwerklich geschafft hat zeigt, dass sie eine der ganz großen ist. Ich kann mir vorstellen, wie sehr sie in ihrem Roman versinkt. Wie sie mit Addie leidet und mit ihr liebt. Wie sie in dunkle Ecken kriecht, um Handlungen greifbar zu machen, und gleichzeitig Räume schafft, in denen ich mich emotional verkriechen oder aufblühen kann. In denen meine eigenen Gedanken schweben und eigene Wege gehen können.

Freiheit ist das, was wir daraus machen. Addie zeigt, dass sie wichtig ist, aber nicht immer als solche ersichtlich. Das wir immer die Möglichkeit haben und dass wir immer die Möglichkeit nutzen sollten, unsere Freiheit auszuleben. 

Ich wünsche mir, dass sich viele Leser:innen öffnen für Schwabs besonderen Roman. Dem eigenen Denken Freiheiten lassen.  Emotionen Freiraum geben. Und sich ebenso Hals über Kopf in dieses Buch verlieben wie ich.


Buchinfo:

Paperback
18,00 €


Rezensionen: ©2021, Nanni Eppner

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